Korallen, weiße Traumstrände, glasklares Wasser – die mexikanische Karibikinsel Cozumel ist ein Tauch- und Schnorchelparadies. Kulturinteressierte können zudem die Geschichte der Maya entdecken.

Mexikos größte Insel heißt Cozumel; sie liegt vor der Küste von Yucatán im karibischen Meer. 44 Kilometer lang und 15 Kilometer breit ist das Eiland – eine Fläche, halb so groß wie Rügen. Es gibt hier einen winzigen Flughafen mit Direktverbindungen nach Nordamerika. Für Reisende aus Europa empfiehlt sich der große Airport von Cancún. Von hier aus könnte man Cozumel mit einem kurzen Inlandsflug erreichen. Weiter geht es mit der Fähre, die halbstündlich von der Touristen-Hochburg Playa del Carmen auf dem Festland ablegt.
Die Überfahrt dauert eine knappe Stunde. Bei Wind kann das Schiff ziemlich ins Wanken geraten. Davon lassen sich aber die Live-Musiker nicht verunsichern, die mit temperamentvollen Salsa-Hits die Fahrzeit verkürzen.
Die Fähre legt in San Miguel an, der einzigen nennenswerten Ortschaft auf der Insel. Hier leben fast alle der rund 80.000 Cozumeleños, so nennen sich die Einwohner. Gleich am Hafen liegt die zentrale Plaza, die nach Benito Juárez benannt ist, Mexikos erstem Präsidenten indianischer Abstammung. Rund um die Plaza und die angrenzende Fußgängerzone herrscht bis in die Nacht reges Treiben. Marktstände und kleine Läden verkaufen Silberschmuck, Lederwaren, Kunsthandwerk und Keramik. Am Malecón, der Hafenpromenade, triff man sich, um den Sonnenuntergang zu bewundern.
Die beschauliche Kleinstadt San Miguel ermuntert, die Dinge langsam anzugehen. Am besten ist man hier mit dem Fahrrad oder Moped unterwegs, die an jeder Straßenecke tageweise vermietet werden. Wachsamkeit ist natürlich immer angesagt, aber für lateinamerikanische Verhältnisse punktet Cozumel mit einer sehr niedrigen Kriminalitätsrate.
Wer mit der Fähre ankommt, kann schon beim Anlegen das glasklare Wasser und die beeindruckende Sichttiefe bestaunen. Für

Taucher ist Cozumel ein Paradies. Das Palancar-Riff, der hiesige Abschnitt des riesigen Mesoamerikanischen Barriere-Riffs, hat Nationalpark-Status. Es erstreckt sich etwa 20 Meter unter der Wasseroberfläche entlang Cozumels Westküste. In seinen Tunneln und Höhlen leben Rochen, Haie, Schildkröten, Schnecken und zig Arten tropischer Fische. Die Taucher bewundern hier Kuriositäten wie die Zylinderrose mit ihren leuchtenden Tentakeln oder den seltenen Prachtkrötenfisch, der einen majestätischen blau-gelben Bart trägt und während der Balz lauthals grunzt. Ein einzigartiges Taucherlebnis bescheren auch die Cenoten im Inland, mit Süßwasser gefüllte Höhlen und unterirdische Gänge im Kalkgestein.
Viele Spuren der Maya
Wer sich aufs Schnorcheln beschränkt, wird überall an der Küste viele farbenfrohe Fische sehen. Es gibt zahlreiche Anbieter von Schnorchel-Ausflügen und Tauchkursen für alle Niveaus. Gern wird dann „El cielo“ angesteuert, eine Sandbank ein paar hundert Meter vor der Küste, wo das seichte Wasser in überirdischem Türkis strahlt. Die vielen Seesterne, die hier liegen, gaben diesem Ort seinen Namen: „Himmel“.

Einst wurde Cozumel von halbnomadischen Jägern und Fischern entdeckt. Im vierten Jahrhundert ließen sich hier die Maya nieder, die mit Kanus vom etwa 20 Kilometer entfernten Festland kamen. Sie hinterließen auf Cozumel zahlreiche Spuren. Archäologisch erschlossen wurde die Maya-Pyramidenlandschaft San Gervasio im Insel-Inneren, mitten im Dschungel. Über mehrere Quadratkilometer erstreckt sich die Museumsanlage mit mehreren Tempeln und Pyramiden, Wohnanlagen, Badehaus und Versammlungsplatz. Die Maya verehrten hier Ixchel, die Göttin des Mondes und der Fruchtbarkeit. Als Dank soll die Göttin eine Schwalbe, ihren Lieblingsvogel, auf die Insel geschickt haben. Die Maya nannten die Insel daraufhin Kusamil, „Schwalbenort“. Eine Schwalbe vor der im Meer untergehenden Sonne ziert heute die Inselfahne. Und noch immer glauben die Menschen, dass unter dem Einfluss von Ixchel besonders viele Kinder auf Cozumel zur Welt kommen.
Außerhalb des Insel-Hauptstädtchens ist Cozumel weitgehend unbesiedelt. Dichter Wald bedeckt den feuchteren Westen; im Osten breiten sich Kakteen und Palmen aus. Eine Küstenstraße führt rund um die Insel – bestens geeignet für einen Tagesausflug per Mietwagen, Moped oder auch Fahrrad. Hier herrscht kaum Verkehr; stellenweise gibt es sogar einen abgetrennten Fahrradweg. Ab und zu hoppelt ein Nasenbär über die Straße, eine kleinwüchsige Unterart, die auf der Insel endemisch ist.
Jeden November wird auf dieser Rundpiste der Ironman Mexico ausgetragen, dessen Sieger sich für die Weltmeisterschaft auf Hawaii qualifizieren. Als Tourist drückt man auf dieser pittoresken Strecke natürlich nicht aufs Tempo, zumal immer wieder Buchten mit weißen Sandstränden zum Baden einladen.
Naturschutzgebiet auf einer Halbinsel

Cozumels Pluspunkt in Zeiten von Klimawandel und Meereserwärmung: Während in den Sommermonaten die Strände rund um Cancún immer mal wieder von Braunalgen bedeckt sind, bleibt die Insel dank günstiger Strömungen davon weitgehend verschont. Bestes Reisewetter herrscht zwischen Oktober und März, außerhalb der Regen- und Hurrikan-Saison.
Playa Palancar heißt ein feiner, weißer Sandstrand, wo man in den nahe gelegenen Korallen schnorcheln kann. Ein quirliger Freizeitpark befindet sich am Chankanaab Beach. Pools und Restaurants, Tequila-Läden und Massage-Zelte reihen sich hier um ein Delfinarium.
Entspannt geht es an der Südspitze der Insel zu, wo eine hölzerne, buntbemalte Reggae Beach Bar zu „Freedom in Paradise“ einlädt. Mit einem eisgekühlten Drink in der Hand, genießt man hier den Blick auf die Brandung.

Daneben wurde eine riesige Halbinsel zum eintrittspflichtigen Naturschutzgebiet deklariert, dem „Punta Sur Eco Beach Park“. Höhepunkt, im wahrsten Sinne des Wortes, ist ein Leuchtturm, von dem aus man einen Panoramablick über die karge Südküste und die Lagunen im Hinterland hat. Flamingos, Schildkröten und Krokodile leben in diesem Gebiet. Eine kilometerlange Schotterpiste endet schließlich an einem entlegenen Strand.
Das sicherlich spektakulärste Stranderlebnis bietet das andere Ende von Cozumel, der Norden. Die Isla de la Pasión, eine schmale, von Mangroven umgebene Halbinsel, ist nur mit dem Boot zu erreichen. Man erlebt hier einen strahlend weißen Sandstrand unter Palmen, ganz wie in der Bacardi-Werbung. Dem Klischee entsprechend, lümmeln wir in der Hängematte, in der Hand einen Kokosnuss-Cocktail, den die putzigen endemischen Cozumel-Waschbären neugierig beäugen.
Einzelheiten über die Natur und Geschichte der Insel erfahren Interessierte im Museum, das an der Strandpromenade die Räume eines historischen Luxushotels bezogen hat. Im Innenhof ist ein Maya-Dorf nachgebaut.
Die Insel ist ein Schlemmer-Paradies
Den Maya diente Cozumel als wichtiger Handelsplatz – bis zur Ankunft der Spanier im Jahr 1518. Zunächst kam der recht friedfertige Seefahrer John de Grijalva, der eher missionieren als unterwerfen wollte. Drei Tage nach seiner Ankunft ließ er die erste heilige Messe auf mexikanischem Boden lesen. Darauf sind die überwiegend katholischen Einwohner besonders stolz. Als man 2018 das große Jubiläum dieser ersten Messe feierte, wurde eigens eine neue Kirche an der Strandpromenade errichtet.
Ein paar Monate nach Grijalva landete der berüchtigt-brutale Konquistador Hernán Cortés auf Cozumel, der viele Maya-Tempel zerstören ließ. Die Inselbevölkerung erlag eingeschleppten Krankheiten. Fortan blieb Cozumel unbewohnt und wurde nur von Piraten als Versteck genutzt – bis schließlich im Jahr 1848 mehrere Familien vor kriegerischen Unruhen vom Festland flohen und auf der Insel das Dorf El Cedral gründeten. Ihr Kirchlein bauten sie gleich neben dem Maya-Tempel. Heute ist El Cedral eine Art Freiluftmuseum, das vom Souvenir-Verkauf lebt.

In den 1970er-Jahren legten die ersten Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Cozumel an; das beflügelte die touristische Entwicklung der Insel. Heute ist Cozumel mit seinen drei Piers fester Bestandteil vieler Karibik-Kreuzfahrten. Individualreisende bekommen davon kaum etwas mit, bleiben doch die Kreuzfahrtgäste bei ihren Tagesausflügen unter sich. Fast könnten sie einem leidtun, denn da sie an Bord verpflegt werden, entgehen ihnen die Köstlichkeiten der einheimischen Gastronomie.
Wie Mexiko überhaupt, ist auch Cozumel ein Schlemmer-Paradies. In der lauten, quirligen Markthalle gehen die Zutaten wie Obst und Gemüse, Fleisch oder Fisch über den Tresen. An den Imbiss-Ständen nebenan wird die frische Ware gleich verarbeitet: zu Tacos, aromatischen Eintöpfen oder frisch gepressten Säften.
Die kleinen Familienrestaurants in den Straßen von San Miguel spiegeln das entspannte Flair der Insel wider. Die Gäste kommen in Freizeitkleidung. Der Service ist herzlich; schon beim zweiten Mal gilt der Besucher als Stammgast. Fisch und Meeresfrüchte, täglich frisch gefangen, werden in Tacos oder Burritos gehüllt; dazu gibt es fruchtig-scharfe Salsas und Guacamole. Davon kann man eigentlich nie genug bekommen.