Mit Roland Seitz präsentiert der FC 08 Homburg einen neuen Trainer. Die Rahmenbedingungen in Homburg seien hervorragend, betont er – und zu schade für die Vierte Liga.
Ein Unbekannter ist er nicht, der Mann, der bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Cheftrainers des FC 08 Homburg im Podium Platz genommen hat. „Ich brauche hier jetzt keinen Steckbrief vorzulesen“, witzelt er. Und gewiss, mit Roland Seitz kehrt ein Trainer ins Saarland zurück, der sich hier bereits in der Vergangenheit heimisch fühlen durfte. Vier Jahre hatte der inzwischen 60-Jährige die SV Elversberg trainiert, war zuvor dort als Sportlicher Leiter tätig. Auf dem Schirm hatte man ihn in Homburg aber nicht nur deswegen: „Ich kenne Roland und weiß, wie er arbeitet“, sagt Sportchef Dieter Gerstung überzeugt. Beim SGV Freiburg arbeiteten die beiden Männer fast zwei Jahre zusammen. „Daher denke ich, er passt gut zu uns, weil er zielstrebig ist und sehr akribisch arbeitet.“ In Freiberg habe Seitz bewiesen, dass er wisse „wie man sehr guten Fußball spielt“.
Seitz verlässt Freiberg mit 35 Punkten auf Tabellenrang 4, von den letzten zehn Spielen gewannen die Baden-Württemberger acht und verloren nur einmal. „Ich sage es mal so: Wenn Freiberg zehn Punkte weniger hätte, würde Roland jetzt nicht hier sitzen“, sagt Gerstung.
„Letztlich ist das ein Neuanfang“
Eigentlich eine gute Grundlage, dennoch ließ sich Seitz trotz bestehendem Vertrag in Freiburg auf das Abenteuer Homburg ein. „Der Hauptgrund ist, dass es – abgesehen von den zweiten Mannschaften – in der Liga vielleicht drei oder vier Mannschaften gibt, bei denen es die Möglichkeit gibt, so zu arbeiten, dass Du in die Dritte Liga aufsteigen kannst. Da gehört der FC Homburg seit vielen Jahren dazu“, erklärt Seitz, der selbst in seinen aktiven Jahren für Homburg gespielt hatte. „Es ist nicht nur der Etat, sondern auch das ganze Drumherum: Der Trainerstab, die Struktur, die Fans – das ist für einen Viertligisten auch nicht normal. Das alles gibt es einfach her, dass der FC Homburg um den Aufstieg mitspielen muss. Das ist für mich auch noch mal ein Reiz gewesen.“
Das sieht nicht nur Seitz so. Im eigenen Stadionmagazin hatte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Saarpfälzer, Jörg Kühn, seinem Unmut über eine weitere verspielte Chance zum Aufstieg Luft gemacht, ließ dabei weder an dem damals noch beschäftigten Trainer Danny Schwarz, noch an der Mannschaft ein gutes Haar. „Letztlich ist das jetzt ein Neuanfang“, sagt Seitz, der das umstrittene Vorwort Kühns bis dato nicht kannte. „Aber wenn diese Kritik nicht da gewesen wäre, dann würde ich jetzt nicht hier sitzen. Letztlich hat dann ja irgendetwas nicht gepasst. Am Ende ist ja meist nicht nur einer schuld, sondern viele.“ Generell möchte Seitz seine Zeit in Homburg möglichst sachlich angehen: „Ich bin aber auch nur ein normaler Trainer, ich kann jetzt keine Wunder bewirken und sagen, der FC Homburg steigt jetzt auf, weil der Roland Seitz da ist“, betont er. Es heiße nun, vernünftig zu arbeiten und die Mannschaft vorzubereiten. „Wir werden nun in der Rückrunde versuchen, das Maximale rauszuholen.“
Dass dieses Maximum kaum mehr der Aufstieg sein wird, ist allen Beteiligten klar. „Jetzt ist es erst mal wichtig, dass Roland die Mannschaft kennenlernt“, sagt Sportchef Gerstung. „In sechs Wochen Vorbereitung werden wir nicht mehr um den Aufstieg spielen. Wir müssen so schnell wie möglich die Punkte holen, die wir brauchen um nicht mehr unten reinzurutschen. Das ist mal das erste Ziel.“
Rein sportlich ist das Team, gegen das Seitz erst im Oktober mit Freiberg ranmusste, keine Unbekannte: „Mit dem ein oder anderen hatte ich schon Kontakt. Man hat schon oft gegeneinander gespielt, manch einen habe ich sogar schon trainiert“, sagt Seitz. „Tim Littmann hat beispielsweise vor einem halben Jahr noch bei mir in Freiberg gespielt.“ Das sehe er auch als kleinen Vorteil für die Mannschaft: „Da wird sicher der ein oder andere Mitspieler mal nachfragen: Was ist denn der Alte für einer? Packt der uns echt an oder ist das ein Softie?“, witzelt Seitz. „Und wenn er da eine ehrliche Antwort gibt, werden sich, denke ich, alle freuen.“
Roland Seitz jedenfalls freut sich bereits auf die gemeinsame Zeit: „Wir haben ein gutes Fundament an Spielern. Die Jungs, die da sind, das sind gute Jungs, das muss man fairerweise sagen“, betont er. „Das haben sie allerdings nicht immer auf den Platz bringen können. Daran zu arbeiten, wird jetzt meine Aufgabe.“ Dann ginge es darum, zu schauen, mit welchen Spielern man in die neue Saison gehen wolle. Seitz ist bekannt für einen lautintensiven Spielstil mit hohem Pressing. „Auch die Trainingsintensität ist bei Roland sehr hoch“, erinnert sich Gerstung aus der gemeinsamen Zeit in Freiberg. „Das alles wird eine Umstellung für die Spieler. Wir müssen schauen, wer bereit ist, diese Umstellung mitzugehen. Wer das nicht ist, von dem müssen wir uns im Sommer trennen. Mit solchen Spielern wirst du dann auch keinen Erfolg haben.“ Das betreffe sowohl Spieler mit laufenden als auch auslaufenden Verträgen. Ganz umstellen müssten sich die Ex-Schützlinge von Danny Schwarz aber nicht: „Ich spiele prinzipiell gerne ein vier-zwei-drei-eins. Das deckt sich mit dem System, das Danny gespielt hat“, sagt Seitz, der die Defensivleistungen der Homburger auch noch einmal lobt: „Wir haben mit 22 Gegentoren eine sehr, sehr gute Defensivarbeit. Wir haben aber – obwohl Qualität in der Offensive da ist – zu wenig Tore gemacht.“
Trainerstab soll bestehen bleiben
Also alles auf neu, und jeder bekommt seine Chance, sich neu zu beweisen? „Das ist so eine Floskel“, sagt Seitz. „Da halte ich ehrlicherweise nicht so viel von. Ich meine, die Spieler haben jetzt sechs Monate ihre Chance bekommen, und manche haben sie mehr genutzt, andere weniger. Dass es vielleicht jetzt einen neuen Gewinner oder einen neuen Verlierer gibt, mit dem man vielleicht noch gar nicht rechnet, das kann immer passieren, aber ich glaube schon, dass ein Großteil derer, die jetzt einen anständigen Job gemacht haben, auch weiterhin spielen werden.“ Einen guten Job attestiert Seitz auch seinem Trainerstab, mit dem er gern weiterarbeiten wolle: Sowohl die Co-Trainer Benjamin Schwarz und Sven Sökler als auch Torwart- und Athletiktrainer Enver Marina und Lukas Schwengel haben noch bestehende Verträge und „sich nichts zuschulden kommen lassen“, betont der neue Cheftrainer. Ein gemeinsames Ziel hat man jedenfalls schon gefunden: „Unser Ziel muss sein, dass der Verein vom ersten bis zum letzten Spieltag das Potenzial hat aufzusteigen“, sagt Seitz. „Wir wollen dass die Zuschauerzahlen wieder steigen und dass wir einen so guten Fußball spielen, dass man wieder ein bisschen träumen kann.“ Einen ersten Versuch dazu können Seitz und seine Jungs am 22. Februar starten. Dann müssen die Saarpfälzer beim KSV Hessen ran.