Model und Influencerin Zara Maria Michaelis (29) aus Hamburg hat bereits für Brands wie New Yorker und H&M gearbeitet und begeistert ihre Follower mit ihren Looks. Ein Interview über ihr Leben, die Auswahl von Werbepartnern, Social Media und Mode.

Liebe Zara, wie kamst Du zum Modeln und zu Instagram?
Tatsächlich bin ich auf Instagram schon ein alter Hase. Ich habe mir die App im Dezember 2012 runtergeladen. Durch Zufall habe ich Profile von anderen Mädels entdeckt, die ihr Leben teilten und sich dadurch mit anderen vernetzten. Das fand ich mega spannend, weil man damals auf anderen Plattformen eher nur mit Freunden und Bekannten connectet war.
Wie ging es dann weiter?
Im Sommer 2013, zwischen meiner Ausbildung und meinem Studium, hatte ich fast drei Monate Zeit und fing dann selbst an, Fotos von meinen Outfits, meinem Essen und meiner Einrichtung zu posten. Und das, obwohl ich nicht mal ein Handy mit Kamera hatte. Ich nutzte dafür noch lange das iPad meines Stiefvaters. Und so blieb ich dran und baute mir meine Community wirklich von null Abonnenten an auf. Das Modeln hingegen war schon lange mein Traum, aber als ich mich mit 17, 18 bei Agenturen bewarb, fehlte mir das Selbstbewusstsein, und ich ließ mich von Zurückweisungen verunsichern. Deshalb schob ich den Traum jahrelang beiseite. Heute bin ich viel selbstbewusster und möchte diesen Traum wieder aufleben lassen. Über Instagram habe ich bereits einige Jobs bekommen, aber ich würde super gerne regelmäßiger modeln und bei einer Agentur unterkommen.
Arbeitest Du inzwischen hauptberuflich als Influencerin?
Seit vier Jahren arbeite ich hauptberuflich als Influencerin, obwohl das nie mein Plan war! Nach meinem Studium war ich unglücklich im Job und wollte mir ein paar Monate Zeit nehmen, um herauszufinden, wohin es beruflich für mich gehen soll. Nur diesen Übergang wollte ich mit ausreichend Kooperationen überbrücken. Denn eigentlich hatte ich nie vor, davon zu leben.
Ich merkte in den ersten Wochen aber schnell, dass ich meine neuen Arbeitsroutinen und Kooperationspartner nicht von heute auf morgen aufbauen kann. Nach einigen Wochen wollte ich all das, was ich in der Kürze der Zeit aufbauen konnte, für einen neuen Vollzeitjob nicht wieder aufgeben und blieb dann „vorerst“ dabei. Bis heute halte ich mir offen, ob und wann ich wieder in einen Angestelltenjob wechseln möchte. Ich genieße meine freie Tagesgestaltung, aber ich bin auch ganz ehrlich: Ich vermisse es, Arbeitskolleg*innen und das Gefühl von Feierabend zu haben. Alles hat eben seine Vor- und Nachteile!
Wie kann man sich Deinen Alltag vorstellen?
Trotz meiner Selbstständigkeit habe ich einen ziemlich normalen Tagesablauf. Meistens bin ich zu Hause und arbeite dort meine To-dos ab. Montags ist mein Büro-Tag, an dem ich den ganzen Tag vor dem PC sitze und mich um Mails und Buchhaltung kümmere. So kann ich mich die restliche Woche mehr auf kreative Aufgaben konzentrieren. Das funktioniert für mich gut.
Aufgrund des schlechten gesellschaftlichen Rufs der Selbstständigkeit als Influencerin hatte ich lange das Gefühl, allen (und mir selbst) beweisen zu müssen, dass ich wirklich viel arbeite. Es fällt mir immer noch schwer, mich davon freizumachen. Ich möchte definitiv mehr an meiner Work-Life-Balance arbeiten und mehr Abwechslung in meinen Alltag bringen.
Was mir dabei immer hilft, ist Sport. Ich habe eine echte Leidenschaft dafür entwickelt, immer wieder neue Sportarten und Kurse auszuprobieren und nehme mir dafür auch fast täglich die Zeit. Von Tanzen über Pole Dance, Yoga, Pilates, Cycling und Kraftsport ist alles mit dabei.
Für welche Brands hast Du schon gemodelt?
Meine größte Kampagne war das Shooting für die New Yorker Winterkollektion 2020. Es war ein besonderes Highlight, als ich zum ersten Mal ein Foto von mir in einem Store hängen sah. Zudem habe ich bisher für verschiedene Fashion-, Beauty- und Skincare-Brands gemodelt sowie für Themenshootings und Brautkleider.
Gibt es eine absolute Traummarke, mit der Du unbedingt mal zusammenarbeiten möchtest?
Mit H&M zu arbeiten ist ein absoluter Traum für mich, und das ist in der Vergangenheit auch schon mehrmals möglich gewesen. Ein weiterer Traum, der noch aussteht, wäre Westwing.
Was macht Dir am Modeln besonders viel Spaß?

Ehrlich gesagt: Ich liebe alles daran! Vom Kontakt mit inspirierenden Menschen über das Styling und das Schlüpfen in verschiedene Rollen und das Posing bis hin zum gespannten Warten auf die fertigen Bilder – jeder Modeljob hat mir bisher unfassbar viel Spaß gemacht.
Wenn Du einer neuen Bekanntschaft von Deinem Beruf als Model erzählst: Welche lustigen und verrückten Storys und Erlebnisse sind dann immer mit dabei?
Eine verrückte Story ist definitiv mein Brautshooting im neuen Wall und den Alsterarkaden im Dezember letzten Jahres. Zwischen Weihnachtsmärkten, eisiger Kälte und Geschenke-Shopping shooteten wir ein super elegantes Brautkleid inklusive Bräutigam. Anschließend ging es noch mit einem Boot über die Elbe – bei Regen und starken Wellen. Es hat stark geschaukelt, aber es hat einfach nur Spaß gemacht!
Nach welchen Kriterien wählst Du Werbepartner aus? Gehen die finanziell lukrativsten Angebote vor?
Bevor ich entscheide, ob ich ein Angebot annehme, prüfe ich immer zuerst, ob die Marke zu mir passt. Es ist mir wichtig, nur für Firmen zu werben, die ich privat nutze oder nutzen würde. Anhand einer Anfrage kann ich oft schon erkennen, wie seriös eine Firma ist – spätestens beim Blick ins Impressum oder Online-Bewertungen auf externen Websites.
Ich arbeite am liebsten mit Marken zusammen, die es auch vor Instagram schon gab und die man auch offline kaufen kann. Aber ich unterstütze auch gerne neue, hochwertige Shops mit gutem Kundenservice, die durch Instagram bekannt geworden sind. Mein Bauchgefühl spielt eine große Rolle, und ich achte darauf, dass meine Werbung authentisch bleibt. Ich würde zum Beispiel nie für konkurrierende Marken gleichzeitig werben. Mein Ziel ist es, langfristige Partnerschaften mit Brands aufzubauen, die auch meiner Community gefallen.
Für welche positiven Dinge nutzt Du Dein Profil und Deine Reichweite gerne?
Ich gehe sehr bewusst und achtsam mit meiner Reichweite um und setze mich subtil für wichtige Themen ein. Auch wenn mein Account auf den ersten Blick oberflächlich erscheinen mag, lege ich großen Wert darauf, wie ich über verschiedene Themen kommuniziere. Mein Ziel ist es, andere Menschen zu inspirieren, ohne Neid oder Druck auszulösen. Oft jagen wir Idealen nach, die so in der Wirklichkeit gar nicht existieren. Selbst kleine Details können potenzielle Trigger sein, und aus eigener Erfahrung möchte ich solche Gefühle bei niemandem hervorrufen. Deshalb habe ich ein ausgeprägtes Bewusstsein für meine Kommunikation entwickelt.
Vor einiger Zeit habe ich Instagram-versus-Reality-Collagen geteilt, bei denen links das perfekte Instagram-Bild und rechts ein Fehlversuch des gleichen Shootings zu sehen war. In Q&As gebe ich gerne Ratschläge zu Beziehungsfragen oder persönlichen Themen. Auch in den Direktnachrichten habe ich engen Kontakt zu meinen Followerinnen und nehme mir Zeit, um zu helfen. Außerdem äußere ich mich immer wieder öffentlich gegen Echtpelz und habe vor den Wahlen dazu aufgerufen, wählen zu gehen, sowie einen Podcast empfohlen, der die Wahlomat-Fragen erklärt und die Parteiprogramme zusammenfasst. Wer mir folgt, weiß, dass hinter meinem Profil ein sensibler, tiefgründiger und reflektierter Mensch steckt, der keine Plattform für Gewalt jeglicher Art zulässt.
Welche Schattenseiten hat Social Media für Dich, was findest Du zum Beispiel anstrengend daran – gerade als Person des öffentlichen Lebens?
Ehrlich gesagt fühle ich mich gar nicht wie eine Person des öffentlichen Lebens. Wenn ich angesprochen werde, freue ich mich immer, auch wenn die meisten Leute mich eher erkennen als ansprechen. Als Privatperson genieße ich es, durch Social Media inspiriert zu werden, doch gleichzeitig fühle ich mich als Content Creatorin unter Druck gesetzt. In der Selbstständigkeit gibt es immer mehr zu tun, und je mehr man leistet, desto erfolgreicher wird man. Deshalb ist es wichtig, sich auch abgrenzen zu können, und das ist ein dauerhafter Lernprozess. In der Social-Media-Bubble ist es zudem schwer, Menschen zu finden, deren Werte auch privat mit den eigenen übereinstimmen.
Wenn Du Dinge an Social Media verändern könntest – welche wären das?
Wenn ich etwas an Social Media ändern könnte, wäre es, den Fokus stärker auf positiven und unterstützenden Content zu legen, anstatt vermehrt kontroverse oder negative Themen hervorzuheben. Außerdem würde ich mir wünschen, dass mehr Tools zur Unterstützung der mentalen Gesundheit eingeführt würden. Es ist bereits viel passiert in diese Richtung, aber wir haben auch gesehen, wie wichtig es ist, bei Wahlen und sensiblen Themen besonders vorsichtig mit Informationen umzugehen.
Was würdest Du im Modebusiness gern ändern?
Eine größere Vielfalt in der Modeindustrie wäre wichtig – in Bezug auf Körpergrößen, Hautfarben und Geschlechteridentitäten. Mode sollte für alle zugänglich und repräsentativ sein. Außerdem würde ich mich freuen, wenn Nachhaltigkeit und ethische Produktion stärker in den Mittelpunkt rücken würden sowie ein Verbot von Echtfell.
Welche Deiner Beiträge sind die beliebtesten?
In meinen Stories kommen vor allem meine täglichen Outfits, Q&As und Realtalks gut an. Bei den Reels sind es vor allem Shopping-Hauls, GRWM (Get Ready With Me) und Styling Hacks, die gut laufen. Im Feed poste ich überwiegend Outfits, und da merke ich, dass Herbstlooks, besonders wenn sie draußen oder in einem Café fotografiert sind, besonders gut ankommen. Ich selbst liebe Herbstoutfits auch am meisten!
Wer fotografiert Dich für Deinen Instagram-Account?
Da ich niemanden habe, mit dem ich regelmäßig shooten gehe, drehe ich den meisten Content einfach bei mir zu Hause. Meine Freundinnen helfen mir gerne aus, aber da sie alle berufstätig sind, haben sie nicht immer Zeit. Außerdem will ich sie nicht mit Content-Anfragen aufhalten – und manchmal möchte ich auch einfach nur die gemeinsame Zeit genießen. Meine Mutter oder mein Partner springen auch gerne mal ein. Die meisten Fotos entstehen bei den Treffen spontan.
Was fasziniert Dich an der Modewelt am meisten?
Mich fasziniert an Mode besonders, dass man mit wenigen Basic-Pieces unendlich viele Outfits kreieren kann, die perfekt zur eigenen Stimmung passen!

Wie würdest Du Deinen Kleidungsstil beschreiben?
Basic! Ich setze auf gut kombinierbare Pieces, die sich leicht variieren lassen. Der Fokus liegt auf neutralen Farben und Schnitten, die sich sowohl für den Alltag als auch für besondere Anlässe anpassen lassen. So lassen sich meine Outfits einfach nachstylen. Weniger ist manchmal mehr!
Kannst du Tipps geben, wie man einen eigenen Stil für sich entwickelt?
Ich habe meinen Stil gefunden, indem ich einfach verschiedene Looks ausprobiert habe, um herauszufinden, worin ich mich am wohlsten fühle und was zu meiner Persönlichkeit passt. Es gibt viele Outfits, die ich an anderen toll finde, aber an mir selbst irgendwie nicht fühle – das ist völlig normal. Man muss sich auch gar nicht auf einen bestimmten Stil festlegen oder sich unter Druck setzen. Der eigene Stil kann flexibel und entspannt sein!
Was würdest Du nie tragen und warum?
„Nie“ ist ein großes Wort! Früher habe ich behauptet, dass ich niemals „Karottenhosen“ tragen würde, dann waren es wieder Schlaghosen, und heute liebe ich beides. Bei Echtfell und anderen Produkten aus Tierquälerei halte ich jedoch konsequent an meiner Meinung fest.
Wer inspiriert Dich in Sachen Beauty und Fashion?
Menschen auf der Straße und auf Social Media.
Was steht als Nächstes bei Dir an und welche Pläne hast Du für die Zukunft?
Ich freue mich riesig auf meinen Urlaub in Dänemark und Schweden Anfang September – ich kann es kaum erwarten, die Natur zu genießen, zu lesen, am Meer entlang zu spazieren und die Gegenden zu erkunden. Ansonsten habe ich keine großen Pläne für die nahe Zukunft. Ich konzentriere mich darauf, im Alltag glücklich zu sein und die kleinen Dinge wertzuschätzen. Mein größter Plan ist, das Thema Modeln noch einmal aufzugreifen und neue Abenteuer in dieser Richtung zu erleben.