Auf dem 13 Kilometer langen Rundweg „Der Medelsheimer“ können Wanderer den Bliesgau entdecken. Entlang der Tour erfahren Interessierte viel zur Geschichte der Menschen, die sich dort angesiedelt hatten.
Vorbei am historischen Bahnhof von Gersheim, der sich unmittelbar am Bliesgau-Freizeitweg befindet, wandern wir bis zur Brücke, die über die Blies führt. Wir überqueren jedoch nicht die Brücke, sondern die Straße nach links und steigen die Schulstraße nach oben. Nachdem wir die Schulgebäude linker Hand passiert haben, geht es weiter bergan Richtung Kneipp-Anlage von Gersheim. Eine kurze Pause lohnt, denn anschließend wandern wir durch den Erzentaler Wald für längere Zeit steil nach oben.
Im Frühjahr ist hier der Waldboden übersät mit den Blättern des Bärlauchs, der hier auf den Muschelkalkböden fantastische Wachstumsbedingungen findet. Der Name des Bärlauchs leitet sich übrigens vom Namen des Bären ab, der nach seinem ausgedehnten Winterschlaf als erstes den Bärlauch genoss, um neue Kräfte zu sammeln. Wer zum Sammeln des Bärlauchs im Wald unterwegs ist, findet am Wegesrand auch die zart violetten Blüten des Seidelbasts.
Trasse eines Weges aus Feldkalksteinen
Auf der Höhe angekommen folgen wir der Beschilderung nach links und haben bald die Trasse der L 102 erreicht. Entlang der Landstraße wandern wir auf schmalem Pfad sacht nach oben. Nochmals erreichen wir die L 102. Diesmal überqueren wir die Straße, wandern weiter im Wald. Im weiteren Verlauf erreichen wir außerhalb des Waldes ein Wegkreuz und folgen der Wegführung nach rechts. Linker Hand geht der Blick über Streuobstwiesen und die sanfte Hügellandschaft der alten Kulturlandschaft des Bliesgaus.
Wiederum gelangen wir zur L 102, überqueren die Straße und sind leicht bergab wandernd Richtung Husarenberg unterwegs. Dort befindet sich direkt neben dem Medelsheimer Friedhof die Kreuzkapelle zur Schmerzhaften Mutter. Wir sind bergab unterwegs und passieren die Stationen des Kreuzwegs. 1914 hatte der Speyerer Bischof und spätere Kardinal von München und Freising, Michael Faulhaber, angeregt, entlang des Weges zur Kapelle einen Kreuzweg zu errichten.
Während der gesamten Wanderung begegnen uns immer wieder die Beschilderung des Saarland-Rundwanderweges sowie die des Jakobsweges. Parallel zum Kreuzweg, den wir talwärts Richtung Medelsheim passieren, befindet sich die Trasse eines historischen Weges aus Feldkalksteinen, die wahrscheinlich aus der Zeit des 16./17. Jahrhunderts stammt. Sie gehört zum Sternenweg – Chemin des étoiles, ein Wegesystem, das Jakobswege und deren Zuführungen miteinander verbindet. Dieses großregionale Wegenetzwerk fügt sich aus 16 verschiedenen Wander-Routen mit etwa 1.600 Wegekilometern zusammen (www.sternenweg.net).

Vom Kreuzweg verläuft die Route in den Ortskern von Medelsheim. Der Burgstraße folgen wir nach links, vor uns erhebt sich der Turm der katholischen Kirche St. Martin. Bei Grabungen in unmittelbarer Nähe der Kirche konnten Reste der ehemaligen Burg von Medelsheim freigelegt werden. Die Grafen von Zweibrücken ließen die Burg um 1300 errichten. Sie diente dem Schutz einer mittelalterlichen Salzstraße. Unweit des Ortskerns werden wir die „Duser Straße“ erreichen. 1656 wird die Burg in einer Urkunde der Grafen erwähnt. In einer weiteren Urkunde wird sie 1576 als bewohnt und erhalten beschrieben.
Nachdem wir Medelsheim durchquert haben, folgt ein Aufstieg durch Streuobstwiesen. An einer Wegkreuzung steht im Schatten ein Buntsandsteinkreuz von 1767. Nur einen Steinwurf entfernt lesen wir auf einer Bronzetafel: „Duser Straße“. Eine alte keltische Salzstraße, die zu den Salinen nach Dieuze in Lothringen führte und die auch von den Römern benutzt und unterhalten wurde. Noch im 15. Jahrhundert wurde über diese Straße Salz aus den lothringischen Salinen in das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken transportiert.
Nach einem Stopp auf schattiger Bank unter einem Walnussbaum mit wunderbaren Ausblicken über die hügelige Bliesgaulandschaft müssen wir noch wenige Minuten steigen, ehe wir in den Wald zwischen Medelsheim und Walsheim eintauchen. Über einen steilen Abstieg erreichen wir Walsheim. Dort folgen wir der Beschilderung durch den Ort, ehe wir am Gelände der ehemaligen Walsheimer Brauerei ankommen.
Unterwegs im schattigen Wald
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Brauerei gegründet. Sie wurde rasch zu einer Großbrauerei. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde Bier aus Walsheim bis nach Übersee verkauft. Heute ist lediglich der Brauereikeller mit seinen Gewölben erhalten.
Unser Wanderweg biegt von der Hauptstraße in die Brauereistraße ab. Am neu gestalteten Brunnen folgen wir einem schmalen, steinigen Pfad nach oben. Zunächst führt der Weg vorbei an Weideflächen, bevor wir im schattigen Wald unterwegs sind. Wenn wir den Sendemast passiert haben, beginnt der letzte Teil des Weges.
Seit 2009 gehört der Bliesgau zum Unesco-Biosphärenreservat. Ausgedehnte Streuobst- und artenreiche Orchideenwiesen, alte Buchenwälder sowie eine verwunschene Auenlandschaft sind die prägenden Landschaftselemente des Unesco-Biosphärenreservates Bliesgau. In der sanfthügeligen Landschaft im Südosten des Saarlandes finden sich im Frühsommer nahezu die Hälfte aller bundesweit vorkommenden Orchideenarten.
Über Kalkmagerrasen steigen wir auf schmalem Wiesenpfad nach unten. Unzählige bunte, kleine Farbtupfer verschiedener Blumen sorgen für ein prächtiges Farbenspiel in den Wiesen. Hervorstechend die lila blühenden Orchideen. Durch dieses Farbenmeer sind wir Richtung Gersheim unterwegs, um nach wenigen Minuten am Ausgangspunkt der Wanderung anzukommen.