Bevor Michael Herbig zum erfolgreichsten Filmemacher Deutschlands wurde, arbeitete er als Radiomoderator und im TV. In der Komödie „Erkan & Stefan“ führte er erstmals fürs Kino Regie.
Hier einige Movie-Highlights, bei denen er in Personalunion als Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur und Produzent tätig war.

„Der Schuh des Manitu“ (2001)
Eine wunderbar sinnfreie und extrem witzige Parodie auf die „Winnetou“-Filme der 60er-Jahre mit Michael „Bully“ Herbig in der Doppelrolle des Indianerhäuptlings Abahachi und dessen schwulem Bruder Winnetouch. Mit von der Partie bei diesem Gag-Feuerwerk sind unter anderem Christian Tramitz als Ranger, der am Marterpfahl die unsterbliche Sentenz prägte: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden“, Sky du Mont als Italo-Western-Colt-schwingender Schurke Santa Maria und Marie Bäumer als verführerische Indianerbraut Uschi. Kurz: Ein lustvolles Spiel mit Kino-Klischees und Gaga-Humor à la Bully, souverän inszeniert.
„(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ (2004)
In dieser knallbunten Science-Fiction-Persiflage dreht Bully vor allem die „Raumschiff Enterprise“-Abenteuer – mit Mr. Spuck (Bully), Käpt’n Kork (Christian Tramitz) und Schrotty (Rick Kavanian) – und die „Star Wars“-Filme durch den „Spaß“-Wolf. Die episodenhafte Story in dieser Galaxis weit, weit entfernt ist hanebüchen, die Gags sind dafür umso lustiger. Und wir erfahren, dass Jens Maul alias Darth Vader (Kavanian) deshalb so schwer atmet, weil er Asthma hat. Kosmischer Ulk in doppelter Mopsgeschwindigkeit. Beam me up, Schrotty! Und hat eigentlich noch jemand das Vulkanetten-Luder-T-Shirt? Extrasonderpunkte gibt’s auch für den „Space Taxi“-Song von Stefan Raab featuring Spucky, Kork & Schrotty.
„Lissi und der wilde Kaiser“ (2007)

Das Personal dieses 3D-Animationsfilms stammt – wie bei den beiden vorherigen Filmen – aus der TV-Comedyserie „Bullyparade“. Bully bezeichnete die Parodie als „einen Kniefall“ vor der Original-„Sissi“-Trilogie aus den 50er-Jahren mit Romy Schneider. Lissi (Stimme: Bully) und ihr Gatte Kaiser Franz (Stimme: Christian Tramitz) leben in Saus und Braus im Schloss Schöngrün. Doch das Liebes-Idyll findet ein jähes Ende, als Lissi von einem eher rüden Yeti entführt wird. Tölpelhafte Action und charmante Herz-Schmerz-Momente nehmen ihren irrwitzigen Lauf. Eine „Sissi“-Hommage, prall gefüllt mit coolen Kalauern und frechen Anzüglichkeiten.

„Wicki und die starken Männer“ (2009)
Als großer Fan der Zeichentrick-Fernsehserie „Wicki und die starken Männer“ hat sich Bully an eine Realverfilmung eines Wicki-Abenteuers gewagt. Diesmal steht nicht so sehr der Klamauk im Vordergrund, sondern eine packende Geschichte: Wicki (Jonas Hämmerle) muss beweisen, dass er sowohl klug als auch mutig ist. Als feindliche Wikinger sein Dorf überfallen und alle Kinder – außer ihn – entführen, nimmt er unerschrocken die Verfolgung auf. Und zeigt allen, dass er zu Recht der Sohn des Wikinger-Häuptlings ist. Mit großer Freude am Detail – es wurde zum Beispiel extra ein naturgetreues Wikingerschiff nachgebaut – und Liebe zu den einzelnen Figuren zaubert Bully einen spannenden und sehr unterhaltsamen Kinderfilm. Auch für Erwachsene sehr zu empfehlen.
„Buddy“ (2013)

Schockschwerenot: Völlig unvermittelt sieht Eddie (Alexander Fehling) seinen fleischgewordenen Schutzengel Buddy (Bully) neben sich stehen. Der reiche und verwöhnte Playboy Eddie rastet daraufhin völlig aus und glaubt tatsächlich, er sei des Wahnsinns fette Beute. Buddy will Eddie beruhigen und ihm erklären, dass er nur da ist, um ihn zu beschützen. Allerdings mit wenig Erfolg. Denn Buddy macht den Job zum ersten Mal und ist sozusagen noch ein Beschützer-Amateur. Im Laufe der Zeit werden die Verwicklungen in dieser ungleichen Beziehung immer abenteuerlicher und grotesker. Vor allem, wenn Eddie unter Leuten ist. Denn natürlich kann dann nur Eddie seinen Engel sehen – für alle anderen bleibt Buddy unsichtbar. Da hilft kein Psychiater, keine Freunde, kein Garnichts mehr. Doch das Blatt wendet sich zum Glück, als die attraktive Lisa (Mina Tander) auf der Bildfläche auftaucht. In die sich Eddie natürlich Hals über Kopf verliebt. Jetzt weiß Buddy endlich, warum er vom Himmel auf die Erde entsandt wurde. Nämlich um die beiden zu verkuppeln… „Buddy“ ist eine actiongeladene, verrückt-romantische Komödie mit drei Hauptdarstellern, die sichtlich viel Spaß an der Spielfreude haben. Und zum Showdown gibt es noch die beste Flashmob-Sequenz (inklusive Heiratsantrag), die je in einem deutschen Film zu sehen war.

„Bullyparade – Der Film“ (2017)
Zum 20-jährigen Jubiläum der ProSieben-Comedy-Serie „Bullyparade“ hat sich Mastermind Bully gedacht, „wir wollten mal wieder so richtigen Quatsch sehen, über den man herzhaft lachen kann. Also haben wir den Film gemacht.“ In dem fünfteiligen Episodenfilm begegnen wir unter anderem alten Bekannten aus der TV-Show und aus „Der Schuh des Manitu“ wie den Blutsbrüdern Winnetou und Old Shatterhand, der Crew des „(T)Raumschiff Surprise“ um Kork, Mr. Spuck und Schrotty und aus „Lissi und der Wilde Kaiser“ – diesmal live und in Farbe. Mit über 1,6 Millionen Zuschauern war dieser übermütige Humor-Trash-Reigen der erfolgreichste Film des Jahres 2017.
„Ballon“ (2018)

Dass Michael Herbig als Filmemacher auch „ernst“ kann – und zwar auf hohem Niveau -, hat er mit seinem Thriller „Ballon“ bewiesen. Der Film behandelt die als „Ballonflucht“ bekannt gewordene Überquerung der innerdeutschen Grenze der Familien Strelzyk und Wetzel aus der DDR nach Westdeutschland in einem Heißluftballon im Sommer 1979. Herbig inszeniert das dramatische Katz-und-Maus-Spiel der Familien mit dem repressiven Stasi-Staat fintenreich und spannend – und vergisst dabei nicht, auch die Beweggründe der Flüchtenden auszuleuchten und ihren Mut und ihre Charakterfestigkeit zu würdigen. Besetzt mit großartigen Schauspielern wie unter anderem Friedrich Mücke, Karoline Schuch, David Kross sowie Thomas Kretschmann als Stasi-Scherge. Für „Ballon“ wurde Michael Herbig mit dem Friedenspreis des Deutschen Films ausgezeichnet. Es ist sein bisher bester Film.
„Tausend Zeilen“ (2022)
Im Jahr 2018 wurde das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ von einem Aufsehen erregenden Medienskandal erschüttert: Der Journalist Claas Relotius hatte den „Spiegel“ mit zum großen Teil frei erfunden Reportagen und Interviews gefüttert, die lange Zeit abgedruckt wurden. Ein anderer „Spiegel“-Journalist, Jan Moreno, machte das 2019 in seinem Buch „Tausend Zeilen Lügen“ publik. Was für eine Steilvorlage für eine deftige Medien-Satire (vielleicht à la Helmut Dietls Komödie „Schtonk!“ über die Fälschung der Hitler-Tagebücher). Das dachte sich wohl auch Michael Herbig. In seiner freien Adaption der Buchvorlage recherchiert der Journalist Juan Romero (Moreno; Elyas M’Barek) auf eigene Faust, welche Storys sein Kollege Lars Bogeniu (Relotius; Jonas Nay) dem Magazin „Die Chronik“ untergeschoben hat. Er stößt dabei auf immer mehr Ungereimtheiten und dreiste Lügen. Als Romero dies der „Chronik“-Redaktion mitteilt, tut man es in der Chefetage als Eifersüchtelei unter Kollegen ab. Doch Romero gibt nicht auf, und seine Ermittlungen ziehen immer weitere Kreise … „Tausend Zeilen“ ist eine überspitzte Medien-Travestie, die augenzwinkernd mit den Machenschaften quotenhöriger Medienschaffender spielt. Und uns sensationssüchtigen Konsumenten den – Achtung, Kalauer! – Spiegel vorhält. Michael Herbig war in den letzten 20 Jahren auch als Schauspieler in anderen Filmen unterwegs. Darunter in „Die Geschichte des Brandner Kaspar“ (2008) unter der Regie von Joseph Vilsmaier, in Leander Haußmanns Tragikomödie „Hotel Lux“ (2011), in „Zettl“ (2012), Helmut Dietls letztem Film, in Wolfgang Petersens Krimikomödie „Vier gegen die Bank“ (2016) und in „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“ (2021), wieder unter der Regie von Joseph Vilsmaier. Außerdem lieh er dem animierten Schlossgespenst Hui Buh in zwei Filmen (2006 und 2022) seine Stimme.
Michael „Bully“ Herbigs neuester Streich – „Das Kanu des Manitu“ – kommt am 14. August 2025 ins Kino.