Die Zweite Liga startet am Wochenende in die Rückrunde. Hertha BSC wird dabei auf Anhieb gefordert sein. Im Trainingslager wurde an den ersten Stellschrauben gedreht.

Vor dem Auftakt der Zweiten Liga im Jahr 2025 haben selbst die Medien in der Hauptstadt versucht, die für das Eingreifen ins Rennen um die Plätze eins bis drei nötige Aufbruchstimmung bei Hertha BSC anzukurbeln. So beschwor etwa der „Berliner Kurier“ angesichts des Trainingslagers in Südspanien einen „Geist von Benalup“, der die „Aufholjäger von Hertha BSC“ vielleicht inspirieren könnte. Sportdirektor Benjamin Weber hatte vor dem Abflug nach Andalusien hingegen deutliche Worte für die bisherige Saison gefunden: „Wir sind nicht zufrieden mit der Hinrunde, wir haben unser Potenzial nicht ausgeschöpft – darum wird es jetzt gehen“, sagte der 44-Jährige und sprach damit Klartext. „Magdeburg, Heidenheim, eine halbe Stunde in Darmstadt, dann noch Karlsruhe, wir reden aber nur über drei, vier Spiele, die wirklich gut waren – das ist zu wenig“, sagte Weber. Die Mängelliste des Verantwortlichen umfasste dabei Punkte, die eher im Grundsätzlichen zu verorten sind: Es hapere einmal bezüglich der Konstanz oft schon allein während eines Spiels, Konzentrationsschwächen würden dazu immer wieder zu Gegentoren führen – und im eigenen Abschluss erkannte Weber ebenfalls Verbesserungsbedarf.
Sieben Punkte aus acht Heimspielen
Im belastenden Ausmaß wirkt sich auch die bisherige Heimbilanz aus: Sieben Punkte aus acht Partien im Olympiastadion bedeuten ligaweit die drittschlechteste Bilanz. Dies alles sind Statistiken, die den Spielern von Hertha BSC nicht gerade den Kopf frei machen werden bei ihren ambitionierten Zielen für die Rückrunde. Und das könnte vielleicht sogar der entscheidende Punkt werden: Wenn der Zweifel letztlich in der Praxis weiter im Hinterkopf spukt, wird das Erreichen dieser Ziele schwer. Zu oft hat bislang schon in entscheidenden Momenten die Überzeugung gefehlt und ließ Mannschaft sowie Verantwortliche letztlich ratlos zurück. Die sich diesbezüglich wiederholenden Äußerungen von verschiedenen Spielern tragen dadurch, dass sie in aller Öffentlichkeit getätigt wurden, sicher auch nicht zur Stärkung des mannschaftlichen Selbstvertrauens bei. Bezeichnend auch, dass sich die Hoffnung auf einen Ruck, der durchs Team gehen sollte, vor allem auf einen wie Fabian Reese konzentriert, der erst gegen Ende der Halbserie aufgrund einer hartnäckigen Verletzung aus der Sommervorbereitung eingreifen konnte – und dann wegen der Belastung schnell wieder kürzertreten musste. Schon die Nachricht jedenfalls, dass der 27-Jährige mit ins spanische Trainingslager reist, sorgte in der Hauptstadt für Schlagzeilen. Fakt ist allerdings auch, dass Reese in Benalup größtenteils individuell trainierte. „Die Ärzte geben einen klaren Plan vor, daran halten wir uns und hoffen, dass der Fuß die jetzigen Reha-Einheiten gut wegsteckt“, sagte der Unterschiedsspieler und gab dabei zu erkennen, dass er es im zweiten Anlauf zu seiner Rückkehr ruhiger angehen lassen will. „Ich habe mich bewusst von einem Zeitplan verabschiedet – sonst hat man diesen Druck im Kopf, das Ziel zu erreichen oder zu unterbieten.“ Damit ist allerdings auch klar, dass sein Comeback als eine feste Größe im Team sich noch weiter hinziehen wird – und er in den ersten Spielen der Rückserie der Mannschaft noch nicht als Leader auf dem Platz zur Verfügung steht. Wohl die größte Hypothek, die die Verletztenmisere der Hinrunde weiterhin für die Blau-Weißen mit sich bringt. In der Defensive bleiben dazu die Alternativen rar: Linus Gechter, nach schwerer Schulterverletzung zum Jahresende 2024 wieder einsatzbereit, musste nun wegen Wadenproblemen die Reise ins Trainingslager aufschieben. Auch John Anthony Brooks fehlte in Spanien, sein Debüt im Spieltagskader nach der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte steht noch in den Sternen – während bei Jeremy Dudziak aufgrund einer Hüftoperation sogar schon das vorzeitige Saison-Aus feststeht.
Trainingsarbeit an besonderen Baustellen

Trainer Christian Fiél zeigte sich nach dem Vorbereitungsstart 2025 von all dem betont unbeeindruckt. Zwar hatte auch er mehrfach seine Ratlosigkeit über die Performance seiner Mannschaft während der Hinrunde zum Ausdruck gebracht, zum „Kopfproblem“ seines Teams will er die Mängel aber verständlicherweise nicht machen. So rückte er während der Tage in Spanien die Trainingsarbeit an besonderen Baustellen in den Mittelpunkt – dazu gehört etwa das „Spiel im letzten Drittel, da haben wir den einen oder anderen Pass zu viel, zu viel Klein-Klein, bevor wir dann zum Abschluss kommen“, sagte der Hertha-Trainer. „Ein großes Thema wird auch das Verteidigen sein, insbesondere bei Standards“ – 2024/25 kassierte man bereits elf Gegentore. In seiner Zwischenbilanz fand auch Fiél klare Worte: „Ich glaube, dass allen bewusst ist, dass wir nicht in der Situation sind, wie wir sie gern hätten.“ Damit unterstrich er, dass niemand in der sportlichen Verantwortungsebene zufrieden ist oder etwas schönreden möchte. Er selbst will sich dabei auf seinen Part konzentrieren und mit intensiver Trainingsarbeit entsprechende Resultate erzielen – Nebengeräusche jeglicher Art sind da eher hinderlich. Auch die Diskussion um seine Person beziehungsweise Position nach 22 Punkten aus 17 Partien und zuletzt nur einem Sieg in sieben Spielen biegt der Coach gern ab, beispielsweise mit den Worten: „Mir Druck zu machen, ist schwierig – keiner macht mir mehr Druck als ich mir selbst.“ Allein das Auftaktprogramm zur Rückserie mit der Begegnung in Paderborn und dem folgenden Heimspiel gegen den Hamburger SV hat jedoch das Potenzial, diesen Druck deutlich zu erhöhen, sollten nicht wenigstens vier Punkte dabei herausspringen. Angesichts der Winterpause und der Tabellensituation muss die Mannschaft also sofort abliefern und darf sich keinen Fehlstart erlauben. In der jüngeren Vergangenheit hat Hertha BSC zum Jahresauftakt auch eher ernüchternde Statistiken vorzuweisen: Vergangene Saison verspielte man etwa mit einem Punkt aus drei Ligaspielen vorzeitig die letzten Hoffnungen auf eine Rückkehr ins Oberhaus. Zu Bundesligazeiten setzte es 2023 zu Beginn vor dem ersten Dreier vier Niederlagen, zwölf Monate zuvor blieb man im neuen Jahr sogar zehn Partien ohne Erfolgserlebnis. Nur 2021 konnte man den „Neujahrsempfang“ gegen Schalke 04 für sich entscheiden – blieb danach aber neun Spiele ohne weiteren Sieg. Kein Wunder, dass im Umfeld von Hertha BSC auch ein möglicher Faktor wie der „Geist von Benalup“ bemüht wird, wenn es um die Aufstiegschancen der alten Dame geht.