Nordische Filmtage
Im Boot mit einer Katze
Mit dem animierten Abenteuerfilm „Flow“ von Gints Zilbalodis, eine Koproduktion aus Lettland, Frankreich und Belgien, werden die 66. Nordischen Filmtage am 6. November in Lübeck eröffnet. Das hat die Festivalleitung mitgeteilt. Die Filmtage finden vom 6. bis 11. November in der Hansestadt statt. Rechtzeitige Hotelreservierungen sind empfehlenswert. Der preisgekrönte Film wurde beim Festival in Cannes uraufgeführt und feiert bei den Nordischen Filmtagen seine Deutschlandpremiere. Die Geschichte, die Regisseur Gints Zilbalodis und Drehbuchautor Matīss Kaža erzählen, geht so: Nach einer katastrophalen Flut scheinen eine Katze und eine Handvoll anderer Tiere die einzigen Überlebenden zu sein. Sie retten sich in ein Boot und müssen sich trotz aller Unterschiede gemeinsam den Herausforderungen ihrer neuen Umgebung stellen. „Wir freuen uns, das Festival mit dem Werk eines jungen lettischen Animationskünstlers zu eröffnen“, kommentiert der künstlerische Leiter der Nordischen Filmtage, Thomas Hailer, die Auswahl. „Mit seinen faszinierend naturalistischen Bildtableaus entwickelt er eine ganz eigene Form der Utopie. Er lässt seinen tierischen Protagonisten ihre Eigenarten, ohne sie zu vermenschlichen. Ohne Worte kommunizieren sie auf ihrer Arche Noah und sind in entscheidenden Momenten füreinander da“, erklärt Hailer. Das gesamte Programm wird erst am 8. Oktober vorgestellt. Der Vorverkauf startet am 26. Oktober. Informationen und Tickets: www.nordische-filmtage.de
Erinnerung an Neset Ertas
Der Senat erinnert mit einer Gedenktafel am U-Bahnhof Bülowstraße an den Sänger und Komponisten Neset Ertas. Er gilt als einer der herausragendsten Künstler der türkischen Volksmusik. Ertas¸ kam 1938 im Dorf Kırtıllar zur Welt. 1957 veröffentlichte er seine erste Schallplatte. Seit den 1970er-Jahren singen viele in der türkischen Musikwelt berühmte Sängerinnen und Sänger seine Lieder. Auf Einladung seines Bruders kam Ertas¸ zur Behandlung nach Deutschland. Im türkischen Basar, der sich von 1980 bis 1991 im damals stillgelegten U-Bahnhof Bülowstraße nahe seiner Wohnung in Schöneberg befand, betrieb er bis 1985 ein Musikgeschäft. 2000 feierte Ertas¸ sein Comeback in der Türkei. 2002 lehnte er die Auszeichnung „Staatskünstler“ mit der Begründung ab, er wolle als „Künstler des Volkes“ in Erinnerung bleiben. 2010 wurde er von der Unesco zu einem „Living Human Treasure“, einem lebenden menschlichen Schatz, erklärt. 2012 verstarb er in Izmir an einer Krebserkrankung.
Kulturverführung vom 20. September 2024
Lesung: Rezepte werden vermutlich nicht ausgetauscht. Aber am 30. September um 20 Uhr sind die Autoren Saba-Nur Cheema und Meron Mendel zu Gast in der Philipp-Schaeffer-Bibliothek, um aus ihrem Buch „Muslimisch-jüdisches Abendbrot“ zu lesen und mit dem Journalisten Korbinian Frenzel vom Deutschlandfunk über Vorurteile, gesellschaftliche Spannungen und Dialog zu sprechen. „Das Buch thematisiert die zunehmende Polarisierung und die Notwendigkeit von Offenheit und Austausch über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg. Die Veranstaltung verspricht inspirierende Gespräche und Denkanstöße“, kündigt die Bibliothek an. Philipp-Schaeffer-Bibliothek, Brunnenstr. 181, 10119 Berlin, Informationen: www.berlin.de/stadtbibliothek-mitte
Kinder: Kultur für Kinder gibt es das ganze Jahr über in Berlin, der Oktober ist aber traditionell ein ganz besonderer „KinderKulturMonat“. Bereits zum 13. Mal findet er nun statt. Kinder im Alter von 4 bis 12 Jahren können sich dazu online anmelden. Auf mehr als 240 künstlerische Aktivitäten dürfen sich die Kinder und ihre Familien an den Wochenenden im Oktober freuen: von Workshops über Theateraufführungen bis hin zu Kino mit Blick hinter die Kulissen. Über 100 Kulturorte öffnen dafür ihre Türen, 15 davon sind 2024 neu mit dabei, darunter die Anna-Seghers-Bibliothek, das KW-Institute for Contemporary Art oder das Museumslabor (Museum Ephraim-Palais). Informationen: www.kinderkulturmonat.de
Ausstellung: Sind ja nur Videospiele? Von wegen! Die Ausstellung „The Soul Station“ lädt Besucherinnen und Besucher in game-basierten Installationen und fiktionalen Universen dazu ein, die jeweils eigenen ethisch-moralischen Entscheidungsprozesse zu erforschen, und hinterfragt dabei weitreichende Strukturen und Geschichten von Marginalisierung. Neben einer neuen Auftragsarbeit umfasst „The Soul Station“ einen Überblick über Danielle Brathwaite-Shirleys Videospiele der vergangenen fünf Jahre. In der Halle am Berghain steht noch bis zum 13. Oktober die Arbeit „You Can‘t Hide Anything“ im Zentrum einer von Brathwaite-Shirley geschaffenen, immersiven und unheimlichen Landschaft. Ihre Architektur erinnert an „Low Poly PlayStation 2“-Games aus den frühen 2000er Jahren und bereitet atmosphärisch auf jene geisterhaften Wesen vor, die im Spielverlauf erscheinen. Das Spiel erzählt die Geschichte einer uns ähnlichen Gesellschaft, in der kurz zuvor ein radikaler Umsturz stattgefunden hat: eine erfolgreiche Revolution gegen die globalisierte Versklavung und ein Triumph über die vormals Unterdrückenden. Gespielt wird nach einem Abstimmungsverfahren, mit dessen Hilfe Besucherinnen und Besuchern den Fortgang des Spiels entscheiden. Halle Am Wriezener Bahnhof, 10243 Berlin, Tickets: 16 Euro, ermäßigt 10 Euro Martin Rolshausen