In der TV-Mini-Serie „Ein Gentleman in Moskau“ wird ein russischer Aristokrat von einem kommunistischen Tribunal zu lebenslangem Hausarrest verurteilt.

Russland, nach der Oktoberrevolution. Im Jahr 1921 kehrt Graf Alexander Rostov aus dem Pariser Exil nach Moskau zurück. Dort wird ihm unverzüglich von einem bolschewistischen Tribunal der Prozess gemacht. Als „aristokratischer Schmarotzer“ droht ihm eigentlich die Verbannung nach Sibirien oder gar die Hinrichtung. Da man ihm aber – fälschlicherweise – ein Gedicht zuschreibt, in dem er zur Revolution aufruft, wird er „nur“ zu lebenslangem Hausarrest im noblen „Hotel Metropol“ verurteilt, in dem Rostov immer residiert, wenn er in Moskau ist. Allerdings muss er seine Luxus-Suite räumen und in einer jämmerlich kalten, kargen Dachkammer hausen. Dinieren darf er allerdings weiterhin im hoteleigenen Restaurant, wo er sich – natürlich immer höchst elegant gekleidet – an erlesenen Speisen und an dem dazu passenden Rotwein und Bollinger-Champagner erfreut.
Dieses Leben nimmt er, ganz gentlemanlike, ohne Murren hin. Er fühlt sich auch zu nichts verpflichtet und bekennt nicht ohne Stolz: „Ein Gentleman geht keiner Tätigkeit nach.“ Er ist zu allen Hotelangestellten von ausgesuchter Höflichkeit und verbringt seine Zeit damit, russische Klassiker zu lesen, Briefe zu schreiben oder mit Nina (Leah Balm-forth), einem nassforschen Mädchen aus dem Hotel, Konversation zu machen. Das „Metropol“ (das tatsächlich auch heute noch im Zentrum von Moskau steht) scheint eine aus der Zeit gefallene, paradiesische Oase zu sein – während direkt vor der Hoteltür die Schreckensherrschaft der Revolution bereits Angst und Terror verbreitet.
Ein Spitzel ist direkt im Hotel untergebracht
So plätschern die ersten Episoden von „Ein Gentleman in Moskau“ nach dem Bestseller-Roman von Amor Towles in exquisiter und

hübsch ausgestatteter Eintönigkeit dahin. Bis eines Abends in das Hotelrestaurant zwei Windhunde stürmen, die Alexander Rostov und die anderen Gäste bei ihrem Speise-Ritual empfindlich stören. Sie gehören der spitzzüngigen Schauspielerin Anna Urbanova (Mary Elizabeth Winstead, die im wirklichen Leben McGregors Ehefrau ist). Fasziniert von ihrer lasziv-erotischen Ausstrahlung beginnt er sogleich mit ihr zu flirten. Schon bald entspinnt sich zwischen den beiden ein amouröses Verhältnis, das über die nächsten Jahre, die Rostov in seinem Luxus-Gefängnis verbringen muss, andauert. Mit der Zeit verlässt Rostov – trotz aller Annehmlichkeiten – dennoch der Lebensmut. Das liegt wohl auch daran, dass die russische Geheimpolizei, die ihren Spitzel direkt im Hotel untergebracht hat, ihn immer noch im Visier hat. Und der Rostov sofort anzeigen würde, sollte er tatsächlich das Hotel verlassen. Doch da wird Rostov die junge Sofia (Billi Gadsdon) anvertraut. Das Mädchen ist die Tochter einer alten Freundin, die sich anschließend für immer aus dem Staub macht, um ihren von den Stalin-Schergen verschleppten Ehemann zu suchen. Da er nun alleine für Sofia verantwortlich ist, erkennt Alexander Rostov plötzlich, was er zu tun hat, auch wenn es sein Leben kosten sollte ...
In den letzten Episoden nimmt diese tragikomische Geschichte schließlich und endlich Fahrt auf. Und als die drei Jahrzehnte, die Alexander Rostov insgesamt im „Metropol“ verbringen musste, endlich zu Ende gehen, überschlagen sich die Ereignisse förmlich.
Über all dem liegt stets ein Schleier melancholischer Tristesse, wie man sie aus den Geschichten von Puschkin oder den Novellen von Turgenjew kennt. „Ein Gentleman in Moskau“ ist eine gelungene Mischung aus Zeitgeschichte, Politik, Romanze, Freundschaft und Pflichterfüllung, die die Zuschauer am besten, ganz nach dem Gusto von Alexander Rostov, mit einer guten Flasche Bollinger genießen sollten.