Der Jetstream verlangsamt sich. Das hat so einige klimatische Veränderungen zur Folge, die wir vor allem beim Wetter zu spüren bekommen. Da stellt sich die Frage, ob der Wind als alternative Energiequelle gefährdet ist? Oder wird es irgendwann nur noch stürmen statt winden?
Gerade eben hat die Sonne noch geschienen. Aber kaum verdecken mehr und mehr Wolken den Himmel, zieht ein starker Wind auf. Jeder weiß, dass das ein untrügliches Zeichen dafür ist, dass gleich ein Unwetter aufzieht. Haben Sie sich schon mal gefragt, wieso das so ist – weshalb geht einem Donnerwetter und starkem Regen ein starker Wind voraus? Stürme oder starke Winde treten oft vor einem Unwetter auf, weil dabei große Temperatur- und Druckunterschiede in der Atmosphäre entstehen. Es gibt Luftdruckunterschiede, heißt, vor einem Unwetter gibt es oft einen starken Abfall des Luftdrucks in einem bestimmten Gebiet. Luft strömt dann von Hochdruckgebieten in Richtung des Tiefdruckgebiets, was zu starkem Wind führt. Eine Kaltfront zeichnet dafür verantwortlich: Wenn kalte Luft auf warme, feuchte Luft trifft, hebt die kalte Luft die warme Luft schnell an, wodurch Stürme und starke Winde entstehen. Oder Konvektion verursacht den Wind. Diese vertikalen Luftbewegungen können zu Turbulenzen führen, die starke Böen und stürmische Winde erzeugen. Diese Phänomene sind Vorläufer des eigentlichen Unwetters und können einen stürmischen Charakter haben, bevor Regen, Blitz und Donner einsetzen.
Und dann gibt es auch die stetigen Starkwindbänder in acht bis zehn Kilometern Höhe: der sogenannte Jetstream. Er ist wichtig für den Austausch von Wärme und Kälte, sonst würde es in den Tropen beziehungsweise am Äquator immer heißer und an den Polen immer kälter werden. Das alles macht unsere Wetterlage aus. Es ist in dem Fall nicht das Klima, das sich verändert. Aber veränderte Wetterlagen sind durchaus eine Folge des Klimawandels und da stehen wir tatsächlich erst am Anfang einer Entwicklung, die heute bereits spürbar ist.
Sind Unwetter für gewöhnlich zwar heftig gewesen, so waren sie doch meist schnell vorüber und zogen weiter. Verlangsamt sich der Jetstream, führt es dazu, dass das Wetter, also ein Hoch- oder Tiefdruckgebiet, länger an der ein und selben Stelle verharrt und es mehrere Tage dauern kann, bis es sozusagen weggepustet wird. Das gilt nicht nur für Deutschland und Europa, sondern für die ganze Welt.
Doch was hat das alles mit dem Klimawandel zu tun? Die Variation der Extreme ist nichts Neues. In der Vergangenheit gab es das auch schon, wie man in den Nachrichten erfährt, wenn Vergleiche zu anderen Ereignissen in zurückliegenden Jahrzehnten gezogen werden. Es geht dabei aber um Wahrscheinlichkeiten. Die Bandbreite an Wetterbedingungen, die seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen wurden, variiert stark. Da gab es schon einen März mit Minusgraden oder auch mit Werten, die die 30-Grad-Marke geknackt haben. Darum ist es schwer herauszufiltern, was Wettererscheinungen und -ausnahmen sind und welche Entwicklungen dem Klimawandel geschuldet sind. Das Klima verändert sich im Gegensatz zum Wetter langsam. Klimawandel-Leugnern spielt das in die Karten. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Jetstream dauerhaft ändert, ist groß. Der Grund dafür: Die Tiefs ziehen ihre Energie, vereinfacht gesagt, aus den Temperaturunterschieden zwischen Nordpol und Tropen. Wenn sich die Pole erwärmen, ist die Temperaturdifferenz geringer als noch vor einigen Dekaden. Der Jetstream wird dann schwächer, indem die Windgeschwindigkeiten abnehmen. Werden die CO2-Emissionen nicht sofort und drastisch reduziert, verändern sie das Klima unaufhaltsam und grundlegend, und ab dem Punkt wäre es auch mehr oder weniger egal, wieviel wir noch produzieren, das Klima verändert sich dann unaufhaltsam von sich aus, ob nun viel oder wenig CO2 in der Atmosphäre zirkuliert. Die nächsten 20, 30 Jahre sind entscheidend.