Der Film „The Apprentice“ zeigt, wie Donald Trump in den 1970er-Jahren seine Karriere begann und woher er seine fragwürdigen Leitmotive hat.

Seit Donald Trump im Jahr 2017 der Präsident der USA geworden ist und nun erneut um das Amt kämpft, kennt den 78-Jährigen auch in Deutschland nahezu jeder. Allerdings dürfte weniger bekannt sein, wie Trump seine Karriere als Unternehmer begonnen hat und wie in jungen Jahren sein Charakter geformt wurde. „The Apprentice“ füllt diese Wissenslücke. Der Film erzählt von Trumps Aufstieg in den 1970er-Jahren bis in die späten Achtziger, als Trump noch unerfahren in seinem Job war und noch keine politischen Ambitionen hatte.
Er beginnt damit, Mieten einzutreiben
Der junge Donald Trump zieht zu Beginn der 1970er-Jahre von Wohnungstür zu Wohnungstür, um die Mieten in den Sozialbauten seines Vaters einzutreiben. Allerdings steht die Immobilienfirma durch eine Klage wegen rassistischer Vermietungspraktiken kurz vor dem Untergang. Deshalb wendet sich Trump an den Anwalt Roy Cohn. Tatsächlich schafft es der wegen seiner rabiaten Methoden berüchtigte Anwalt, die Klage mithilfe einiger kompromittierender Fotos aus der Welt zu räumen. In der Folge wird Trump zu einem engen Vertrauten von Cohn – und lernt von ihm, als anstandsloser Semi-Verbrecher großen Erfolg zu haben.

Regisseur Ali Abbasi versucht in seinem Film gar nicht erst, Donald Trump als seriösen Unternehmer oder Politiker darzustellen. Ein typisches „Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär“-Drama wäre schiefgegangen, auch wenn diese klassische US-Prämisse im Kern ja zutrifft. Aber Trump hat sich immer schon viele verbale Ausreißer geleistet, sodass er jegliche Seriosität absurd erscheinen lässt. Gegenwärtig ist es etwa die rassistische Lüge, Migranten würden die Katzen und Hunde von US-Bürgern essen. Als junger Mann, so zeigt es „The Apprentice“, soll er den Künstler Andy Warhol gefragt haben, was er denn beruflich so mache. So etwas kann nur durch eine filmische Satire erzählt werden.
Dabei erzählt „The Apprentice“ eigentlich eine ernste Geschichte. Trump stolpert Anfang der 1970er-Jahre etwas planlos durchs Leben, erst der Anwalt Roy Cohn weckt in ihm seinen fragwürdigen Charakter. Cohn war zu Beginn seiner Karriere unter anderem der Chefberater des Republikaners Joseph McCarthy und erkennt in Trump ein Talent zum Geschäftlichen und zum Geldmachen. Erste Regel: Mit einem Glas langweiligem Mineralwasser in der Bar kommt Trump nicht weiter. Alkohol müsse es ein, am besten ein amerikanischer Whiskey. Und Cohn stampft in Trumps Hirn seine weiteren Grundregeln: „Erstens: angreifen, angreifen, angreifen. Zweitens: alles verneinen, nie etwas zugeben. Drittens: niemals eine Niederlage eingestehen.“ Ratschläge, die Trump unausgesprochen um die Prämisse „Loyalität verlangen, aber nicht bieten“ erweitern wird. Bitter für Cohn, der später an AIDS erkrankt und seinen Ex-Zögling um Hilfe bitten muss. Da kann der erfolgreich gewordene Trump sich längst erlauben, skrupellos seinem ehemaligen Meister eine Abfuhr zu erteilen.
Wird gegen Ende dokumentarischer

Ende der 1980er-Jahre ist Trump zu dem Mann geworden, der er heute ist – inklusive des Seitenscheitels, der übrigens so dauerhaft hält wegen einer Haartransplantation, falls das Drehbuch gut recherchiert ist. Auch an anderer Stelle kratzt der Regisseur Abbasi an Trumps Selbstdarstellung, zum Beispiel mit der Schilderung von Potenzproblemen, Fettabsaugungen, Diätpillensucht. Das klappt nicht immer, denn es gibt auch eine Szene, in der Trump seine damalige Frau Ivana vergewaltigt. Später wird Ivana selbst eingestehen, dass sie gar nicht körperlich missbraucht wurde.
Bis zum Finale hält der Film seinen satirischen Schwung nicht ganz durch. Zum Ende hin formt Regisseur Ali Abbasi sein Werk zu einem ernsthaften Porträt mit dokumentarischem Anspruch, was „The Apprentice“ ein wenig den Biss nimmt. Einen hohen Unterhaltungswert hat er durch das Spiel der Hauptdarsteller. Der 42-jährige Sebastian Stan verkörpert Trump anfangs smart und schüchtern, später mit der beängstigenden Skrupellosigkeit von heute. Wer den US-Schauspieler aus seinen „Avengers“-Filmen kennt oder ihn aktuell in „A Different Man“ gesehen hat, wird über den äußeren Wandel zu Trump staunen. Dieses breite Grinsen! Diese stechenden Augen! Diese orangefarbene Haut! Faszinierend zu sehen ist auch Jeremy Strong, der Roy Cohn vom arroganten Advokaten bis zum Todkranken im freien Fall präsentiert. Fast kann er bemitleidet werden angesichts der Tatsache, dass er als einstiger Meister längst in die Tasche gesteckt wurde von seinem Lehrling („Apprentice“) Donald Trump.