Any promotion is good promotion. Die alte Marketingregel meint: Egal, wie über mich geredet wird, Hauptsache, es wird über mich geredet. So gesehen hat die FDP einiges richtig gemacht. Sie ist Dorfgespräch in deutschen Landen. Vielleicht war das auch der einzige Sinn der „Feldschlacht“.
Da haben die Liberalen zumindest in ihrem Sprachgebrauch offensichtlich die Mahnungen von Verteidigungsminister Boris Pistorius ernst genommen und sich auf „kriegstüchtig“ getrimmt. So hat der das aber sicher nicht gemeint.
Erstaunlich, dass wir uns überhaupt so viele Gedanken machen über eine Partei, deren Markenkern inzwischen eine ganz eigene Interpretation von „Verantwortung“ ist.
Nun gut, es ist Wahlkampf, und da gelten nun mal etwas andere kommunikative Regeln. Eine davon ist die Wiederentdeckung der Mitte. Was diese „Mitte“ genau sein soll, lässt sich in der allgemeinen Debatte allenfalls erahnen. Immerhin sollen dort Wahlen gewonnen werden. Folglich kümmern sich jetzt alle drum – natürlich außer den „Rändern“. Die wiederum wenig Interesse an irgendwelchen Mitten haben, schließlich geht es ihnen gleich ums ganze Volk, sagen sie.
So viel Kümmernis von allen Seiten könnte ja was Rührendes haben. Wenn wir denn etwas davon hätten.
Dabei gibt es sie, die Politikerinnen und Politiker, die sich ernsthaft und engagiert darum bemühen, deren Terminkalender jede Gewerkschaft, die um Arbeitszeitregelungen kämpft, in helle Aufruhr versetzen müsste, und die zu allem Überfluss Anfeindungen aushalten müssen, wo sich jeder „normale“ Mensch fragen würde, ob er oder sie sich das antun würde.
Genau dieses Engagement wird aber in den Sog gezogen, den Vorgänge wie die in der und um die FDP auslösen. Es liegt aber auch an uns selbst, ob wir uns da hineinziehen lassen und „die Politiker“ (die weibliche Form kommt dabei in der Regel nicht vor) in einen großen Beschimpfungstopf werfen.
Wir wär’s mit einem Experiment: Mal nicht „die Politiker“ zu sagen, sondern die konkret zu nennen, über die wir uns ärgern (und warum). Und dann mal sehen, wie viele Politiker und Politikerinnen, vom Ortversteher über die Landtagsabgeordnete bis zu manchem in Berlin, dann übrig bleiben. Das Ergebnis könnte überraschen.
Ich weiß, ein frommer Wunsch in der Vorweihnachtszeit. Aber die soll ja bekanntlich auch für Überraschungen gut sein.