„Willkommen in der Welt der süßen Kunst“ heißt es auf der Internetseite von „Renata Patisserie“, und in der Tat sind die handgemachten Köstlichkeiten von Renate Ayten in Dillingen wahre Kunstwerke – optisch und vor allem geschmacklich.
Ein verführerischer Duft von geschmolzener Schokolade liegt in der Luft und macht es mir ehrlich gesagt schwer, mich auf mein Gespräch mit Renate Ayten zu konzentrieren. Die Inhaberin von „Renata Patisserie“ in Dillingen ist gerade dabei, jede Menge der herrlich riechenden Schokolade für ihre hausgemachten Brownies zu schmelzen. Die 32-Jährige und ihre Mitarbeiterin verwenden dafür 70-prozentige Schokolade der belgischen Schokoladenfirma Callebaut. Ein Stück Brownie bekommt man bei „Renata Patisserie“ übrigens schon für faire 2,80 Euro.
Rückblick: Schon vor längerer Zeit bin ich auf die kleine Patisserie am Rande der Dillinger Innenstadt aufmerksam geworden. Da ich weit mehr als 20 Jahre meines Lebens dort verbracht habe und der Großteil meiner Familie hier lebt, bin ich immer noch gern up to date, was meine alte Heimat angeht. Mama Köstlich ist zudem sehr backaffin und gastro-interessiert und hält mich immer auf dem Laufenden. Eines Sonntags saß ich bei ihr am Esstisch und bewunderte diese äußerst hübschen Törtchen und den mit einer Erdbeere garnierten Windbeutel vor mir. Sie erzählte, dass es seit einiger Zeit eine kleine Patisserie bei ihr um die Ecke gäbe, und ich deren tolle Backwaren unbedingt einmal probieren müsse.
Schon nach den ersten Bissen in Schoko-Nuss-Törtchen und Windbeutel war mir klar: Die muss ich anschreiben und meinen Lesern vorstellen. Und so sitze ich heute mit meiner Freundin bei „Renata Patisserie“, und wir dürfen uns durch das Sortiment probieren.
Wohlfühlatmosphäre für die Kunden schaffen
Eigentlich ist Renate Ayten studierte Lebensmitteltechnologin und arbeitet an zwei Tagen pro Woche auch in diesem Beruf. Schon lange hatte sie den Traum, beruflich selbstständig zu sein. „Nur wusste ich lange nicht, in welcher Branche ich mich selbstständig machen sollte“, erklärt die 32-Jährige. Nachdem sie ihr Studium beendet hatte und pandemiebedingt ziemlich viel Zeit hatte, reifte nach und nach die Überlegung, ihr liebstes Hobby, das Backen, zum Beruf zu machen.
Doch bis zur Eröffnung ihrer französischen Patisserie galt es, einige bürokratische Hürden zu überwinden, denn eine Bäckerei oder Konditorei zu eröffnen ist hierzulande gar nicht so einfach. Doch nach der Eintragung in die Handwerksrolle fehlte eigentlich nur noch das passende Ladenlokal. Ursprünglich wollte sie ihren Laden in Saarlouis eröffnen. „Dort waren die Mieten aber so hoch, dass ich dieses Risiko nicht eingehen wollte“, erzählt sie und suchte weiter. Schließlich stieß sie auf den kleinen leer stehenden Laden in Dillingen, für den die Vermieter eine bezahlbare Miete aufriefen.
„Besonders hat mir gefallen, dass ich hier meinen Traum einer offenen Backstube umsetzen konnte“, erzählt Renate Ayten. Ein offener und einzusehender Arbeitsbereich ist für sie wichtig, um die nötige Transparenz für ihre Kunden zu schaffen. „Meine Kunden sollen beim Hereinkommen das Gefühl haben, dass sie zu jemandem in die Küche kommen, der gerade noch etwas für sie backt“, betont sie. Eine gewisse Wohlfühlatmosphäre ist ihr wichtig.
Das ist auf jeden Fall gelungen. Als wir die Patisserie betreten, fühlen wir uns sofort gut aufgehoben. Ein bisschen so, als würde man durch eine Art Portal mitten in Frankreich in einer Patisserie landen. Ganz dezent läuft im Hintergrund französische Kaffeehaus-Musik und rundet das Konzept perfekt ab. Was würde zu dieser Atmosphäre besser passen als hausgemachte Croissants und ein Kaffee?
Croissants gibt es tatsächlich immer nur ganz wenige pro Tag in der Auslage der „Renata Patisserie“, denn die Zubereitung dauert drei Tage. Am ersten Tag bereitet Renate Ayten den Teig vor, sodass er im Anschluss ruhen kann. Laminiert und mit Butter gefaltet wird der Teig am darauffolgenden Tag, denn anschließend sollte er noch mal für etwa 24 Stunden gehen. Auf die Zielgerade zum finalen Croissant macht sich der Teig dann am dritten und letzten Tag. Dann heißt es Croissants rollen und backen. In Gedanken male ich mir aus, wie herrlich die Backstube und der gesamte Laden riechen müssen, wenn die Croissants aus dem Ofen kommen.
„Durch die langsame Teigführung sind die Croissants nicht nur super geschmacksintensiv, sondern auch total bekömmlich“, erklärt uns die Inhaberin. Qualität braucht eben ihre Zeit, und das schmeckt man bei den Produkten von „Renata Patisserie“ ganz deutlich. Bevor die Patisserie jeden Donnerstag ihre Türen öffnet, steht Renate Ayten immer mittwochs in der Backstube, um alle Vorbereitungen treffen zu können. Die Sorgfalt macht sich bezahlt, denn regelmäßig bekommt sie Feedback, dass ihre Backwaren super verträglich seien und niemals schwer im Magen liegen. Und genau dieses Kunden-Feedback motiviert sie jeden Tag aufs Neue, mit Vollgas an neuen Produkten für die Patisserie zu arbeiten.
Geschmack und Optik gleichermaßen wichtig
Ebenso möchte sie ihren Kunden vermitteln, dass es nicht immer einer überfüllten Auslage benötigt, um den Geschmack eines jeden zu treffen. Viel lieber hat sie weniger Produkte von hoher Qualität in ihrer Vitrine und somit am Abend auch weniger Überschuss, sprich Abfall. Diesen möchte sie ganz bewusst so gering wie möglich halten. Die Kalkulation hat sie mittlerweile dafür gut im Griff, sodass sie nur ganz selten Reste an Freunde und Familie verteilen kann. „Aber falls mal ein Choux au Craquelin überbleibt, esse ich den auch einfach selbst mal gern“, scherzt Ayten. Als Choux au Craquelin bezeichnet man einen französischen Windbeutel. Die gibt es bei „Renata Patisserie“ immer und zu jeder Jahreszeit. Sie werden mit unterschiedlichen Füllungen angeboten; mal mit hausgemachtem Vanillepudding oder auch mit Schoko- oder Kaffeesahne. Je nach Saison gibt es sie aber auch in ausgefalleneren Geschmacksrichtungen wie beispielsweise mit Matcha.
Wir entscheiden uns für einen Choux au Craquelin mit schokoladiger Füllung. Und allein der Anblick lässt uns fast dahinschmelzen. Meine Begleitung nimmt den ersten Bissen und ist begeistert vom Crunch in Kombination mit der Schokofüllung. Anschließend probiere ich ebenfalls und kann mich der Meinung der Freundin nur anschließen. Besonders der fein abgestimmte Süßegrad besticht im Geschmack. Hier rückt viel eher der Geschmack von feinster Schokolade in den Vordergrund, der nicht nur von der in der Füllung verarbeiteten Schokolade kommt, sondern auch von den kleinen Stückchen Valrhona-Schokolade, die dem Ganzen die Krone aufsetzen.
Ein Rätsel gibt uns aber die braune, kraterartige Struktur rund um den Windbeutel auf. „Das ist eine Art Mürbeteig, der um den eigentlichen Brandteig herumkommt“, klärt uns Renate Ayten auf. Bei ihr spielt die Optik eine ebenso große Rolle wie der Geschmack. Das wird spätestens beim Anblick der Choux au Craquelin deutlich – ein Highlight für Gaumen und fürs Auge.
Toll personalisierte Caketopper
Im Anschluss dürfen wir einen weiteren Klassiker des Hauses probieren: baskischer Käsekuchen oder auch „Burnt Cheesecake“ genannt. In der Vitrine der Patisserie findet man diese Leckerei unter „bodenlose Frechheit“, denn diese Art von Käsekuchen kommt ohne den hierzulande klassischen Mürbeteigboden aus. Diesen vermissen wir aber zu keiner Sekunde. Stattdessen sind wir hin und weg von der Cremigkeit und dem herrlichen Geschmack von Vanille. Zudem verleiht die gewollt leicht verbrannt wirkende Schicht oben auf dem Kuchen dem Ganzen ein angenehmes Karamellaroma. Was ich besonders mag, denn ich bin absolut kein Fan von Käsekuchen, der zu viel Säure hat. Hier können sich auch alle Allergiker freuen, denn die „bodenlose Frechheit“ besteht aus glutenfreien Zutaten.
Wo es Kuchen gibt, sind Torten meist nicht weit. Diese gibt es aktuell auf Anfrage und mit vier Tagen Vorlauf. Dazu kann man sich im Portfolio der „Renata Patisserie“ unterschiedliche Varianten je nach Geschmack und Optik aussuchen. Sogar vegane Varianten und Torten ohne Gluten gibt’s zur Auswahl. Auf individuelle Wünsche kann Renate Ayten bei den Portfolio-Torten allerdings nicht eingehen. Das ist aus Zeit- und Personalgründen derzeit einfach nicht möglich. Die einzige Ausnahme macht sie allerdings bei Hochzeitstorten. Diese können auf Anfrage für den schönsten Tag im Leben natürlich doch ganz nach persönlichen Vorstellungen zusammengestellt werden.
Wer auf der Suche nach dem passenden Caketopper für seine Torte ist, wird bei Renate Ayten ebenso fündig. Hierzu kooperiert sie mit ihrer Partnerin Lisa Peifer von „von Hand und Herz“. Sie fertigt super schöne personalisierte Caketopper je nach Kundenwunsch an. Somit sind nicht nur die Eier und Getränke in der Patisserie von regionalen Herstellern, sondern sogar die Tortendekoration kommt direkt aus dem Saarland.
Ich kann diese kleine, aber feine Patisserie wirklich uneingeschränkt weiterempfehlen. Auch für jeden, den es normalerweise vielleicht nicht unbedingt nach Dillingen verschlagen würde, ist ein Ausflug zu „Renata Patisserie“ die Anfahrt definitiv wert. Geschmacklich und optisch kommt man hier einfach auf seine Kosten. Die Inhaberin denkt bereits darüber nach, sich räumlich zu vergrößern und auch das Sortiment zu erweitern. Wir dürfen also gespannt sein, was uns in Zukunft noch erwarten wird!