Mobilität und Nachhaltigkeit sind Themen, die in Zukunft eng miteinander verknüpft sein sollten. Um diese Botschaft zu verbreiten, hat sich Alica Schönland auf den Weg gemacht und mit ihrem Fahrrad einige EU-Länder bereist.

Radfahren hat viele Vorteile. Es ist gut für die Gesundheit, hält fit, schlank und bringt das Herz-Kreislauf-System in Schwung, trainiert die Muskulatur und macht dabei auch noch Spaß. Dazu bewegt man sich an der frischen Luft. Und das klimaneutral. Der einzige Nachteil gegenüber dem Auto besteht eigentlich nur darin, dass man weniger Dinge transportieren kann und bei strömendem Regen ziemlich nass wird. Urlauben oder besser gesagt Reisen ist mit dem Fahrrad trotzdem möglich. Alles eine Frage der richtigen Ausrüstung. Glauben Sie nicht? Die Wienerin Alica Schönland hat es unlängst vorgemacht. Mit ihrem Gravelbike – einer Mischung aus Rennrad und Mountainbike – ist die 24-Jährige in 17 Tagen quer durch Europa geradelt. Mit im Gepäck ihr Smartphone, um das Ganze bei Instagram zu dokumentieren, und mit einer Mission: nämlich Aufmerksamkeit für das Thema Umweltschutz zu erregen.
Sie engagiert sich auch im Alltag

Im Alltag fährt die junge Frau fast ausschließlich mit dem Rad, ihr Freund hat ein E-Auto, beide ernähren sich vegan, trennen Müll und versuchen auch sonst ihren CO2-Fußabdruck möglichst gering zu halten. Aber weil ihr das allein nicht reicht, reifte im vergangenen Jahr die Idee mit der Radreise. Seitdem ist sie nämlich auch EU-Klimapakt-Botschafterin und möchte damit Alternativen zum Reisen mit dem Verbrenner aufzeigen. Klimafreundlich ist ihre Wahl der Mobilität und ihr sollen es möglichst viele gleichtun.
„Im Prinzip kann jeder mit dem Rad reisen“, meint Schönland. Wer Gepäck dabei hat, könnte auch einen Anhänger ziehen. Mit E-
Bike kein Problem. „Ich bin jeden Tag um die 160 Kilometer gefahren. Zwischen 50 und 100 sind wesentlich angenehmer und machbar für alle, die das auch einmal probieren möchten.“ Los ging es in Hamburg. Nicht nur eine Stadt, die Schönland ohnehin schätzt, sondern die auch dafür bekannt ist, besonders fahrradfreundlich zu sein. Die Radwege durch die Hafencity sind ihr bekannt, dann noch die Teilnahme an einer Klima-Demo am Rathausmarkt, um ein weiteres Zeichen für den Klimaschutz zu setzen, und weiter ging es nach Bremen. Von dort aus nach Bremerhaven, Ostfriesland, Zwolle, Amsterdam, Antwerpen, Brüssel, Charleroi, Amiens, Paris, Lachy, Bar-le-Duc, Nancy, Strasbourg, Basel, Zürich, Liechtenstein. Mit Bregenz am Bodensee war dann das Endziel erreicht. Insgesamt 15 Etappen. Was bleibt ist ein gutes Gefühl und viele unvergessliche Erinnerungen. „Als ich in Paris eingefahren bin und die Spitze des Eiffelturms gesehen habe, das war mein absolutes Highlight“, sagt die Wienerin. Neben besonderen Begegnungen bleiben aber auch unterschiedliche Eindrücke der verschiedenen Länder. „Die Niederlande sind vorbildlich beim Klimaschutz, die Radwege sehr gut ausgebaut. Überrascht hat mich Belgien – da besteht noch Nachholbedarf. Nichtsdestotrotz nehmen die Autofahrer viel Rücksicht auf Radfahrer.“ Themen wie Mülltrennung werden recht unterschiedlich behandelt. So wird in Frankreich zwar auch Müll getrennt, für Pfandflaschen gibt es bislang aber nur einen Cent. Dementsprechend schlecht läuft das Recycling in diesem Bereich.

An den verschiedenen Etappenzielen hat sie sich nicht ausschließlich von den Strapazen der Tour ausgeruht, sondern war noch in ihrer Botschafterinnen-Rolle aktiv: In Zwolle (Niederlande) hat sie das „Blauwestad“-Projekt besichtigt. Ein Projekt, das Hochwasserschutz mit Freizeitgestaltung verbindet und ein Beispiel für die Anpassung an den Klimawandel ist. In Antwerpen (Belgien) schaute sie sich vor Ort die Stadtbegrünungsprojekte an, die ja auch in deutschen Städten immer mehr Gestalt annehmen. In Paris erlebte sie die neuen Fahrradwege und Verkehrsberuhigungszonen einmal selbst und besuchte „La Recyclerie“. Dabei handelt es sich um eine Organisation, die sich für Nachhaltigkeit und Upcycling einsetzt. In Zürich (Schweiz) stand das Landwirtschaftsprojekt „Urban Farmers“ auf dem Plan. Und Vaduz (Liechtenstein) hatte neben der traumhaften Rheinroute auch nachhaltige Tourismusprojekte zu bieten, die sich die junge Frau genauer angeschaut hat.
Beruflich bewegt sie sich nun auch weiter
Zurück in Wien ist die 24-Jährige ohne Pause in Action und hat nun ihr eigenes Unternehmen gegründet. Firmen können die „Bikeventurin“ – so nennt sich die junge Frau und ihr Unternehmen (www.bikeventurafitnesstours.info) – buchen und mit ihr mehr Bewegung in ihren Alltag integrieren. Wie das geht? Das zeigt sie den Unternehmen und deren Mitarbeitern nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland. Manchmal braucht es nur einen kleinen Anstoß und das nötige Know-how und manchmal etwas intensivere Arbeit am Bewegungsapparat.
Alica Schönland hat schon in ihrem jungen Alter bemerkenswerte Leistungen im Bereich Radsport und Klimaschutz erreicht und ist gewillt, mehr zu tun. Beim Passathon im vorigen Jahr von „Österreich radelt“ errang sie den ersten Platz, indem sie 671 Klimaschutzobjekte erradelte. In 2023 legte sie beeindruckende 5.000 Kilometer mit dem Fahrrad zurück. Für dieses Jahr sind es ehrgeizige 10.000 Kilometer, von denen ein großes Soll bereits erreicht ist.
Es könnte kaum passender zu Alica Schönlands Enthusiasmus sein, dass die Europäische Mobilitätswoche in Deutschland noch bis zum 22. September in vollem Gange ist. Kommunen können sich noch bewerben, informiert werden und ähnlich Aufmerksamkeit erregen und Gutes tun, wie die Umweltaktivistin.