Wenn sich junge Menschen um ihre Zukunft Sorgen machen, steht Klimaschutz nicht mehr durchgängig an erster Stelle. Die Sorge gilt dem Zustand der Republik insgesamt. Die Aussichten sind wenig rosig.
Es ist noch nicht lange her, da stand Klimaschutz ganz oben auf der Agenda, vor allem bei jungen Menschen. Heute klingt das anders: „Klimaschutz ist mir schon wichtig, und ich will hier auch gar nicht die Priorität der Maßnahmen für den Klimaschutz in Frage stellen. Aber da wird sehr viel Geld in Projekte gesteckt, wo ich mich wirklich frage, ob das Geld nicht woanders besser angelegt wäre“. Nathalie Bethke aus Duisburg gehört nun gewiss nicht zu den Menschen, die die Erderwärmung und ihre globalen Folgen in Frage stellt. Aber wenn die 22-Jährige in den Nachrichten die Milliardensummen hört, mit denen Projekte weltweit gefördert werden, denkt die Studentin der Sozioökonomie darüber nach, warum bei uns das Geld für wichtige Investitionen fehlt, die unmittelbar mit dem Klimawandel und der Bekämpfung seiner Folgen zu tun hat. „Da ist zum Beispiel der Katastrophenschutz. Nach dem verheerenden Hochwasser im Ahrtal wurden Hilfen nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Hilfskräfte angekündigt. Was ich jetzt von Freunden bei der Freiwilligen Feuerwehr mitbekomme, fließt das Geld nun doch nicht“.
Geld wäre woanders besser angelegt
Für Nathalie Bethke nur ein Beispiel, wie nötige Maßnahmen offenbar verschleppt oder gar nicht stattfinden. Beim angesprochenen Beispiel ist allerdings noch nicht klar, wieviel Geld für den Katastrophenschutz im kommenden Jahr tatsächlich zur Verfügung gestellt wird, die Verhandlungen zum Bundeshaushalt laufen derzeit noch. Doch der 22-Jährigen geht es hier um etwas ganz Wesentliches für ihre persönliche Zukunft, die für ihre Begriffe kaputtgespart wird, beziehungsweise deren Nachhaltigkeit nicht gewährleistet ist.
Die angehende Sozioökonomin schaut dabei weit voraus in die Zukunft. „Es geht für unsere Generation doch auch zum Beispiel darum, dass wir eine Perspektive haben, später auch mal eine Rente zu bekommen, von der wir leben können und sozial nicht abrutschen“. Momentan hat sie eher Zweifel, dass sie tatsächlich in den Genuss einer ausreichenden Rente kommen wird, auch wenn die angedachte Aktienrente für sie ein erster Schritt in die richtige Richtung sein könnte. „Ich habe das Gefühl, dass vor allem in dieser Frage nur auf eine bestimmte Teilgruppe geschaut wird, also die jetzigen Bezieher, die eine der größten Wählergruppen ausmachen. Aber das derzeitige Rentensystem ist für unsere Generation definitiv nicht nachhaltig“.
An Schulen und Unis wird weiter gespart
Eine Kritik, der sich auch Rifka Lambrecht aus dem Westerwald in Rheinland-Pfalz anschließt. Die Jungen und Jüngsten finden für die 23-jährige Kampagnenleiterin des Vereins „Fiscal Future“ bei den politischen Betrachtungen eher nur am Rande statt. „Anders ist es doch nicht zu erklären, dass seit Jahrzehnten bei Investitionen an Schulen und Unis auf Biegen und Brechen gespart wurde und wird. Wir stehen jetzt bereits vor einem völlig kaputten Bildungssystem. Das war auch mit dem Lockdown-Schock für die breite Öffentlichkeit offenbar, in welchem Zustand sich die Schulen befinden“.
Rifka Lambrecht versteht den Sinn hinter solcher Fahrlässigkeit gerade beim Bildungssystem nicht. „Jeder Cent, der investiert wird, kommt doch zu einem Vielfachen automatisch wieder zum Staat in Form von gezahlten Steuern zurück. Darum muss jetzt investiert werden“. Sie votiert vehement gegen die Schuldenbremse in ihrer jetzigen Form. Das Argument, dass die junge Generation die heutigen Schulden morgen oder übermorgen zurückzahlen muss, will die Politikstudentin nicht gelten lassen. „Das sieht man doch jetzt schon bei der Bahn, aus Unterhaltungs- sind Reparaturkosten geworden, und nun sind es Sanierungskosten im dreistelligen Milliardenbereich“. So wird es uns in allen anderen Bereichen ergehen, wo nicht sofort in die nötige Infrastruktur investiert wird, rechnet Rifka Lambrecht vor und weiß da eine ganze Reihe von namenhaften Ökonomen hinter sich.