Albert Uderzo, Schöpfer von Asterix, Obelix und Co., hat mit seinem Talent eine ganze Kunstform geprägt. Eine neue Ausstellung im Museum für Kommunikation lädt noch bis zum 15. Juni dazu ein, sein Werk in all seinen Facetten zu entdecken.
Obwohl die Gallier und die Römer in den Asterix-Comics als Gegenspieler dargestellt werden, haben sie eine Gemeinsamkeit: ausgeprägte runde Riechorgane. Doch nicht nur wegen ihrer markanten Nasen sind die Figuren von Albert Uderzo unverwechselbar. Er verstand es meisterhaft, mit wenigen Strichen Charakter und Ausdruck zu verleihen. Seine Kunst prägte Generationen und machte ihn zu einem der bedeutendsten Comic-Zeichner Europas. Mit der Ausstellung „Uderzo – Von Asterix bis Zaubertrank“ würdigt das Museum für Kommunikation Berlin das Lebenswerk des Ausnahmetalents. In der ersten großen Werkschau außerhalb Frankreichs begegnen die Besucherinnen und Besucher sowohl den berühmten Helden Asterix, Obelix und Idefix als auch auch weniger bekannten Figuren aus Uderzos Feder wie dem waghalsigen Piloten Tanguy. Die Ausstellung vereint über 120 Original-Exponate, darunter Skizzen, Originalseiten und persönliche Gegenstände, die tief in Uderzos kreatives Schaffen blicken lassen. Auch die Schreibmaschine seines langjährigen Partners René Goscinny ist zu sehen. Die Zusammenarbeit der beiden ist ein Glücksfall in der Geschichte des Comics.
Geboren wurde Alberto Aleandro Uderzo am 25. April 1927 in Fismes, einer kleinen französischen Gemeinde im heutigen Departement Grand Est. Seine Eltern waren italienische Einwanderer, erst 1934 erhielt die Familie die französische Staatsbürgerschaft. Bereits im Kindergartenalter soll sich Uderzos Talent gezeigt haben. Die ersten Figuren mit großen Nasen skizzierte er im Alter von zehn Jahren.
Autodidakt und farbenblind
Uderzo hat nie eine Kunstakademie besucht. Der Zeichner der wilden Prügeleien mit Römern und den legendären Wildschwein-Gelagen war ein reiner Autodidakt – und farbenblind! Mit 14 wurde er von einem Pariser Verlag als Zeichner engagiert, mit 18 gewann er bei einem Comic-Wettbewerb. 1951 lernte Uderzo den Zeichner, Geschichtenschreiber und Comic-Fan René Goscinny kennen – der Beginn einer einzigartigen kreativen Partnerschaft, die über 20 Jahre lang bestand. Gemeinsam schufen sie „Jehan Pistolet“, eine humorvolle Piratengeschichte, sowie „Oumpah-Pah“, eine Abenteuerreihe über einen indigenen Krieger Nordamerikas, eine Art Vorläufer von Asterix.

1959 war es endlich so weit: In der Nullnummer des französischen Jugend-Magazins „Pilote“ erschien „Asterix der Gallier“. Die Fortsetzungsgeschichte erfreute sich schnell großer Beliebtheit und ab 1961 ebenso die Alben, in denen sie zusammengefasst wurden. Bis heute markiert der berühmte Anfangssatz „Wir befinden uns im Jahr 50 v. Chr. …“ ihren Beginn.
Inzwischen erzählen 40 Bände und mehrere Sonderbände die Abenteuergeschichten rund um die Menschen aus dem kleinen, aufmüpfigen gallischen Dorf, an denen die römischen Truppen immer wieder scheitern. „Asterix ist der beste Krieger im Dorf. Er fürchtet sich vor nichts, außer, dass ihm der Himmel auf den Kopf fällt“, beschrieb Uderzo in einem Interview seinen cleveren kleinen Helden, dessen Sprüche „Beim Teutates!“ und „Die spinnen, die Römer!“ legendär sind.
Sein Gegenpart ist Obelix, der nach Angaben seines Schöpfers „nicht nur eine dicke Nase hat, sondern auch sonst etwas stark entwickelt ist.“ Ob es daran liegt, dass Obelix als Kind in den Zaubertrank-Kessel gefallen ist oder eine große Vorliebe für Wildschweinbraten hat? Darauf angesprochen reagiert der sensible Hinkelsteinlieferant empfindlich und mit deutlichen Worten, die in den Asterix-Bänden immer wieder auftauchen: „Ich bin nicht dick!“
Dass die Comic-Alben erst 1968 erstmals in Deutschland erschienen sind, erklärte Uderzo mit der Ablehnung der Händler: „Sie sagten: Wir haben doch die Micky Maus. Warum etwas Französisches, das außerdem im Format nicht in die Verkaufsständer passt?“ Ebenso 1968 kam der erste Asterix-Zeichentrickfilm ins Kino, jedoch ohne die Mitwirkung von Uderzo und Goscinny. Sieben weitere sowie zwei computeranimierte Filme folgten. Bei den ersten vier der fünf Realverfilmungen, die zwischen 1999 und 2023 entstanden, bekam Uderzo einen Wunschkandidaten für Obelix: Gérard Depardieu.
Von 1977, nach dem plötzlichen Tod von René Goscinny, bis 2012 führte Albert Uderzo die Serie alleine fort. Er starb im Alter von 92 Jahren, doch das Werk der beiden hat bis heute Bestand. Mit über 400 Millionen verkauften Alben gehört Asterix zu den meistgelesenen Comic-Helden überhaupt.
Band 41 erscheint am 23. Oktober
Und die Abenteuer gehen weiter: Band 41 erscheint am 23. Oktober. Somit ist die Ausstellung „Uderzo – Von Asterix bis Zaubertrank“ im Museum für Kommunikation auch eine gute Gelegenheit für Fans, die Wartezeit zu überbrücken. Sie werden bereits am Eingang von zwei eindrucksvollen Bronze-Statuen von Asterix und Obelix empfangen. Auf drei Etagen bietet sich Gelegenheit, in die Welt und das Werk von Uderzo einzutauchen.
Zu sehen ist unter anderem eine Illustration, die die Evolution Asterix’ von den ersten Entwürfen bis zur endgültigen Form zeigt. Uderzos erster Comic, „Die Abenteuer des Clowns Stupido“ aus dem Jahr 1941, offenbart bereits seinen ausgeprägten Sinn für Bewegung und Dynamik. Überraschung: Auch ein beeindruckendes Landschaftsgemälde in Öl stammt von dem Meister. Die Ausstellung zeichnet zudem die Entwicklung der Alben nach – von „Asterix der Gallier“ (1961) bis „Gallien in Gefahr“ (2005), dem letzten von Uderzo gezeichneten Band. Arbeitsutensilien wie seine Pinsel, Stifte und eine Vogelfeder, mit der er seine Radiergummikrümel vom Papier gefegt hat, sowie unveröffentlichte Skizzen erzählen vom Arbeitsalltag des Comic-Zeichners. Eine Auswahl internationaler Asterix-Ausgaben zeigt die immense Reichweite der Serie. Auch die Asterix-Mundart-Reihe, die seit 1995 erscheint, ist vertreten – mit Bänden auf Bayerisch, Sächsisch, Wienerisch und mehr.
Kuratiert wurde die Ausstellung von Uderzos Tochter Sylvie und dem Berliner Comiczeichner Felix Görmann alias Flix, der sich der Aufgabe mit großer Begeisterung gestellt hat, wie er in einem Interview betonte: „Das hat auch den Fanboy in mir angesprochen.“ Eineinhalb Jahre haben Vorbereitungen gedauert, die ihn unter anderem ins Pariser Atelier von Albert Uderzo führten. Dort hielt er auch Ausschau nach Dingen, die in Berlin gezeigt werden könnten. Er freue sich, dass diese nun zu sehen sind: „Viel näher kommt man an Uderzo nicht heran.“