Berliner Künstler
Buch über Walter Leistikow
„Es ist Leistikows unvergängliches Verdienst, den Stil gefunden zu haben für die Darstellung der melancholischen Reize der Umgegend Berlins. Die Seen des Grunewalds oder an der Oberspree sehen wir mit seinen Augen; er hat uns ihre Schönheiten sehen gelehrt. Nicht nur die wenigen Bevorzugten, denen es vergönnt ist, sich mit Leistikows Bildern zu umgeben: wer von der Woche harter Arbeit und schwerer Mühe sonntags vor den Toren Berlins Erholung sucht, sieht Leistikow.“ So hat Max Liebermann seinen Kollegen Walter Leistikow gewürdigt. Mit diesem Zitat steigt Nicole Bröhan in ihr neues Buch über den „Künstler der Moderne“ ein. Leistikow (1865–1908) gehört zu den bedeutendsten Meistern des deutschen Impressionismus. Neben seinen bekannten märkischen Seen- und Kiefernlandschaften schuf er auch Gemälde mit Reiseeindrücken – von der Ostseeküste bis nach Italien. Zu seinem vielfältigen Werk zählen zudem Aquarelle, Radierungen und Entwürfe für Tapeten und Stoffe. Als Mitbegründer der Berliner Sezession und des Deutschen Künstlerbundes engagierte sich Leistikow kulturpolitisch und trug maßgeblich dazu bei, dass Berlin sich zum pulsierenden Mittelpunkt der internationalen Kunstszene entwickelte. Die Autorin gibt einen Überblick über das Leben des vielseitigen Künstlers und stellt seine beeindruckendsten Werke vor.
Nicole Bröhan, „Walter Leistikow – Künstler der Moderne“, BeBra Verlag, gebunden, 144 Seiten, 77 farbige Abbildungen, ISBN 978-3-89809-249-4, 26 Euro
Neuer Chef der Bibliothek
Jonas Fansa wird ab dem 1. Juni Generaldirektor der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB). Er wird Nachfolger von Volker Heller. Das hat der Stiftungsrat der ZLB entschieden. Die ZLB ist die größte öffentliche Bibliothek Deutschlands. Die Amerika-Gedenkbibliothek in Berlin-Kreuzberg und die Berliner Stadtbibliothek in Berlin-Mitte wurden 1995 zur ZLB zusammengeführt. „Die ZLB ermöglicht allen Menschen freien Zugang zu Wissen, Bildung und Kultur. Sie ist ein Ort der Begegnung und des Teilens von Information, Wissen, Kompetenzen und Leidenschaften“, teilt die Kultur-Senatsverwaltung mit. Als Berliner Landesbibliothek hat die ZLB zudem den Auftrag, alle in Berlin erscheinenden Druckwerke, Daten- und Tonträger zu sammeln. Die ZLB ist eine Stiftung des öffentlichen Rechts. Jonas Fansa ist heute bereits Betriebsdirektor der ZLB und Stellvertreter des Generaldirektors. Der Germanist, Kunsthistoriker und renommierte Bibliothekar beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Bibliotheksorganisation und -planung.
Kulturverführung vom 17. Januar 2025
Theater: In einer Welt, die von totalitärer Ideologie und moralischer Kälte geprägt ist, erzählt Ödön von Horváths Roman „Jugend ohne Gott“ eine beklemmende Geschichte über Schuld, Verantwortung und den Verlust von Werten: Ein Lehrer gerät in einen Konflikt zwischen seiner eigenen moralischen Haltung und den gesellschaftlichen Erwartungen seiner Zeit. Als er sich weigert, die rassistischen und menschenverachtenden Ansichten seiner Schüler zu akzeptieren, wird er zunehmend isoliert. Während eines Zeltlagers, das der militärischen Erziehung der Jugendlichen dient, spitzen sich die Ereignisse zu: Ein Mord geschieht, und der Lehrer wird ungewollt zum Mitwisser in einem Netz aus Verrat, Misstrauen und Schuld. In seiner Suche nach Wahrheit und moralischem Handeln wird er mit der Frage konfrontiert, wie man sich in einer Welt voller Unmenschlichkeit behaupten kann – und was es bedeutet, Verantwortung für die eigene Mitwirkung an einem Unrecht zu übernehmen. „Jugend ohne Gott“ wurde 1937 geschrieben, ist aber offenbar eine zeitlose Parabel über die Manipulierbarkeit von Menschen und die Notwendigkeit von Zivilcourage. Die Regisseurin Emel Aydoğdu bringt „Jugend ohne Gott“ nun auf die Bühne der Kammerspiele des Deutschen Theaters. Premiere ist am 19. Februar. Deutsches Theater, Schumannstraße 13 a, 10117 Berlin, Informationen: www.deutschestheater.de
Ausstellung: Bis zum 6. April präsentiert die Neue Nationalgalerie in ihrer oberen Halle Nan Goldin mit der Retrospektive „This Will Not End Well“. Sechs Räume zeigen ihre Werke in Form von Diashows und Filmprojektionen, die mit Ton und Musik unterlegt sind. Goldins Werke erzählen Geschichten über Liebe, Intimität, Sucht und Verlust. Mit teils zärtlichen Momentaufnahmen von Intimität und Beziehungen, Alltag, wilden Partys und dem Kampf zwischen Sucht und Unabhängigkeit prägt Goldin die Wahrnehmung ihrer Zeit bis heute. Durch den Fokus auf Diashows und Videoinstallationen geht die Ausstellung zurück zu den Wurzeln von Goldins künstlerischer Praxis. Die Diashows versteht Goldin, die immer Filmemacherin sein wollte, als Filmstills, also Standbilder. „This Will Not End Well“ greift damit erstmals Goldins ursprüngliche Vision auf, wie Betrachterinnen und Betrachter ihre Kunst erleben sollten. Neue Nationalgalerie, Potsdamer Straße 50, 10785 Berlin, Tickets: 14 Euro, ermäßigt 7 Euro
Konzert: Das Album „Burn“ der australischen Musikerin Lisa Gerrard und des irischen Komponisten und Keyboarders Jules Maxwell ist zwar schon fast vier Jahre alt, in einer Europatournee bringen sie es aber nun auf die Bühne. In Berlin gastiert das Duo am 3. Februar. Theater am Potsdamer Platz, Marlene-Dietrich-Platz 1, 10785 Berlin, Informationen: www.tapp.berlin Martin Rolshausen