Erdbeben, heftige Unwetter mit Überschwemmungen, Vulkanausbrüche – die Natur machte gleich zum Jahresbeginn 2024 nachhaltig auf sich aufmerksam.
In der Westküste Japans erschütterte gleich am Neujahrstag eine ganze Serie starker Beben die Region. Um 16.10 Uhr Ortszeit meldete die dortige Wetterbehörde eine Erschütterung der Stärke 7,6. Sie ereignete sich demnach in sehr geringer Tiefe, das Epizentrum lag in der Region der Halbinsel Noto. Die Behörde gab entsprechend für die Präfektur Ishikawa eine starke und für die übrigen Küstenregionen im Westen des Archipels geringere Tsunami-Warnungen aus. Das Beben war von Hokkaido im Norden Japans bis zur südwestlichen Hauptinsel Kyushu zu spüren. Die Regionen wurden in der Folge von weiteren Erschütterungen heimgesucht. Dabei wurden Straßen aufgerissen, in einer Fabrik brach ein Feuer aus, in einzelnen Geschäften fielen die Waren aus den Regalen. In 34.000 Haushalten in Ishikawa und anderen Präfekturen fiel der Strom aus.
Überlebende nach fünf Tagen geborgen
Auch in der Millionen-Hauptstadt Tokio gerieten Gebäude ins Schwanken, was allerdings durch die Bauweise gewollt ist. Viele Häuser, insbesondere Hochhäuser, sind in Japan so gebaut, dass sie bei Beben ein Stück weit schwingen können, um nicht zu brechen und einzustürzen. Japan wird immer wieder von teils heftigen Erdbeben heimgesucht. Dennoch gibt es natürlich keine absolute Sicherheit gegen die Naturgewalten.
Entsprechend erschwerten Trümmerberge, beschädigte Straßen, Erdrutsche und Nachbeben und vor allem das winterliche Wetter mit Schneefall den Such- und Rettungstrupps in den Folgetagen die Arbeit. Dennoch durften die Helfer fünf Tage nach dem Beben ein kleines Wunder feiern. Es gelang ihnen, eine 90 Jahre alte Frau lebend aus den Trümmern eines eingestürzten Hauses in der westlichen Küstenstadt Suzu zu bergen. Ärzte vermuteten, dass die Frau, deren Beine eingeklemmt waren, in den Trümmern Regenwasser trinken konnte und so überlebt habe. Dennoch betonten sie, dass es extrem selten sei, verschüttete Menschen so lange nach einem Unglück noch lebend bergen zu können. Generell gelten die ersten 72 Stunden nach einer solchen Katastrophe als entscheidend, denn danach verringere sich die Überlebenschance drastisch. Bis Ende Januar stieg die Zahl der Opfer des Bebens auf mindestens 233 Tote, wobei noch immer mehrere Personen vermisst wurden.
Weitere fünf Menschen starben einen Tag nach dem Beben bei einem weiteren tragischen Unglück auf dem Flughafen Haneda in Japans Hauptstadt Tokio. Ein Passagierflugzeug der Japan Airlines war unmittelbar nach der Landung mit einem Flugzeug der japanischen Küstenwache zusammengestoßen, das Hilfsgüter zu Überlebenden der Erdbebenkatastrophe auf der Halbinsel Noto bringen sollte. Dabei gerieten beide Flugzeuge in Brand. Während alle 379 Personen an Bord des Passagierflugzeugs vom Typ Airbus A350 wie durch ein Wunder die lichterloh brennende Maschine ohne lebensgefährliche Verletzungen über eine Notrutsche verlassen konnten, kam für fünf Menschen an Bord des Küstenwachenflugzeugs jede Hilfe zu spät. Nur der Pilot der Maschine überlebte mit schweren Verletzungen.
Dass das in Haneda stationierte Flugzeug der Küstenwache auf der Landebahn war und gleichzeitig das gerade gelandete Passagierflugzeug, ist auf einen menschlichen Fehler zurückzuführen. Angeblich hatte das Flugzeug der Küstenwache noch keine Starterlaubnis erhalten, der überlebende Pilot hingegen sagte aus, er habe grünes Licht für die Landebahn erhalten. Gegen 17.50 Uhr Ortszeit kam es dann zum Unglück. Sieht man die Bilder der brennenden Passagiermaschine, gleicht es einem Wunder, dass nicht mehr Menschen getötet wurden.

Während in Japan die Erde bebte, kämpften zahlreiche Regionen in Deutschland über den Jahreswechsel und Anfang Januar mit heftigen, teils unwetterartigen Regenfällen und Überschwemmungen. Niedersachsen, Teile Nordrhein-Westfalens, der Süden Sachsen-Anhalts und der Norden Thüringens waren besonders betroffen, aber auch in Teilen des Saarlandes, von Rheinland-Pfalz und auch Bayerns sorgten die anhaltenden Regenfälle für überflutete Flüsse und Bäche und vollgelaufene Keller. In Norddeutschland drohte eine Überflutung der Deiche, im Südharz wurden 200 Bundeswehr-Soldaten abkommandiert, um beim Befüllen von gut 600.000 Sandsäcken zu helfen, weil gleich mehrere Orte von Überflutung bedroht waren. Auch andere europäische Länder, etwa Frankreich und England, hatten mit Hochwasser nach heftigem und andauerndem Regen zu kämpfen.
Vulkan auf Island zerstörte einige Häuser
Eine Ursache für das um diese Jahreszeit eher ungewöhnliche Hochwasser seien wahrscheinlich die für die Jahreszeit hohen Oberflächentemperaturen des westlichen Atlantiks, die zu hoher Verdunstung und damit auch viel Wasserdampf in der Atmosphäre führen, erläuterte der Klimaforscher Fred Hattermann im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Der Experte vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sagte, durch die in unseren Breiten vorherrschenden Westwinde seien diese feuchten Luftmassen nach Europa transportiert worden, wo es infolge einer schnell über Mitteleuropa ziehenden Kette von Tiefdruckgebieten im Herbst und Winter zu sehr ergiebigen Niederschlägen gekommen sei und dann auch zu Hochwasser. „Die Böden wurden mit Wasser gesättigt und nehmen dann kaum noch Wasser auf“, sagte Hattermann.
Ab dem 7. Januar entspannte sich die Hochwasserlage dank trockenen Wetters endlich, doch dafür setzte vielerorts Frost ein. In Brandenburg an der Havel verendeten sogar vier Kühe auf einer Weide, weil die Tiere auf der überfluteten Wiese festgefroren waren.
Während Deutschland mit Regen und Eis zu kämpfen hatte, brach auf Island Mitte Januar auf einer Halbinsel südwestlich von Reykjavík ein Vulkan aus. Selbst für die vulkanerprobten Isländer kam es dabei zu dramatischen Szenen im evakuierten Ort Grindavík, denn zum ersten Mal seit gut 50 Jahren waren dabei auch Häuser betroffen. Die Lavamassen erreichten die Ausläufer des Ortes, mehrere Häuser gingen in Flammen auf und wurden vollständig zerstört. Der 4.000-Einwohner-Ort Grindavík liegt wie erwähnt auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten Islands, auf der es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Vulkanausbrüchen kam. Der Ausbruch Mitte Januar war bereits die zweite Eruption in dem Gebiet innerhalb von vier Wochen und die fünfte seit 2021. Am 8. Februar gab es eine erneute Eruption.
Grindavík war schon bei dem Ausbruch Mitte Dezember 2023 in Mitleidenschaft gezogen worden – allerdings nicht durch die Lava, sondern durch etliche Erdbeben, die tiefe Risse in Straßen und andere Schäden verursachten. Bereits damals wurde der Ort aus Sicherheitsgründen geräumt. Nach Angaben der isländischen Regierung bestand keine Gefahr für Menschenleben, weil Grindavík rechtzeitig in der Nacht vor der Eruption abermals evakuiert wurde. Zwei Tage zuvor war auf der indonesischen Insel Sumatra der Vulkan Marapi ausgebrochen und schleuderte eine etwa 1.300 Meter hohe Aschewolke aus.
Der Ausbruch verlief für die Bevölkerung glimpflich, da bereits in den Tagen zuvor mehr als 5.400 Menschen aus den Dörfern am Fuß des Berges evakuiert worden waren, nachdem die örtlichen Behörden die höchste Warnstufe ausgegeben hatten.