Humboldt Forum
Kann die Erde denken?
Digital gesteuerte Webtechniken ermöglichen ein neues Storytelling, Plastikstühle werden zu expressiven Skulpturen verschmolzen und kybernetische Experimente stellen die Frage: „Kann die Erde denken?“ Die Reihe „99 Fragen“ versucht Museen neu zu denken und entwickelt gemeinsam mit Communitys in aller Welt neue Ansätze einer dekolonialen Zusammenarbeit. Das „99 Fragen“-Gathering vom 25. Oktober bis zum 2. November bringt Projektpartnerinnen und Projektpartner im Berliner Humboldt Forum zusammen. Besucherinnen und Besucher können an einem kollektiven Textilkunst-Projekt mitwirken, Performances und künstlerische Installationen erleben sowie an Gesprächen mit Künstlerinnen und Webern teilnehmen. Den Abschluss bildet eine Hörsession mit musikalischen Eindrücken aus der Karibik, Lateinamerika und dem Kongo. Unter dem Titel „Über die Poetik der losen Enden“ geht es um Vernetzung und Austausch. Die Schwerpunkte liegen mit den Projekten „Textiles Semillas und South-South“ auf intersektionalen Perspektiven zu Kulturtechniken und Technologien. Die Bandbreite reicht von einem Vortrag über eine „nicht-extraktivistische kuratorische Praxis“ von Patrick Mudekereza über Web-Workshops bis hin zu einer Textilinstallation, die sich mit dem Verständnis von Technologien, Kosmologien und der verkörperten Praxis des Webens auseinandersetzt.
Das komplette Programm und weitere Informationen: www.humboldtforum.org
Neues Stück im Studio
Die Regisseurin Anika Stauch hat die Spielzeit im Studio der Schaubühne mit Anna Gschnitzers „Die Entführung der Amygdala“ eröffnet. Darin begibt sich Ruth Rosenfeld in einem vielstimmigen Monolog auf die Suche nach einer neuen Existenz abseits gängiger Rollenvorstellungen. Das neue Stück von Anna Gschnitzer nimmt den Ursprung der Wut über gesellschaftliche Erwartungen in den Blick. Zerrieben zwischen dem Multitasking von Job und Familienarbeit erleidet die Ich-Erzählerin, gespielt von Ruth Rosenfeld, einen Verkehrsunfall. Die darauffolgende Amnesie lässt sie ihre Rolle als Mutter und Partnerin neu bewerten. Auf der Suche nach einer neuen Existenz wird sie begleitet von einer mysteriösen Figur: ihrer Amygdala, die Region im Gehirn, die zuständig ist für die Regulation von Emotionen. Gemeinsam begeben sich beide an einen unbekannten Ort, an dem Bedeutungen verschoben, Erwartungen unbekannt und vorgeschriebene Emotionen völlig fremd sind. Termine und Karten: www.schaubuehne.de
Kulturverführung vom 18. Oktober 2024
Theater: Der Tod ist nie schön. Aber es könnte schlimmer kommen, als mit 94 Jahren friedlich einzuschlafen: zum Beispiel eine Trauerfeier, die völlig aus dem Ruder gerät. Wie sich so etwas ziemlich schräg entwickeln kann, zeigt das Renaissance-Theater ab 28. Oktober mit der Wiederaufnahme des Stücks „Kalter Weißer Mann“. Der Firmenpatriarch wird beerdigt, sein Nachfolger, auch schon 60 Jahre alt, übernimmt und bringt schon am Sarg seines Vorgängers große Teile der Belegschaft gegen sich auf. „Vor dem Theaterpublikum als versammelter Trauergemeinde zerfleischt sich in diesem hochpointierten Stück schließlich die Führungsetage der Firma immer mehr. Und nicht einmal der verzweifelte Pfarrer kann die Wogen glätten“, beschreibt das Theater selbst die Komödie von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob. Renaissance Theater, Knesebeckstraße 100, 10623 Berlin, Karten: 17 bis 52 Euro, Informationen: www.renaissance-theater.de
Kunst: Selbst zu Künstlerinnen und Künstlern werden – das bietet die Jugendkunstschule Friedrichshain-Kreuzberg in ihrer Akademie während der Herbstferien an. Unter dem Motto „Nüsse knacken“ können die jungen Menschen vom 28. Oktober bis 1. November, jeweils 10 bis 14 Uhr, „in die Welt der Farben und Formen, beim Knistern, Knuspern und Klingen im Klangkunstworkshop, beim Bauen bunter Drachen, beim eigenen Schmuck gestalten oder beim Erschaffen von Skulpturen aus Kastanien eintauchen“, kündigt die Kunstschule an. Die Kurse der Herbstakademie sind kostenfrei, um einen freiwilligen Materialzuschuss in Höhe von 30 Euro wird gebeten. Jugendkunstschule FRI-X BERG, Tempelhofer Ufer 18–19/Obentrautstraße 56, 10963 Berlin, Informationen und Anmeldung: www.frixberg.de
Ausstellung: Wie ist es, die Welt durch die Augen von Obdachlosen zu sehen? Um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, hat die Künstlerin Debora Ruppert Menschen ohne Wohnung Einwegkameras in die Hand gedrückt. Damit sollten sie ihren Alltag dokumentieren. Darüber hinaus geben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts in Videointerviews Einblick in ihre Lebenswelt. „Stimmen der Straße“ nennt sich die Ausstellung, die daraus entstanden ist und bis zum 10. November im Willy-Brandt-Haus zu sehen ist. Willy-Brandt-Haus, Wilhelmstraße 140, 10963 Berlin, Informationen: www.keinraum.com/stimmen-der-strasse
Konzert: „Mehr Lametta“ verspricht das Vocal-Quartett Maybebop in seinem Weihnachtsprogramm am 4. Dezember. Die vier Sänger aus Hannover, Berlin, Hamburg und Weimar werben damit, dass sie „pointiert betextete Eigenkompositionen mit traditionellen deutschen und internationalen Weihnachtsliedern kombinieren und gängige Klischees entlarven“. Universität der Künste, Hardenbergstraße 33, 10623 Berlin, Tickets ab 23 Euro, Informationen: www.udk-berlin.de Martin Rolshausen