Josephine Ortleb will den Wahlkreis Saarbrücken einmal mehr für die SPD gewinnen. Seit 2017 vertritt sie als direkt gewählte Abgeordnete den Wahlkreis in Berlin.
Josephine Ortleb ist inzwischen eine erfahrene Bundespolitikerin mit beachtlichem Standing in Berlin. Seit 2017 vertritt sie den Wahlkreis Saarbrücken, seit 2020 ist sie Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion.
Den letzten Bundestagswahlkampf wird die Saarbrückerin wohl nie vergessen. Kurz vor dem Wahltag hat sie den Wahlkampf eingestellt, Grund war die Frühgeburt ihres Sohnes. Trotzdem setzte sie sich klar gegen eine damals amtierende Bundesministerin (Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, CDU) durch.
Bundespolitikerin und Mutter, nicht so ganz einfach, sagt Josephine Ortleb nun aus eigener Erfahrung. Für junge Menschen, insbesondere Frauen mit Familienplänen ist das nicht so einfach zu vereinbaren, „Das ist schade, denn wir brauchen auch diese Perspektive. Aber es ändert sich was“. Es gebe viele Abgeordnete, die Mutter werden, „man sieht ganz viele Kinderwägen im Bundestag“, und zunehmend machen auch junge Väter im Bundestag Vereinbarkeit von Familie und (Berufs-)Politik zum Thema.
Jetzt ist sie wieder im Wahlkampf, von Haustür zu Haustür, und stellt fest: „Die Stimmung ist besser als sonst so berichtet wird“. Ihr sei wichtig, „dass jetzt über Themen geredet wird“, denn damit würden die unterschiedlichen Prioritäten und Werte der Parteien deutlich. Ja, es ist eine Richtungswahl, unterstreicht Josephine Ortleb: „Soziale Gerechtigkeit oder Klientelpolitik für ganz Reiche ist eine ganz zentrale Frage“. Für sie als Familienpolitikerin geht es auch um Gesellschaftspolitik: Ein „modernes Familienbild“ oder „ein Familienbild, das ein Rollback mindestens in die 1990er Jahre bedeutet“.
Überhaupt hat sie den Eindruck, „dass wir um Rechte, die wir schon mal erkämpft haben, jetzt wieder kämpfen müssen“. Als Beispiel nennt sie die Diskussion um längere Arbeitszeit, obwohl noch nie so viele Überstunden gemacht wurden wie derzeit.
Eine Richtungswahl sieht sie auch bei anderen Fragen: „Wollen wir in die Zukunft investieren, wollen wir in echten Klimaschutz investieren, wollen wir, dass Familien im Alltag entlastet werden, wollen wir alle Kitas und Schulen besser machen?“. Dahinter steht die Frage nach der Schuldenbremse, die die SPD so ändern will, dass solche Investitionen daran nicht scheitern.
Wenn jetzt gesagt wird, die SPD konzentriere sich im Wahlkampf auf ihren „Markenkern“, entgegnet Ortleb: „Die Sozialdemokratie hat ihren Markenkern nie verloren. In der Konstellation der letzten drei Jahre war es aber nicht so einfach, das umzusetzen“. Trotzdem sei einiges gelungen, etwa die Anhebung des Mindestlohns. „Wir stehen an der Seite derjenigen, die täglich den Laden am Laufen halten – deshalb müssen wir dafür sorgen, dass der Laden auch für diese Menschen läuft und ihr der Alltag ein wenig leichter wird“. Und das sei eben „ur-sozialdemokratisch“.
Die SPD liegt in Umfragen deutlich zurück. Josephine Ortleb erfährt aber bei Hautürbesuchen, dass die Menschen „einen sehr differenzierten Blick“ haben und erst jetzt beginnen, sich Gedanken über die Wahl zu machen. „Eine Aufholjagd ist möglich“. Und: „Wenn es um die Kanzler-Frage geht, sind viele froh um den besonnenen Kurs von Olaf Scholz. Viele schätzen sicher auch seine Erfahrung in vielen Regierungsämtern, während der CDU-Kandidat noch nicht einmal Ortsvorsteher war“. Zudem würde der CDU-Kandidat „bei jedem Auftritt ein Fettnäpfchen finden“. Ortleb erinnert an die Diskussion um die Zukunft der Stahlindustrie.
Und angesichts des Zulaufs der Rechten ist diese Wahl für die SPD-Politikerin „auch eine Wahl für die Demokratie“.