Münsters beste Independant-Disco wurde vor Jahren „Take Me Out!“ getauft – und das nicht von ungefähr: Franz Ferdinand sind immer dabei. Indes nicht jedes Mal mit diesem, ihrem allergrößten – mittlerweile exakt zwei Jahrzehnte alten – Hit. Ja, solange beglücken die Schotten schon die Tanzflächen dieser Welt. Sehr viel veröffentlichen sie trotzdem ja nicht. Bislang zelebrierten lediglich fünf mit etlichen Hits bespickte Langrillen ihre ureigene unmittelbare, unwiderstehliche Art, Pop-Kunst zu zaubern.
Extrem tanzbar war fast alles davon, und auch zumeist fröhlich. Bisweilen erlauben sich Franz Ferdinand aber auch eine sympathische Nachdenklichkeit. Überhaupt weiß der Fünfer eine breite Gefühls-Palette zu bespielen. Selbst vor dem Thema Angst wird dabei keineswegs zurückgeschreckt. „The Human Fear“ lautet nun auch sogar der Titel dieses sechsten Werkes der Pop-Magier.
Es geht in diesen elf zumeist sehr kurzen und wie immer auch knackigen Liedern um das Zulassen und Bewältigen von Angst und zudem um deren Wert als stimulierende Emotion, welche enormes Potenzial für persönliche Entwicklung birgt. Wenn man Ängste annimmt, sie als Herausforderung würdigt, können sie Kräfte wecken, aufmerksam und quicklebendig machen. Wen die Ängste wiederum zu oft lähmen, dem sei hiermit dieses erneute Franz-Ferdinand-Meisterwerk verschrieben.
„Here we go with riff one“, zählt Sänger Alex Kapranos den superben Reigen ein. Und er verspricht nicht zu viel. Jeder einzelne Song hakt sich fest und freut sich hemmungslos an mindestens einem eingängigen, extrem charmanten, nie aber gefälligen Saitenriff.
Elf Stücke, elf Hits – wem gelingt das sonst schon? Gleichwohl kristallisieren sich trotz dieser beeindruckenden Quote auch wieder einzelne Lieblingstracks heraus: zum Beispiel „Black Eyelashes“ mit seiner feinen Sirtaki-Spielerei. Kapranos lässt hier erstmals explizit seine griechischen Wurzeln zu. „The Doctor“ bezirzt im aufgeregten Galopp mit formidablen Orgelschlieren, „Hooked“ lockt mit feistem Bass-Puls und „The Birds“ gerät zu einem unfassbar intensiven Finale.