Kulturpolitik
Protest gegen Sparkurs
Auf die Entscheidung des Senats, 144 Millionen Euro, also fast 13 Prozent, im Kulturetat einzusparen, gibt es erste Reaktionen. So hat das Konzerthaus sein für Februar geplantes „Projections“-Festival abgesagt. Die Kürzungen treffen das Konzerthaus mit einem Budgetverlust von 1,8 Millionen Euro. Die Schaubühne hat angekündigt, ihre experimentelle Studiobühne zu schließen, das Theater an der Parkaue wird bereits geplante Premieren und Teile des Repertoires streichen. Die Stiftung für kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung soll komplett abgeschafft werden. Nach dreieinhalb Jahren eintrittsfreiem „Museumssonntag“ am Anfang jedes Monats ist auch damit nun Schluss. Die finanzielle Unterstützung durch das Land Berlin für die landesgeförderten Einrichtungen und für die Kulturprojekte Berlin GmbH, die für die übergreifende Kommunikation und Organisation des Projektes verantwortlich war, ist nicht weiter vorgesehen. Das teilt die GmbH mit. Auch den staatlichen Museen stehe eine weitere Finanzierung für ihre Einrichtungen nicht mehr zur Verfügung. „Das gemeinsame wegweisende Projekt von mehr als 80 Berliner Museen für kulturelle Teilhabe und Senkung von Eintrittsbarrieren wurde somit beendet“, heißt es in der Mitteilung. Mit mehr als 2,2 Millionen Besuchen und 5.000 Veranstaltungen war der eintrittsfreie Museumssonntag ein erfolgreiches Projekt. Die Initiative „Berlin ist Kultur“ wehrt sich weiter gegen die Sparmaßnahmen.
Weitere Informationen unter: www.berlinistkultur.de
Hilfe für Bibliothek
Die Gertrud-Haß-Bibliothek in Alt-Rudow erhält Unterstützung: Bürgerinnen und Bürger haben einen Förderverein für die Bibliothek gegründet. Der Verein wird sich aktiv dafür einsetzen, die Bibliothek als lebendigen Treffpunkt, Bildungs- und Kulturstandort in Rudow zu stärken. Schon seit Anfang des Jahres bereichern vielfältige, von Freiwilligen unterstützte Veranstaltungen das Angebot der Bibliothek. Dazu gehören unter anderem Leseförderungsangebote in Kooperation mit einer nahe gelegenen Grundschule, Schachrunden, Pflanzentauschaktionen und gemeinsames Häkeln. Die Gründung des Fördervereins wurde durch ein Senats-Pilotprojekt ermöglicht. Gemeinsam mit dem Verein Aktion Nachbarschaft hat die Bibliothek innerhalb dieses Projektes Strukturen für ehrenamtliches Engagement geschaffen. Ziel des Projektes ist es, langfristig eine starke Basis für freiwillige Arbeit in der Bibliothek zu etablieren.
Kontakt: Gertrud-Haß-Bibliothek, Telefon 030-902391940, rudow@stadtbibliothek-neukoelln.de
Kulturverführung vom 13. Dezember 2024
Theater: Die Empörung von Biedermann über die Brandstifter, die seit einiger Zeit überall Feuer legen, ist groß – zumindest am Stammtisch in der Kneipe und auf Social Media. Kaum stehen sie jedoch vor seiner Haustür, werden sie höflich hereingebeten, obwohl sie keinen Hehl daraus machen, was sie vorhaben. Man hat ja Manieren. Ein Unmensch ist man auch nicht, schließlich sind es nur zwei harmlose Hausierer. Und falls nicht, macht man sie sich besser nicht zum Feind. Das möchte man sich dann doch nicht leisten, obwohl man sich sonst (fast) alles leisten kann. Der eine oder die andere kennen diese Geschichte – mal abgesehen vom Social-Media-Aspekt – aus dem Deutschunterricht: „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch. Das Berliner Ensemble bringt diese politische Parabel nun auf die Bühne. Fritzi Wartenberg führt Regie. Berliner Ensemble, Bertolt-Brecht-Platz 1, 10117 Berlin, Karten: 9 bis 57 Euro. Informationen unter: www.berliner-ensemble.de
Ausstellung: Das Wort „Onajite“ stammt aus dem Urhobo, einer im nigerianischen Bundesstaat Delta gesprochenen Sprache, und bedeutet „es ist genug“. Der italienische Begriff „L’attesa“, also „das Warten“, bezeichnet die Pause, die man für Selbstbeobachtung und Erholung benötigt. Die nigerianisch-italienische, im Wedding lebende Künstlerin Diana Ejaita hat diese Begriffe in ihrer Arbeit verwoben. „Onajite, l’Attesa“ heißt ihre Ausstellung, die bis zum 15. Februar in der Galerie Wedding gezeigt wird. Ejaita arbeitet in den Bereichen Druckgrafik, Illustration und Textildesign und lässt mithilfe dieser Techniken die bildlichen Erzähltraditionen ihrer westafrikanischen Herkunft wiederaufleben. Die Ausstellung umfasst eine großformatige Wandinstallation mit Archivdrucken sowie eine neu angefertigte Serie von Gemälden, die zu einer Reflexion über Erinnerung, Geschichtenerzählen und künstlerischer Widerstandsfähigkeit anregen sollen. Galerie Wedding, Müllerstraße 146/147, 13353 Berlin. Der Eintritt ist frei. Informationen unter: www.galeriewedding.de
Konzert: Édith Piaf ist seit über 60 Jahren tot. Ihre Musik lebt weiter. Die Sängerin Asita Djavadi bringt sie am 5. Januar wieder zu Gehör und nimmt ihr Publikum mit auf eine musikalische Reise in das Paris der 1940er- und 50er-Jahre. Sie gibt einen Rückblick auf das Leben der Grande Dame des Chanson. Unter dem Titel „Auf der Suche nach Liebe“ erzählt sie über die schönen und traurigen Momente der Édith Piaf, singt die erfolgreichsten Lieder der Frau, die als Straßensängerin bekannt wurde und auf der Suche nach Glück am Ende durch Schicksalsschläge, Drogen und Alkohol gezeichnet von der Bühne des Lebens abtrat. Am Klavier und Akkordeon wird Asita Djavadi von Jan Röck begleitet. Kammermusiksaal der Philharmonie, Herbert-von-Karajan-Straße 1, 10785 Berlin, Tickets: 20 bis 42 Euro. Informationen unter: www.franzhans06.de Martin Rolshausen