Ampeln sind gewöhnlich dazu da, etwas zu regeln und Orientierung zu geben. Fallen sie einmal aus, ist höchste Vorsicht geboten. Es drohen Chaos samt Unfallgefahr. So gesehen empfiehlt sich eigentlich nicht, Ampeln vom Netz zu nehmen. Es sei denn, sie hätten zuvor mit chaotisch geschalteten Signalen bereits für ausreichend Wirrnisse gesorgt.
Manchmal können die Signallichter aber gar nichts dafür, wenn Unfallgefahr besteht. Da kann es noch soviel rot leuchten, wenn jemand permanent durchrasen will, hilft auch das roteste Rotsignal herzlich wenig. Vermutlich würde in diesem Fall niemand auf die Idee kommen, der Ampel die Schuld zu geben.
Womit es das jetzt aber auch gewesen sein soll mit den schrägen Vergleichen.
Sie retten mich auch nicht, wenn ich – was in letzter Zeit gar nicht so selten geschieht – mit der Frage konfrontiert bin: Du kennst Dich doch mit Politik aus, erkläre mir mal, was da los ist.
Um meine Ratlosigkeit zu überspielen, habe ich mich neuerdings darauf verlegt, mit dem Hinweis zu kontern: Politik kann auch anders. Im Saarland hat sich beispielsweise die derzeit einzige SPD-Alleinregierung mit der CDU-Opposition über einen Drei-Milliarden-Transformationsfonds geeinigt. Nicht ganz ohne Diskussionen auf beiden Seiten. Dem Ansehen beider Parteien hat es nicht geschadet. Erst das Land, dann die Partei – das geht also tatsächlich noch. Ich stelle mir vor, aus der Glasglocke Berlin könnte man bis ins Saarland sehen.
Oder vielleicht mal darauf, welche Sorgen Menschen in welchen Situationen wirklich umtreiben. Ein Blick in den Verteilungsbericht des WSI (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut der gewerkschaftsnahen Hans Böckler Stiftung) zeigt einiges über „Marginalisierte Arme“ und eine „Verunsicherte Mitte“. Vor allem auch darüber, welche Herausforderungen sich dadurch für die Demokratie stellen. Das will dann so gar nicht zu den Forderungen nach Kürzungen im Sozialbereich oder bei entsprechenden Projekten passen.
Keine Ahnung, ob es helfen würde, wenn derlei Lektüre ganz zufällig bei allen künftigen Gipfeln mit auf dem Tisch liegen würde. Einen Versuch wäre es aber wert.