Das Bistro „Boulevard 262“ in Saarbrücken-Güdingen ist beliebt bei Gästen diesseits und jenseits der deutsch-französischen Grenze. Vor allem wegen der außergewöhnlich großen Anzahl an Salat-Variationen kommen viele Gäste immer wieder.

Nach längerer Zeit bin ich heute mal wieder im „Boulevard 262“, einem Bistro im Ortsteil Unner in Saarbrücken-Güdingen, das eine treue Stammkundschaft hat und immer gut besucht ist. Und das gilt für drinnen wie für draußen, denn der Laden ist wirklich groß. Auf der Terrasse mit Wintergarten-Ambiente kann man schon ab den ersten Sonnenstrahlen windgeschützt sitzen, sein Essen genießen oder einfach die Seele baumeln lassen. Irgendwie ist das „Boulevard 262“ eine Institution geworden. Die abwechslungsreiche Speisekarte im besten Preis-Genuss-Verhältnis hat im Laufe der Jahre viele Menschen überzeugt.
Gäste loben auch die Portionen

Als ich das Haus betrete, entdecke ich sofort an einem Tisch Daniela, Bernd und Gregor. Die drei Genießer wählen immer Restaurants aus, von denen sie wissen, dass sie nach dem Essen garantiert zufrieden aufstehen werden. „Hier finden wir das Angebot gut. Es gibt eine Riesenauswahl an frischen Salat-Variationen, ausreichende Portionen, sehr nettes Servicepersonal. Man fühlt sich fast wie zu Hause. Wir sitzen bei gutem Wetter auch sehr gerne auf der Terrasse, aber auch innen finden wir immer einen gemütlichen Platz. Dazu die abwechslungsreiche Weinauswahl und täglich wechselndes Stammessen“, erzählt mir Gregor.
Neben den abwechslungsreichen Pasta-, Fleisch- und Fischgerichten ragt vor allem die außergewöhnliche Vielfalt an Salaten aus der Speisekarte hervor. Selten findet man so viele Salat-Varianten in einem Restaurant. Wohl auch ein Grund, warum viele unserer französischen Nachbarn gern hierherkommen.
Seit mehr als 20 Jahren strahlt das Bistro der Familie Loth einen eigenen, sehr gemütlichen und familiären Charme aus, der einen zum Mittagstisch, zum Abendessen oder auch zum Feierabendbier oder Feierabendwein ins „Boulevard 262“ führt. Um Freunde zu treffen und um zu essen, zu trinken und zu reden. Entscheidend für das Gastronomiekonzept von Familie Loth sind auch die saisonalen Gerichte und die täglich wechselnde Plats du Jour. Und so sitzen wir da, Tisch an Tisch mit noch weiteren Bekannten, die alle etwas anderes bestellen. Ich erinnere mich, dass es Anfang der Jahrtausendwende unter Bekannten von mir oft Diskussionen gab, wohin man jetzt einen besonderen Salat essen gehen könnte. Meistens gingen sie hierher!

Je nach Jahreszeit haben sie im „Boulevard 262“ um die 25 Salate im Angebot. Etwa Salat Paysanne mit Bratkartoffeln, Speck und Spiegelei, Fitness-Salat Boulevard mit gegrillten Putensteaks, Früchten und Orangen-Joghurt-Dressing, Salat Florenz mit Schweinefilet-Medaillons mit Parmesan und Spinat überbacken oder Salat Pecheur, das bedeutet hier hausgebeizter Lachs, Garnelen und Surimi. Und vieles mehr: Salat-Kreationen ohne Ende! Zwar gibt es auch immer wieder Neuigkeiten auf der Karte, doch das „Boulevard 262“ kann die Karte gar nicht in Gänze ändern, da die Stammgäste dies nicht verzeihen würden. Sie kommen eben wie erwähnt ganz bewusst wegen der Salat-Variationen.

An meinem Tisch hat Rainer Loth Platz genommen. Ihm gehören das Haus und die Gastronomie. Er isst hier täglich, obwohl die eigene Gastronomie eigentlich gar nicht sein Ding ist. Doch wie kam er dazu? „Das ist 35 Jahre her“, erzählt er. „Ich fing um 1990 an, bei einer Firma zu programmieren. Später machte ich meine eigene Firma auf und kaufte dafür das Haus mitsamt dem Restaurant. Aber ich bin kein Gastronom, und meine Frau arbeitete bei der Sparkasse. Als sie 2004 in Rente ging, hatte sie die Idee, dass sie das ‚Boulevard 262‘ übernehmen wolle. Was wir dann auch machten.“
Nachfolge ist noch ungeklärt

Leider verstarb seine Frau, die gute Seele des Hauses, am 18. Januar vorigen Jahres. Auf dem Tresen entdecke ich ihr Bild neben einem großen Blumenstrauß mit liebevollen Worten. Das Gesicht des Restaurants ist jetzt eine langjährige Mitarbeiterin, die Französin Nadja Noura aus Saargemünd. Rainer Loth und ich bestellen uns Spaghettini Diavolo in Sahnesauce mit Knoblauch, Parmaschinken und Parmesan sowie Rindfleischsalat Klassik mit Bratkartoffeln. Zwei Gerichte, die schon seit Jahrzehnten auf der Karte stehen und immer wieder nachgefragt werden. Nadja Noura ist bereits seit 20 Jahren im Haus, und als sie die Gerichte an den Tisch bringt, erzählt sie: „Hier im Team herrscht eine wunderbare Zusammenarbeit. Das merken auch unsere Gäste. Die Gäste kennen uns auch und freuen sich, uns zu sehen. Und wir haben wirklich tolle Gäste – Franzosen, Deutsche, Junge und Alte.“ Wie die Zukunft des „Boulevard 262“ aussieht, ist noch unklar. Ich fände es passend, wenn eine Mitarbeiterin, die an der Geschichte des Hauses selbst mitgewirkt hat, übernehmen könnte. Ich lerne eine weitere Frau im Service kennen, Szefer Khira. Kompetent, sympathisch und engagiert. Auch mit einer langen Geschichte hier im Haus. Manchmal geht ja auch etwas zusammen, was alleine nicht zu stemmen ist.
Das „Boulevard 262“ erinnert mich an beste Bistro-Kultur. Ich habe es in Frankreich immer wieder erlebt. Das Bistro hat einen ganz besonderen Stellenwert. Dort ist man zu Hause, dahin geht man öfter. Ich habe gesehen, dass Stammgäste ihre Flasche Wein nicht austranken, da es ihnen zu viel war. Gerade mittags. Da wurde ein Strich daran gemacht – und die Flasche wurde am nächsten Tag ausgetrunken.
Viel Platz und doch gemütlich

Am Nachbarstisch nehmen sie noch Salat Dinde mit gebratener Putenbrust und Currysoße sowie Hähnchenbrust im Parmesanmantel. Wir alle nehmen zum Dessert noch den Assiette Chocolat. Wenn Sie hierher zum ersten Mal essen kommen und unsicher sind, schauen Sie auch auf das Tableau. Täglich gibt es hier auch außerhalb der Speisekarte Spezialitäten zum Genießen. Ich trinke zum Aperitif ein Bier, ein Zwickel von Grosswald. Bekommt man in der Landeshauptstadt Saarbrücken ja auch nicht mehr jeden Tag. Danach findet auch jeder seinen Wein, es gibt hier eine gute Zusammenstellung aus Deutschland, Italien und Frankreich. Da findet jeder etwas nach seinem Geschmack. An unseren Tischen werden bestellt: Salento Primitivo von der Cantine due Palme aus Italien. Ein körperreicher und runder Rotwein und auch noch Grauer Burgunder von Bruno Wind aus der Pfalz. Frisch und lebendig mit Anklängen von grünem Apfel, Birne und Melone.
Das Ambiente des „Boulevard 262“ ist außergewöhnlich, mit der Weiträumigkeit einer großen Fabrikhalle. Sehr schön eingerichtet, hier verliert man sich nicht, findet trotzdem ein schnuckeliges Eckchen zum Goutieren. Aber auch groß genug, um ein Fest zu feiern oder für Veranstaltungen. Ich erinnere mich noch an die 1980er-Jahre. Da gab es noch die Sperrstunde, nachts um 1 Uhr. Wir fuhren dann öfter hierher. Denn damals hieß der Laden „Fabrik“ und sie spielten noch, zumindest freitags und samstags, die halbe Nacht Musik, die uns gefiel. Bevor Familie Loth das Gebäude zum gemütlichen Bistro umbaute, beherbergte es lange vorher eine Blechfabrik. Schauen Sie hier mal vorbei und lassen Sie sich überraschen.