Mit seinem „Sportentwicklungsprogramm“ will der LSVS den Herausforderungen des organisierten Sports im Saarland begegnen und beantwortet dabei eine existenzielle Frage.
Keine große Erleichterung konnte Johannes Kopkow nicht verbergen, als er im Rahmen der ordentlichen Mitgliederversammlung des LSVS im Dezember 2024 das Sportentwicklungsprogramm (SEP) präsentierte. Der LSVS, also der Landessportverband für das Saarland, ist die Dachorganisation des organisierten Sports im Saarland. Seine Mitglieder sind die Sportfachverbände, denen wiederum die vielen Sportvereine im Land angehören. Johannes Kopkow ist als einer der beiden Vorstände für „Vermarktung und Sport“ zuständig, sein Kollege Joachim Tesche zeichnet beim LSVS für die Finanzen verantwortlich. Dass es um die Finanzen des LSVS– vor allem dank der Arbeit der beiden Vorstände – inzwischen besser, aber noch immer nicht rosig bestellt ist, wurde im Rahmen der Mitgliederversammlung deutlich. Umso größer war und ist daher die Freude Kopkows, nach rund zwei Jahren etwas vorstellen zu können, das gemeinsam mit unterschiedlichen Akteuren für die Weiterentwicklung des Sports im Saarland ausgearbeitet wurde. Das SEP ist online unter www.lsvs.de/sep öffentlich einsehbar.
Leitfaden für die weitere Entwicklung
„Wir haben überlegt, wo der organisierte saarländische Sport in zwei, fünf und zehn Jahren stehen soll. Dafür ist es entscheidend zu wissen, welchen Auftrag der LSVS gemäß des LSVS-Gesetzes, der Verfassung des Saarlandes und auch seiner eigenen Satzung hat. Quasi: Wozu gibt es den LSVS und was gilt es, für unsere Mitglieder zu leisten?“, erklärt Johannes Kopkow und ergänzt: „Auf dieser Grundlage war unser Ziel, einen Leitfaden zu haben, an dem wir uns kurz-, mittel- und langfristig orientieren können und der uns sagt, was wir alles tun müssen, um unseren Auftrag zu erfüllen und wie wir uns dafür maximal sinnvoll aufstellen müssen.“
Die Inspiration für die Inhalte des SEP holte sich der LSVS zum einen aus schon vorhandenen Werken wie beispielsweise des Deutschen Olympischen Sportbunds, des Landessportbunds in Nordrhein-Westfalen und zahlreichen wissenschaftlichen Erhebungen wie dem Sportentwicklungsbericht von Prof. Dr. Breuer. Ein Drittel der Anregungen stammt von den LSVS-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern, „die aufgrund ihrer enormen Erfahrungswerte zahlreiche Ideen einbringen konnten“, sagt Kopkow und nennt die Mitglieder und Stakeholder, also Organisationen und Einrichtungen, die eng mit dem LSVS zusammenarbeiten, als weiteres Drittel. Ihr Wissen und Know-how mache „den Dreiklang perfekt.“ Im Rahmen von Workshops wurde die Arbeit dann vertieft.
Ergebnis: Es wurden die fünf Handlungsfelder „Breitensport – Sport für alle“, „Sport in der Gesellschaft“, „Bildung im Sport vor Ort“, „Struktur und Förderung des Leistungssports“ und „Infrastruktur für den saarländischen Sport“ definiert. Ihnen wurden zahlreiche Themenfelder zugeordnet wie etwa Stärken der Übungsleiter und Trainer, Fördern der Demokratie, Erweitern von Aus- und Fortbildung, Fördern des Nachwuchsleistungssports oder Attraktivierung der saarländischen Sportstätten. Hinzu kommen allgemeine Querschnittsaufgaben wie Innovation, Lobbyismus, Kommunikation, Wissensmanagement, Digitalisierung, Vielfalt und Transparenz, die sich über alle Handlungs- und Themenfelder erstrecken.

„Allein im Handlungsfeld Breitensport haben wir 17 Themenfelder ausgearbeitet“, merkt Karin Becker, Leiterin des Geschäftsbereichs Sport im LSVS, nicht ohne Stolz an. Sie leitete die übergeordnete Arbeitsgruppe, die den Erstellungsprozess des Programms koordinierte und nahm selbst an allen Workshops teil. „Das war so eine konstruktive Zusammenarbeit, dass ich für mich selbst sehr viel mitnehmen konnte. Vor allem der vielseitige Input beim Handlungsfeld Sport in der Gesellschaft und hier bei Themen wie Inklusion oder Integration fand ich einfach sensationell“, berichtet Becker. Zuträglich war sicher der Umstand, dass „von Vornherein klar war, dass es nicht um Finanzen gehen würde. Auch nicht um Probleme oder Dinge, die nicht möglich sein würden. Wir haben nur über Inhalte gesprochen und darüber, was wir eigentlich wollen und wie wir uns dafür einbringen können“, stellt Becker klar. Nur so könne der Öffentlichkeit und auch der Politik konkret vermittelt werden, welche Ressourcen benötigt werden, um die ausgearbeiteten Ziele zu erreichen. „Dabei geht es um Zeit, aber auch um finanzielle und personelle Ressourcen“, weiß Kopkow.
Schwerpunkt auf dem Breitensport
Die Priorisierung und die Definition der Dringlichkeit der über 100 definierten Maßnahmen gibt vor, was als Nächstes angegangen wird. „Wichtig ist auch dabei, sich nicht in Kleinigkeiten zu verheddern, sondern weiterhin das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Dann wird das Programm ein voller Erfolg sein“, ist Johannes Kopkow sicher. Mit der Einführung einer neuen Richtlinie zur Leistungssportförderung, die durch den Landesausschuss Leistungssport erarbeitet wurde und bereits zu positiven Veränderungen in den Fachverbänden geführt hat sowie der Schaffung und Besetzung der Jugendbildungs-Referentenstelle bei der Sportjugend Saar mit Unterstützung des Sozial- und des Innenministeriums gehen schon erste konkrete Erfolge aus dem SEP hervor. Grundsätzlich genießen drei Themen aktuell eine übergeordnete Relevanz: Die Ausrichtung der Special Olympics Nationalen Spiele 2026 im Saarland, das Programm „Gemeinsam gewinnt“, das sich der saarlandweit flächendeckenden Sichtung in Grundschulen widmet, und die Eingruppierung der Fachverbände in Förderkategorien im Hinblick auf den Leistungssport.
Die zu Beginn von den Verantwortlichen selbst gestellte Frage, wozu es den LSVS gibt, erfährt mit dem Sportentwicklungsprogramm eine ausführliche Antwort. Schon in der Präambel des SEP heißt es: „Der LSVS ist in der Verantwortung Zugangsmöglichkeiten zu Sport und Bewegung zu schaffen. Er optimiert die Rahmenbedingungen für den organisierten Sport im Saarland, um die Attraktivität des Sporttreibens in der Gesellschaft tiefer zu verankern.“ Um diesen selbstgestellten Zielen gerecht zu werden, soll das SEP als „lebendiges Dokument“ verstanden werden, das permanent angepasst, weiterentwickelt und damit laufend fortgeschrieben wird. Erledigtes kann abgehakt, Neues ergänzt werden – und alles transparent überprüft und gegebenenfalls neu bewertet werden. „Es geht hier um das große Ganze“, findet Johannes Kopkow, „Und ganz bewusst auch über den Horizont des Bisherigen hinaus.“