Der Blieskasteler Wein- und Käsemarkt lockt jedes Jahr zahlreiche Besucher an. Auch unser Gastrotester war dieses Mal wieder in der Barockstadt unterwegs. Und der nächste Genussmarkt wirft seine Schatten bereits voraus.
Am ersten Sonntag im September war ich in der schönen Barockstadt Blieskastel auf dem „Wein- und Käsemarkt“. Von 11 bis 18 Uhr konnten die Besucher des Marktes dort nicht nur kaufen, sondern auch überall probieren. Rund 30 Aussteller zeigten ihre handgemachten Produkte, und das waren weit mehr als Wein und Käse. Wir schlenderten erst einmal an den Ständen vorbei, um einen Überblick zu bekommen, was es alles gab. Natürlich konnte ich ohnehin nicht an jedem Stand stehen bleiben, zumal ich auch auf jede Menge alter Bekannter traf.
Bäckerei vielfach ausgezeichnet
Den Stand der Bäckerei Kissel aus dem Kaiserslauterer Hinterland wollte ich mir aber genauer anschauen. Ihr Stammhaus liegt in Reichenbach-Steegen, und die Bäckerei besitzt noch zwei weitere Filialen in Steinwenden-Weitersbach und in Kaiserslautern. Sie fällt Feinschmeckern immer wieder mit ihren guten Broten auf. Im gleichnamigen Magazin „Feinschmecker“ wird Kissel als eine „der besten Handwerksbäckereien Deutschlands“ erwähnt. Vom Land Rheinland-Pfalz bekam die Bäckerei den Ehrenpreis „für herausragende Qualität und besondere Leistungen im Bäckerhandwerk.“ Beide Auszeichnungen übrigens bereits fünfmal! Dazu unterstützt sie Slow Food, was ja auch schon eine Auszeichnung ist.
Ihr geht es eindeutig um Qualität. Ich kannte noch den Vater der beiden Kinder Petra und Paul, die den Laden heute führen. Karl-Heinz Carra ist leider viel zu früh verstorben. Vor etwa 20 Jahren kam ich auf einem saarländischen Gourmetmarkt mit ihm ins Gespräch und wollte wissen, warum er so besonders gutes Brot macht. Karl-Heinz sagte: „Das kannst du in unserer Backstube erleben. Komm vorbei nächste Woche, um halb vier nachts kannst du es sehen.“ Ich fuhr hin, war auch pünktlich und sah: Dieses gute Brot geht nur mit Sauerteig!
Für den Markt in Blieskastel hatte Petra eine besondere Markttüte vorbereitet, um den Kunden zu zeigen, welche Brote und in welcher Qualität es bei ihnen gibt. Sie sagte: „Wir kommen gerne aus der Pfalz ins Saarland, nach Blieskastel ganz besonders, denn wir haben hier viele Kunden.“ Für alle, die auch in Zukunft bei ihnen im Saarland kaufen wollen: Immer am letzten Samstag im Monat sind sie auf dem St. Ingberter Markt. Man kann ihr Brot auch bestellen unter www.kisselbrot.de.
Wir schlenderten weiter, besondere Käse entdeckten wir am „Tiroler Bauernstandl“ von Andreas Ecker. Er ist Spezialist für Tiroler Wurst und Käsespezialitäten. Andreas Ecker ist auf unterschiedlichen Märkten im Saarland das ganze Jahr über zu finden: etwa dienstags und freitags in Homburg, mittwochs abwechselnd in Neunkirchen und Ottweiler, donnerstags in Blieskastel, freitags in Kirkel und samstags in Zweibrücken. Neben sechs Sorten Bergkäse hat er auch laktosefreien Bio-Käse und jede Menge weitere Käsespezialitäten aus Tirol. Dazu bietet er ein wohlschmeckendes Angebot an Tiroler Schinkenspeck, Rindersalami, Knoblauchspeck, Hirsch-, Reh- und Gamsschinken und viele Spezialitäten mehr.
Direkt nebenan war ein Stand mit Wein von der Saar – das Weingut Schaffhausen aus Kanzem. Sie machen Riesling, Weißburgunder, Blauer Spätburgunder und Rivaner. Da es viele Tische auf dem Markt gab, war es kein Problem, sich an beiden Ständen etwas zu kaufen und dieses dann in Ruhe zu essen und zu trinken.
Doch unser Spaziergang war noch nicht zu Ende. Anschließend gingen wir zu Wolfgang Blumenauer aus Wolfersheim mit seinen Edelbränden von den Wolfersheimer Streuobstwiesen in der Biosphäre Bliesgau. Ich kam sofort mit einem Kunden ins Gespräch, Achim Jesel. Dieser sagte: „Der Blieskasteler Wein- und Käsemarkt ist immer ein besonderes Ereignis im Jahr. Ich stehe hier bei Herrn Blumenauer, um dessen Edelbrände aus seinen eigenen Streuobstwiesen zu probieren. Das ist für mich immer ein besonderes Highlight. Mein Favorit heute war die ,Gellerts Butterbirne‘“.
Cittaslow-Markt am 29. September
Wolfgang Blumenauer kam dazu und erzählte: „Wir sind ein Streuobstwiesenprojekt, heute bin ich alleine da. Normalerweise gehören da noch zwei Imkerinnen dazu. Wir verwerten alles, was die Streuobstwiesen so hergeben. Etwa Honig, denn wir brauchen ja die Bienen, um die Blüten zu bestäuben. Die Streuobstwiesen werden von den Politikern zwar hochgejubelt, aber das Streuobst selbst wird sehr selten genutzt. Zu einem geringen Teil als Tafelobst, für Marmeladen auch noch, aber, wenn man es richtig nutzen will, muss man es veredeln und Schnaps daraus brennen. Das ist aber jede Menge Arbeit. Wir sind so was wie die letzten Mohikaner, die dazu bereit sind. Ich hoffe, das gibt es noch länger: diese edlen Produkte ohne Zusätze, keine Aromastoffe, ohne Zucker.“ Das kann ich nur unterstützen und ich wünsche mir, dass sich noch genug Menschen in Zukunft finden, vor allem junge Menschen, die sich um die Streuobstwiesen kümmern.
Was wäre ein Markt in unserer Region ohne Besuch aus Frankreich? Es gab ihn, einen Stand mit Marmeladen. Seit 1997 betreibt Familie Frumholz einen Obstgarten im lothringischen Ormesviller, direkt an der Grenze zum Biosphärenreservat Bliesgau. Sie machen Marmeladen wie noch die Großmutter und boten unterschiedliche Marmeladen an.
Der nächste Stand hieß Gin.Liebe, wir kamen mit Lena Mosch und Peter Kirsch ins Gespräch. Ihr Geschäft ist in Homburg. Peter Kirsch erklärte: „Wir machen keinen Gin, verkaufen aber 160 Sorten. Doch wir leben nicht nur vom Verkauf, wir machen auch Tastings. Bei uns im Laden oder auch bei Ihnen zu Hause.“
Weiter ging es. Wir blieben stehen bei der Bliesgau Ölmühle. Für mich schon seit Jahren in vielen wichtigen Fragen ein wesentlicher Impulsgeber für gute Lebensmittel im Saarland. Unser Gesprächspartner am Stand ist Thomas Peter: „Die Entwicklung im Bliesgau ist so, dass es immer mehr Erzeugergemeinschaften gibt, die auch gegenseitig vernetzt sind. Die meisten betreiben auch eigene Hofläden. Aber auch in vielen Supermärkten gibt es inzwischen Regionalregale. Und diese werden auch von den Kunden nachgefragt.“ Die Bliesgau Ölmühle verschickt ihre verschiedenen Öle mittlerweile weltweit. Auf dem Markt konnten die Besucher die Produkte verkosten. Die Überreste, die beim Ölpressen entstehen, sind mittlerweile sehr beliebt als hochwertiges Viehfutter. Anfangs wurde die Mühle damit geheizt. Heute kauft ihnen ein Landwirt Tonnen davon für seine Tiere als Kraftfutter ab. Nachhaltigkeit nennt man so etwas!
Zum Abschluss gab es noch ein regionales Bier bei Herz und Heimat aus St. Ingbert. Ein perfekter Abschluss eines wunderschönen Tages.
Übrigens, die Stadt Blieskastel ist sehr rührig, ein weiterer besonderer Markt steht bereits an: der Cittaslow-Markt am 29. September ab 11 Uhr. Blieskastel ist Mitglied bei Cittaslow, der Vereinigung der lebenswerten Städte. Während bei Slow Food die Suche nach Lebensqualität am Geschmack und der Qualität der Lebensmittel ansetzt und damit auch weltweite Erfolge und eine starke Verbreitung auf internationaler Ebene erfährt, werden die Grundideale bei Cittaslow um wesentliche Elemente erweitert. So wird es auch auf diesem Markt nicht nur kulinarische Angebote geben, sondern auch handgefertigten Schmuck, selbst genähte Wohn- und Lifestyle-Accessoires, liebevoll hergestellte Dekorationen aus Holz, Figuren und Objekte aus Keramik für Haus und Garten – jedes Stück ein Unikat! Schauen Sie doch einfach mal vorbei.