Jahresrückblick Saarland: Defizitäre Krankenhäuser, überlaufene Notaufnahmen, Wartezeiten bei Praxen, umstrittene Reformen. Die Schlagzeilen waren meist wenig erfreulich. Dabei gab es auch die guten Nachrichten aus dem Gesundheitsbereich.
Die Ampel-Koalition war zerbrochen, und doch gab es am Ende nach langen heftigen Diskussionen kurz vor Jahresschluss doch noch einen weitreichenden Beschluss. Der Bundesrat ließ die Krankenhausreform passieren. Aber auch diese Abstimmung war noch von Besonderheiten begleitet. Brandenburgs Gesundheitsministerin bekam noch während der Bundesratssitzung ihre Kündigung, und Thüringen zeigte sich gespalten, sodass die Stimmen des Landes nicht mitgezählt wurden. Das Gesetz ging also nicht in den Vermittlungsausschuss (um immer noch vorhandene Bedenken auszuräumen), sondern trat in Kraft. Mit den Stimmen aus dem Saarland. Eigentlich wollte auch das Land noch einige Klärungen erreichen, aber eine Verweisung an den Vermittlungsausschuss hätte angesichts der geänderten Umstände, dass sich die von allen Beteiligten als notwendig erachtete Reform auch unabsehbare Zeit verschieben würde. Lieber diese Reform als gar keine, war denn auch die Position von Saar-Gesundheitsminister Magnus Jung.
Der hatte schon im Sommer im FORUM-Interview darauf hingewiesen, dass die Reform, obwohl noch heftig umstritten und gar nicht in Kraft, bereits Wirkung zeigt. Die Krankenhausträger sind längst dabei, sich auf die neuen Bedingungen vorzubereiten. Im Kern heißt das: Qualitätsverbesserung durch Konzentration von Leistungen.
Wie das aussehen kann, machen in Saarbrücken die Winterberg-Kliniken und die Caritas-Klinik Rastpfuhl vor. Im November wurde das Konzept der Kooperation vorgestellt, mit Abbau von Doppelstrukturen und massiven Investitionen. 120 Millionen Euro stellt das Land zur Verfügung, letztlich werden wohl eine Viertelmilliarde für die neue Krankenhausstruktur und Versorgung im Großraum Saarbrücken investiert.
Wie die künftige Krankenhauslandschaft im Saarland aussieht, ist noch offen. Ähnliche Kooperationen wie in Saarbrücken könne es auch in Saarlouis und Neunkirchen geben, wo es derzeit ebenfalls je zwei Krankenhäuser gibt.
Ein Gutachten als Grundlage für einen neuen Krankenhausplan, das eigentlich im November erwartet wurde, verzögerte sich. Nun soll die Krankenhausplanung im Frühjahr 2025 fertig sein.

Im Oktober verteidigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei einem Besuch im Saarland die Krankenhausreform und bescheinigte dem Land, bereits auf einem guten Weg zu sein. Konkret geht es um Abbau von Doppelstrukturen und Spezialisierung.
Fachkräfte für alle Gesundheitsbereiche dringend gesucht
Schon länger ein Sorgenkind ist das Krankenhaus Merzig. 2023 hat die SHG-Klinik Insolvenz angemeldet, im März 2024 stimmten Gläubiger dem Insolvenzplan zu, der Landkreis Merzig-Wadern stieg als Gesellschafter ( 25,1 Prozent ) mit ein, das Land sagte erhebliche Zuschüsse für einen Ersatzneubau für das teils marode alte Gebäude zu. Am Ende des Jahres läuft der Neustart aber noch nicht befriedigend, vor allem, was die Psychiatrie betrifft. Weiterhin ungeklärt ist, wie es am Standort des ehemaligen Krankenhauses in Wadern mit der Idee eines Medizinischen Versorgungszentrums mit ambulanten und stationären Angeboten weitergeht.
Im Sommer sorgten völlig überlaufene Notaufnahmen einmal mehr für Diskussionen.
Im September löste die Ankündigung des Marienkrankenhauses, die Geburtshilfe von St. Wendel nach Neunkirchen zu verlagern, für Proteste.
Bereits zu Beginn des Jahres hatte die Kassenärztliche Vereinigung (KV) eine deutliche Reduzierung der Bereitschaftspraxen angekündigt. Bis Jahresende sollte deren Zahl von zwölf auf sechs halbiert werden, was im Jahresverlauf immer wieder für Diskussionen sorgte.
Die kassenärztliche Vereinigung betonte, dass es zwar weniger Standorte geben wird, dort aber das Angebot ausgeweitet werde mit je einer zusätzlichen Stelle, die auch mobil unterwegs sein könne.
Grund für die Reduzierung ist vor allem Personalmangel. Einerseits weist die KV schon lange auf die Altersstruktur bei der Hausärzteschaft hin, mit der Folge, dass Ältere nicht mehr zusätzlich an Wochenenden eingesetzt werden können, ebenso darauf, dass junge Ärzte zunehmend Arztsitze nur zu einem Teil übernehmen, was nur einen teilweisen Einsatz in Bereitschaft zur Folge hat. Zudem braucht es auch für Bereitschaftspraxen Praxispersonal. Auch dabei gibt es Personalmangel, was bereits dazu geführt hat, dass Hausarztpraxen schon mal ihre Sprechstundenzeiten reduziert haben.
Die Zukunft könnte auch im Saarland stärker in Richtung Medizinische Versorgungszentren gehen.
Um den nach wie vor großen Bedarf an Pflegekräften besser zu decken, hat das Saarland zum November eine neue Förderrichtlinie für die Integration ausländischer Pflegekräfte beschlossen. Die Zahl der Pflegekräften ist zuletzt insgesamt gestiegen. Von den zusätzlichen Pflegekräfte kommen zwei Drittel aus dem Ausland. Das liegt im Trend. Während bundesweit die Zahl deutscher Pflegekräfte zurückgeht, ist die Zahl ausländischer Kolleginnen und Kollegen in den letzten Jahren deutlich gestiegen.