Die SV Elversberg macht ein bockstarkes Auswärtsspiel und nutzt die Fehler von Hertha BSC eiskalt aus. Deshalb stehen am Ende ein verdienter 4:1-Auswärtssieg und Platz Neun auf der Habenseite.
Die beste Saisonleistung in der Defensive und tatkräftige Unterstützung der Berliner beim eigenen Offensivspiel waren das Fundament, das der SV Elversberg den ersten Auswärtssieg der Saison bescherte. Vor 40.000 Zuschauern wirkte es so, als sei die SV Elversberg mit Wut im Bauch angereist. Das letzte Gastspiel im Olympia-Stadion endete mit einer 1:5-Niederlage – zudem hatte die Mannschaft zuletzt das Gefühl, zu wenige Punkte für die gezeigten Leistungen eingefahren zu haben. Das genügend Qualität im Kader steckt, hat die SVE schon angedeutet – und in Berlin auch gezeigt. Aber der Reihe nach:
Steffens Schachzug mit Sahin
Mit drei Siegen aus den letzten vier Ligaspielen im Rücken schickte Hertha-Coach Cristian Fiel sein Team im Vergleich zum 2:0 in Nürnberg beinahe unverändert ins vierte Heimspiel der Saison. Einzig Winkler, der aufgrund von Kniebeschwerden im Aufgebot fehlte, wurde von Startelf-Debütant Thorsteinsson ersetzt. Weniger erfolgreich als bei den Hausherren waren die vergangenen Wochen bei der SV Elversberg verlaufen. Auf das torlose Remis in Fürth war eine 1:3-Niederlage gegen Ulm gefolgt, die Trainer Horst Steffen ebenfalls zu einem Wechsel bewegte. Sickinger rückte auf die Bank und machte Platz für Sahin, der frühzeitig in den Mittelpunkt rücken sollte. Nach nur drei Minuten war es der defensive Mittelfeldspieler, der den fälligen Strafstoß eiskalt und unter Mithilfe des linken Innenpfostens zu Gäste-Führung verwandelte. Zuvor hatte Scherhant SVE-Rechtsverteidiger Baum im Berliner Sechzehner an der Hacke erwischt. Der verwandelte Elfmeter war der Startschuss in eine erste Hälfte, in der die SVE selbstbewusst und nahezu fehlerlos agierte. In der 7. Minute probierte es Scherhant mal aus der Distanz, doch Kristof wehrte souverän zur Seite ab. In der Folge wurden die Zuschauer im Olympiastadion zwar nicht Zeugen eines chancenreichen Duells, ansehnlich blieb die Partie nichtsdestotrotz. Aufseiten der Saarländer pendelte Petkov immer wieder zwischen dem rechten Flügel und der zentralen Rolle im offensiven Mittelfeld, wovon die Gäste im Spiel mit dem Ball sichtlich profitierten.
In der 30. Minute folgte schließlich auch das keinesfalls unverdiente 2:0 aus SVE-Sicht, das Schnellbacher per gefühlvollem Lupfer erzielte. Bitter für Hertha und Innenverteidiger Marton Dardai, der das vorausgegangene Zuspiel von Sahin ungewollt und entscheidend in den Lauf des Angreifers verlängert hatte. Dass kurz vor der Pause Elversbergs Innenverteidiger Rohr mit einer missglückten Klärungsaktion für die beste Gelegenheit der Berliner verantwortlich war (43.), passte zum bisherigen Auftritt der Hausherren. Wer zu Wiederbeginn mit einem Hertha-Sturmlauf gerechnet hatte, sah sich indes nur wenig später getäuscht. Nachdem Ernst einen Freistoß von Petkov noch stark aus dem Kreuzeck gekratzt hatte (50.), erhöhte Damar nur drei Minuten später infolge einer Unachtsamkeit von Thorsteinsson.
Als Mannschaft sehr stark agiert
Der neutrale Zuschauer bekam auch im Anschluss einiges geboten, netzte in der 60. Minute doch etwa Cuisance präzise wie sehenswert zum 1:3 ein. Auch dieser Umstand sollte allerdings nichts am unglücklichen Sonntagnachmittag ändern, was sich in der 65. Minute nach einem weiteren Treffer von Sahin verdeutlichte. Nach Handspiel von Schuler und VAR-Intervention blieb der Sechser erneut eiskalt und schob diesmal zentral ein. Von Seiten der Hertha war die Enttäuschung dementsprechend groß. Cheftrainer Cristian Fiél ordnete nach dem Spiel ein: „Natürlich leidet man da draußen, weil man einige Dinge sieht, die man in diesem Moment nicht versteht, dass sie passieren. Heute haben wir es nicht gut gemacht und verdient verloren. Im Ballbesitz hatten wir Probleme, wir haben ihnen viel zu viel Platz gelassen. Und wir sprechen natürlich über individuelle Fehler, die so auch nicht passieren dürfen.“ In eine ähnliche Kerbe schlug nach dem Spiel Toni Leistner: „Wir starten richtig schlecht ins Spiel mit dem Elfmeter und dann kommt ein Ding nach dem anderen. Man tut, man macht und dann kommen Gegentore zustande, die sonst nicht passieren. Unerkärlich, dass wir so eine Leistung abrufen, weil wir dann auch keine Antwort hatten. Dann versucht man, macht man, aber irgendwie war es ein Tag, wo es nicht funktioniert hat. Da müssen wir uns hinterfragen, warum viele Spieler hinter ihrem Leistungsniveau geblieben sind.“ Auch Luca Schuler, selbst schon im Saarland aktiv, sagte: „Extrem bescheiden heute. Wir haben uns gefühlt vier Tore selbst hinten reingeschossen.“
Auf der Gegenseite war Horst Steffen mit dem Auftritt seiner Mannschaft sehr zufrieden: „Wir haben viel gearbeitet, gut gearbeitet gegen den Ball, nach Ballgewinnen viele gute Umschaltsituationen gehabt. Die frühe Führung hat uns sicherlich geholfen. Wir haben heute aber auch als Mannschaft sehr stark agiert.“ Und das von der ersten bis zur letzten Minute.
Dadurch steht die SV Elversberg nach der unglücklichen Niederlage gegen Ulm nun bei neun Punkten und setzt sich im Mittelfeld der zweiten Liga fest. Am Samstag geht es dann gleich um 13 Uhr weiter mit dem Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern, der ebenfalls bei neun Punkten steht, seit vier Spielen jedoch auf einen Sieg wartet.