Auf der Traumschleife Arten-Reich führen Passagen durch dunkle Wälder, Wege über Felder und Wiesen, mit herrlichen Aussichten über die Hunsrückhöhen. Und der Wanderer folgt auch Dichters Spuren.
Als wir am Startpunkt am Campingplatz in Heidenburg wenige Meter unterwegs sind, steigen die ersten Feldlerchen in die Höhe und lassen ihren wunderbaren Gesang hören. Vorbei an Obstbäumen folgen wir der Wegführung zwischen Feldern und Wiesen.
Kurz bevor wir die nahe Landstraße erreichen, wird auf einer großen Informationstafel an Peter Mergener erinnert: „Was Heidenburg besonders auszeichnet, ist seine schöne Umgebung. Es gibt auf dem ganzen Hunsrück kaum einen Ort, der so prächtige Ausblicke in der Ferne aufweisen kann, wie sie hier geboten sind.“ Worte aus seinen Erzählungen „Hunsrück mein Heimatland“.
Der Heimatdichter Peter Mergener wurde 1875 in Heidenburg geboren. Seine Erzählungen ranken um die Menschen seiner Heimat, deren Lebensumstände und die Umgebung Heidenburgs.
Die unmittelbare Heimat des Peter Mergener werden wir während der Wanderung rund um Heidenburg näher kennenlernen.
Nach diesen Informationen überqueren wir die nahe Kreisstraße. Die Wandertrasse verläuft für einige Meter entlang der Straße, ehe wir talwärts zum nahen Wald wandern. Es geht nun stetig auf sanftem Untergrund bis zum Büdlicher-Bachtal leicht bergab. In den Feuchtwiesen grasen Kühe. Dem Wiesenweg folgt ein schmaler Waldpfad, ehe wir rechts in einen weiteren Waldpfad abbiegen. Zunächst im Wald und später durch ausgedehnte Wiesen wandern wir nach oben zum höchsten Punkt der Tour.
Im Zickzackkurs durchwandern wir Felder und Wiesen, die allesamt mit bunten Farbtupfern übersät sind. Neben den herkömmlichen Blumen finden wir auch die Gewöhnliche Scharfgarbe, Skabiosen, die Wiesen-Flockenblume, den Kleinen Wiesenknopf oder das Mausohr-Habichtskraut, um nur einige wenige zu nennen.
Infotafel über Schriftsteller Andres
Nachdem wir die Straße zwischen Heidenburg und Büdlich überquert haben, wandern wir durch eine leicht hügelige Landschaft, die zahlreiche Ein- und Aussichten mit stillen Seitentälern, kleinen Wäldchen, Streuobstwiesen und Feldern bietet. Aus verschiedenen Blickwinkeln nähern wir uns Heidenburg.
Auf einer weiteren Informationstafel werden wir über den Schriftsteller Stefan Andres informiert, der 1906 im Tal der Kleinen Dhron, nur wenige Kilometer von Heidenburg, geboren wurde. Stefan Andres gehört zu den bekanntesten Autoren der Nachkriegszeit. Der 1970 in Rom verstorbene Andres warnte in seinen zeitkritischen Schriften während der Zeit des deutschen Wirtschaftswunders vor allem vor der Verharmlosung des NS-Regimes. Sein frühes Werk handelt von Personen und Geschehnissen in seiner Heimat. In seinem Roman „Die unsichtbare Mauer“ beschreibt er den Bau der Dhrontalsperre und die damit verbundenen Schicksale der Menschen, die infolge des Staudammbaues vertrieben wurden.
In seinem autobiografischen Roman „Der Knabe im Brunnen“ erinnert sich Stefan Andres daran, wie er erstmals von der Familie mit zur Kirche genommen wurde und aus dem engen Dhrontal hinter den Bergen auf die Höhe zum Zummet kam: „Auf die Höhe, wo der Weg aus dem kleinen Tal der Dhron in das große Moseltal hinüberläuft. Ich fühlte, wie mein Blick, der drunten am Bach immer gegen den Berg anstieß, in die Ferne fliegen konnte, weiter und noch weiter. – ‚Dat is de Mosel‘, sagte Vater und sein langer Finger wies in die Tiefe vor uns. – Was mir bis dahin nur aus den Worten der anderen bekannt war, nun sah ich es … während ich schaute, fühlte ich mich angeschaut vom Fluss und von den Bergen.“
Die Stefan-Andres-Gesellschaft in Schweich an der Mosel sammelt und archiviert Dokumente zu Leben und Werk von Stefan Andres (www.stefan-andres-gesellschaft.de).
Wenig später überqueren wir die Kreisstraße K76. Zunächst führt die Wegtrasse durch ein Waldstück. Anschließend sind wir bis Heidenburg durch Wiesen unterwegs. Am Wanderpunkt „8 Kilometer“ unserer Tour können wir das Moseltal mit den teilweise steil abfallenden Rebhängen gut erkennen.
Eine weitere Infotafel stellt uns den 1462 im nahen Trittenheim an der Mosel geborenen Abt, Gelehrten und Humanisten Johannes Trithemius vor. Da dessen Vater aus Heidenburg stammte, wurde er als Johannes Heidenberg geboren. Als Abt in Sponheim sammelte er über zweitausend Handschriften.
Später wechselte er vom Kloster Sponheim nach Würzburg, wo er sich neben seinen literaturgeschichtlichen und heimatkundlichen Betrachtungen auch der Alchemie widmete.
„Man soll sich sehr in Acht nehmen, rückwärts zu gehen – gehen wir lieber vorwärts, so gut wir können“, schreibt der junge Student Johannes Heidenberg in einer Selbstbeschreibung.
Wir nehmen ihn beim Wort, nehmen uns in Acht und kommen entlang des Schmetterlingspfads nach wenigen Minuten zum Ausgangspunkt unserer Wanderung zurück.