Unter Online-Artikeln beginnen Leserkommentare häufig mit „Ich habe den Artikel zwar nicht gelesen und werde dies auch nicht tun, aber dieser Autor ist doch sowieso …“. Interessanterweise scheinen auch Buchrezensionen inzwischen so zu funktionieren. Auf jeden Fall beim neuen, dritten Buch des Unterhalters Thomas Gottschalk, der einst Deutschlehrer werden wollte und nun die Bildung, die er genossen hat, doch noch einem praktischen Nutzen zuführt und dabei trotzdem unterhält.
Es waren bereits Streitgespräche und Verrisse im Netz, bevor das Buch überhaupt erschienen war, nach dem Motto: „Wer einmal einer Frau ans Knie gefasst hat, noch dazu ‚dienstlich‘, der ist überhaupt nicht mehr diskussionswürdig“. Wo mit „dienstlich“ doch nur gemeint war, dass es keine privaten Gründe hatte, was ja vor Zehntausenden von Zuschauern auch gar nicht möglich war.
Mit solchem Abkanzeln tut man „Tommy“ jedoch Unrecht. Klar ist er derjenige, der „Pausenclown“ von einer Berufung in der Schule zu einem Beruf gemacht hat, zu einer Zeit, wo noch nicht das Publikum jeden Witz diskutierte, sondern der Rundfunkrat. Man genoss, wenn man ihn mochte, und litt, wenn er mal danebengegriffen hatte. Er ist ein guter Radiomoderator und war im Gegensatz zu manch anderem zu seinen Gästen und Gesprächspartnern immer freundlich. Im Fernsehen verdiente Tommy mehr und wurde auch noch bekannter, doch im Hörfunk war er in seinem Element, nicht im Fernsehen.
Sein Buch ist kein plattes „Früher war alles besser“, enthält jedoch, auch im Dialog mit anderen, wie dem Generationenforscher Dr. Rüdiger Maas, durchaus aufschlussreiche Sachen, die sich in den letzten Jahren tatsächlich geändert haben. So schimpften ja, solange man in die Geschichte zurückblickt, die Alten über die Jungen und versuchten zumindest, diesen ein Vorbild zu sein. Was zugegeben mancher Generation nicht gelang. Doch ist es schon fragwürdig, dass inzwischen Erwachsene 15-jährigen Youtubern folgen.