Wer Musik mag, muss „Symptom of Life“ lieben – so einfach ist das. „Wow“, entfuhr es beispielsweise Produzent und Songschreiber Rick Beato, als er auf seinem Youtube-Kanal seinen 4,39 Millionen Followern von der großartigen Sangesleistung von Willow auf diesem Track vorschwärmte. „Diese Performance ist phänomenal“, gab der 62-Jährige unumwunden zu, der mit moderner Popmusik oftmals eher im Clinch liegt. Doch ist das, was Willow bei dem rezensierten „Tiny Desk Concerts“-Auftritt (ebenfalls auf Youtube zu finden und extrem empfehlenswert) präsentiert, wirklich nur Pop? Ist es die Zukunft des Pop, wie Beato meinte?
Die Tochter der Film-, Serien- und Musikstars Will und Jada Pinkett Smith präsentiert auf ihrem sechsten Studioalbum „Empathogen“ zwölf Lieder, komprimiert auf 32 Minuten. Das sorgt auf der einen Seite dafür, dass man das Album am Stück gut durchhören kann, und auf der anderen Seite bringt es die Kürze mit sich, dass man nicht direkt überfordert ist. Denn Anderthalbminüter wie „ancient girl“ oder „no words 1&2“ sind eher Fragmente als wirklich ausgearbeitete Songs und zeigen das Spektrum von Willows Stimme.
Schlicht großartig ist wie erwähnt „Symptom of Life“. Es sind drei Minuten voller Klavierkunst, Selbstreflexion, fettem Bass und müheloser Beherrschung der Stimme, die Oktaven rauf und runter klettert, als wäre es ein einfacher Ballwurf. Die wahre Kunst liegt jedoch darin, dass der Song im 7/8-Takt herumschlawinert und trotzdem immens eingängig ist. Wie sie später zwischen Urschrei und Verzweiflung auf „run!“ zeigt, kann Willow auch Alternative – lässt dabei die Rockgitarre jedoch im Schrank stehen. Beinahe wie klassischer Pop kommt „The Fear Is Not Real“ daher. Auch „False Self“ ist eine kleine Perle, die Billie Eilish ebenfalls gut stehen würde, wenn der Song etwas langsamer wäre.
Das alles ist fett produziert, überzeugt durchgängig mit fabelhafter Rhythmussektion, die alle Stimmvariationen mühelos mitgeht und gleichzeitig munter vorantreibt. Die 24 Jahre alte Kalifornierin zeigt sich experimentierfreudig und streift dabei doch einige von ihr bereits erprobte Genres ab.