Angesichts der Heimpleite gegen Elversberg müssen bei Hertha BSC andere Themen für positive Stimmung sorgen.
Es sollte ein Sonntagnachmittag werden, an dem man sich nur mit positiven Begleiterscheinungen trösten konnte – wie etwa dem Debüt des 16-jährigen Boris Lum, der damit zum jüngsten jemals eingesetzten Profi bei Hertha BSC wurde. Zum Zeitpunkt seiner Einwechslung in der 85. Minute führte die SV Elversberg allerdings längst mit 4:1 – geplant war dagegen, dass das Team von Trainer Cristian Fiel seine bislang schwache Heimbilanz aufbessert. Doch dann setzte es bereits die dritte Pleite im vierten Spiel vor eigenem Publikum, weshalb am Ende nur pure Ernüchterung in Reihen der Blau-Weißen blieb. Garniert mit Eckdaten, die den gebrauchten Nachmittag unterstrichen: Gleich zwei Elfmeter hatte man etwa gegen die Saarländer verursacht, dazu die anderen beiden Treffer durch ein Eingreifen von Marton Dardai unfreiwillig beziehungsweise einen Fehler von Jon Dagur Thorsteinsson aktiv begünstigt. Ausgerechnet der Isländer also, der bislang als Joker so überzeugend in Erscheinung trat und nun nach der Verletzung von Marten Winkler (Patellasehne) als Nachrücker in der Startelf sogar den Vorzug gegenüber dem Torschützen vom Nürnberg-Spiel, Palko Dardai, erhielt.
Nach vorne fahrig und harmlos
Doch Hertha BSC blieb gerade im Spiel nach vorne fahrig und harmlos, der Treffer zum zwischenzeitlichen 1:3 durch Michael Cuisance bildete da eine der wenigen Ausnahmen. Dabei war die SV Elversberg bei Weitem nicht so gut in die Saison gestartet wie noch vor einem Jahr zu ihrem Debüt im Unterhaus, doch an der Spree sollte der erste Auswärtssieg 2024/25 gelingen. So durfte man sich außerdem aus Berliner Sicht noch über eine positive Nachricht freuen, die bereits zwei Tage vor dem Heimspiel die Runde gemacht hatte: nachdem gut vier Wochen zuvor bereits Ibrahim Maza mit besseren Konditionen für ein Jahr mehr bis 2027 gebunden werden konnte und Marton Dardai vor der Partie in Nürnberg sogar einen noch zwölf Monate länger gültigen Vertrag unterzeichnete, wurde nun die Vereinbarung mit Torwart Tjark Ernst wie bei Maza ebenfalls bis 2027 ausgedehnt. Das 21-jährige Talent, seit vergangener Saison die Nummer eins bei Hertha BSC und zuletzt immer wieder von anderen Vereinen umworben, wird so ein weiterer Mosaikstein auf dem „Berliner Weg“ – und wenn es nur darum geht, dass Interessenten nun tiefer in die Tasche greifen müssen, um den viel versprechenden Schlussmann zu erwerben.
Ansonsten bleibt Hertha BSC kurzfristig nur die Hoffnung, dass die Auswärtsstärke auch diesen Sonnabend beim FC Schalke 04 (Anstoß: 20.30 Uhr) wieder greift – so sind die Hauptstädter in der Fremde bei sieben erzielten Punkten noch unbesiegt. Die Königsblauen haben in ihrer Krisensituation inklusive der Trennung von Trainer Karel Geraerts und dem sportlichen Leiter Marc Wilmots allerdings mit dem Dreier in Münster gerade einen Stimmungsaufheller verzeichnen können. Dabei konnten die Berliner bis dato drei ihrer fünf Gastspiele in der Zweitklassigkeit „auf Schalke“ für sich entscheiden – zuletzt gab es dort fast genau vor einem Jahr einen 2:1-Erfolg zu feiern. Die Treffer erzielten Smail Prevljak und Fabian Reese, zum „Spieler des Spiels“ kürte der „Kicker“ allerdings seinerzeit: Tjark Ernst (Note 1,5).
Derweil kam auch die neuerliche Planung zum Bau eines Stadions auf dem Areal im Olympiapark wieder einen Schritt voran. Die von Berlins Innensenatorin Iris Spranger eingesetzte Expertenkommission tagte dazu am Mittwoch vergangener Woche, um sich endgültig für einen der zwei Standorte zu entscheiden. Dabei hatte die SPD-Politikerin bereits im Vorfeld durchblicken lassen: „Es gibt gute Gründe, weshalb die Kommission einen Stadionneubau an der Jesse-Owens-Allee favorisiert.“
Und dieser sollte sich dann auch in der Abstimmung durchsetzen gegenüber dem nördlich des Maifelds gelegenen „Lindeneck“, wenn auch noch ohne offiziellen Beschluss. In jedem Fall müssen nun letzte Details bezüglich des ausgewählten Platzes geklärt werden, denn die gesamte Anlage steht bekanntlich unter Denkmalschutz, und auf dem möglichen Baugrund ist derzeit noch ein Reitverein ansässig. Zur Erinnerung: Im April 2019 scheiterte Hertha BSC endgültig mit dem Plan einer Arena für 55.000 Zuschauer am Standort Rominter Allee ebenfalls im Olympiapark – nach jahrelangen Verhandlungen und politischer Taktiererei. Das allzu selbstbewusste Ziel der Verantwortlichen um den damaligen Sportvorstand Michael Preetz, bis 2025 in die neue Arena einziehen zu wollen, war letztlich hinfällig. Der Vorteil bei der Wiederaufnahme der Pläne diesmal ist jedoch, dass Spranger wie auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) ihre Unterstützung des Vorhabens signalisiert haben.
Stadionneubau nimmt Formen an
Allerdings gingen beide bislang von einer Arena mit einer Kapazität von 45.000 Besuchern aus – angesichts des Schnitts von Hertha BSC in der vergangenen Zweitligasaison von rund 49.000 hat der Verein so in der Zwischenzeit nochmal ein nachgebessertes Modell erarbeitet, das 50.000 Fans Platz bieten und bis 2030 bezugsfertig sein soll. Die Stimmung im blau-weißen Lager ist dabei durchaus geteilt zwischen denen, die das lieb gewonnene Olympiastadion als Traditionsstätte beibehalten wollen, und jenen, die ein reines Fußballstadion nicht nur in atmosphärischer Hinsicht als zukunftsweisend für die „Alte Dame“ halten. Gerade auf Führungsebene des Vereins verspricht man sich eine deutlich höhere Wirtschaftlichkeit durch die Realisierung des Neubauprojekts – wie schon beim „Preetz-Modell“ sollen die Kosten durch Investoren getragen und damit kein Steuergeld in die Hand genommen werden. Andererseits gibt es auch in der allgemeinen Diskussion nicht zu Unrecht die Befürchtung, dass im Verlauf der Arbeiten die Kosten explodieren und die öffentliche Hand dann doch noch bezüglich der Zusatzkosten einspringen muss. Das beste Beispiel liegt dabei ganz aktuell nur wenige Kilometer weit weg vom Olympiastadion: die Arena im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark soll mit öffentlichen Mitteln abgerissen und im Rahmen eines umfangreichen, inklusiven Umbaus des gesamten Geländes neu und drittligatauglich gebaut werden. Vor fünf Jahren wurden dafür 97 Millionen Euro vom Abgeordnetenhaus bewilligt – nach neusten Berechnungen werden die Kosten nun aber auf 182 Millionen taxiert.