RB Leipzig erlebt eine wilde Spielzeit, die vor allem in der Champions League enttäuschend verlief. Im DFB-Pokal und in der Liga ist sie noch zu retten. Ob das auch für Trainer Marco Rose gilt, bleibt allerdings weiter offen. Über mögliche Nachfolger wird bereits gemunkelt.

Leipzig durchlebt eine herausfordernde Saison, die von Rückschlägen und inkonstanten Leistungen geprägt ist. Die Konsequenzen sind deutlich sichtbar: In der Champions League schied das Team vorzeitig und ohne große Gegenwehr aus, und in der Bundesliga droht das Verpassen der erneuten Qualifikation für die Königsklasse. Diese Entwicklungen haben zwangsläufig den Druck auf Trainer Marco Rose erhöht, der bereits im vergangenen Herbst in die Kritik geraten war. Allerdings konnte er sich durch zwei Siege gegen Eintracht Frankfurt – im DFB-Pokal und in der Bundesliga – vorerst wieder etwas Luft verschaffen. Dennoch bleibt seine Zukunft ungewiss.
Vorerst wieder etwas Luft

Laut „Sport Bild“ plant der Verein, die Saison mit Rose zu Ende zu bringen. Sollte sich jedoch im weiteren Verlauf herauskristallisieren, dass die Champions-League-Ränge außer Reichweite geraten, wäre ein vorzeitiger Trainerwechsel nicht ausgeschlossen. Ein möglicher Nachfolgekandidat könnte Zsolt Löw sein, der kürzlich eine neue Position innerhalb des Red-Bull-Fußballnetzwerks übernommen hat und als Interimslösung infrage käme. Die Verantwortlichen in Leipzig legen jedoch nicht nur Wert auf Ergebnisse, sondern auch darauf, ob Rose es schafft, die RB-typische Spielphilosophie, die in letzter Zeit verloren zu gehen scheint, wieder zu implementieren. Dies bedeutet, dass der Coach nicht nur erfolgreich, sondern auch mit attraktivem Offensivfußball überzeugen muss, um Argumente für eine mögliche Vertragsverlängerung über 2026 hinaus zu sammeln. Eine endgültige Entscheidung soll im Sommer getroffen werden, da beide Parteien nicht ins letzte Vertragsjahr gehen möchten.

Parallel dazu bereiten sich die Vereinsbosse auf sämtliche Eventualitäten vor. Laut „Sport Bild“ soll RB Leipzig bereits mit mindestens drei möglichen Nachfolgern in Kontakt stehen: Roger Schmidt, aktuell ohne Verein, Sebastian Hoeneß, der beim VfB Stuttgart eine beeindruckende Arbeit leistet, und Oliver Glasner, der derzeit Crystal Palace trainiert. Alle drei Kandidaten haben eine Vergangenheit im RB-Kosmos und stehen für einen intensiven, offensiven Spielstil.
Ein weiteres großes Thema rund um Leipzig war zuletzt die Zukunft von Xavi Simons. Der junge Offensivspieler, der bisher nur von Paris Saint-Germain ausgeliehen war, wurde von mehreren Top-Clubs umworben, darunter auch der FC Bayern. Nun hat sich Leipzig jedoch durchgesetzt und den Ausnahmefußballer fest verpflichtet. Berichten zufolge beläuft sich die Ablösesumme auf 50 Millionen Euro, wobei Bonuszahlungen den Betrag auf bis zu 80 Millionen Euro ansteigen lassen könnten. Zudem soll PSG eine Weiterverkaufsbeteiligung erhalten haben. Damit setzt RB Leipzig ein starkes Zeichen auf dem Transfermarkt, auch wenn nicht ausgeschlossen ist, dass Simons bereits im Sommer weiterverkauft wird – insbesondere dann, wenn die erneute Champions-League-Qualifikation verpasst wird. Klar ist jedoch, dass Transfers dieser Größenordnung bei Leipzig die absolute Ausnahme bleiben sollen.
Personalnot im dünnen Kader

Warum gibt Paris Saint-Germain überhaupt einen solch talentierten Spieler ab? Einerseits sieht der französische Top-Club sportlich keine dringende Verwendung für den Niederländer, andererseits musste PSG aufgrund der Fifa-Regularien handeln, da ein Verein maximal sechs Spieler gleichzeitig verleihen darf. Um die Verpflichtung von Randal Kolo Muani im Winter möglich zu machen, war PSG gezwungen, Lösungen zu finden – eine davon war die Freigabe von Xavi Simons.
Zurück zur sportlichen Lage in Leipzig: Die bisherigen Monate der Saison waren turbulent. Personalnot, ein zu dünn besetzter Kader, Formkrisen wichtiger Spieler und mentale Schwächen führten dazu, dass sich RB Leipzig immer wieder selbst im Weg stand. Trainer Marco Rose sprach wiederholt von einem „Teufelskreis“. Ein Sinnbild für diese Probleme war das Auswärtsspiel beim VfL Bochum. Zur Halbzeit führte Leipzig souverän mit 3:0, doch nach der Pause folgte ein beispielloser Einbruch. Ein schneller Gegentreffer brachte Bochum zurück ins Spiel, das Publikum drehte auf – und Leipzig verlor den Faden. Am Ende stand eine bittere Niederlage. „Das war ein bisschen Kindergarten von uns“, ärgerte sich Kevin Kampl nach dem Spiel.

Der Routinier nahm kein Blatt vor den Mund: „So etwas darf uns einfach nicht passieren. Wir sagen uns in der Kabine noch, dass wir wachsam bleiben müssen – und dann kassieren wir in der 47. Minute so ein dämliches Gegentor. Danach wird das Stadion laut, und wir fangen uns nach einem Einwurf gleich noch so einen billigen Treffer. Das ist lächerlich. Erste Halbzeit top, zweite Halbzeit katastrophal.“
Besonders besorgniserregend: Solche Spielverläufe sind für Leipzig in dieser Saison kein Einzelfall. Immer wieder zeigt sich das gleiche Muster – eine dominante Anfangsphase, gefolgt von einem unerklärlichen Leistungseinbruch nach einem Gegentor. „Wir reden hier von RB Leipzig, einem Champions-League-Club. Da erwarte ich mehr Haltung und Bereitschaft, sich den Aufgaben voll zu stellen“, kritisierte Rose. Der Trainer nahm sich und sein Team gleichermaßen in die Pflicht: „Wir sind eine Einheit – Spieler und Trainer. Aber in solchen Situationen sitzt du als Trainer manchmal nur auf dem Beifahrersitz. Dennoch stecke ich mit den Jungs im selben Auto.“
Die zentrale Frage bleibt: Kann Leipzig den Umschwung rechtzeitig schaffen, oder wird die Mannschaft weiterhin an ihrer eigenen Instabilität scheitern? Sollte keine deutliche Leistungssteigerung erfolgen, könnte eine vielversprechend begonnene Saison in einer großen Enttäuschung enden.
„Mannschaft besitzt mehr Qualität“

Diese schwierige Lage hat auch Ex-Trainer Ralf Rangnick auf den Plan gerufen. In seiner Rolle als Experte äußerte er sich kritisch zur aktuellen Situation von RB Leipzig. „Alleine der Umstand, dass Sturm Graz mittlerweile mehr Punkte hat als Leipzig, sagt eigentlich schon alles aus. Wenn du mit dem Kader, den Leipzig zur Verfügung hat, völlig verdient mit 0:1 gegen Sturm verlierst, dann zeigt das, dass da irgendetwas nicht stimmt“, erklärte Rangnick gegenüber „Canal+“. Der österreichische Nationaltrainer betonte weiter: „Diese Mannschaft besitzt deutlich mehr Qualität, als sie derzeit auf den Platz bringt. Das hat sich heute über fast die gesamte Spielzeit gezeigt.“ Tatsächlich ist Leipzigs Bilanz in der Champions League katastrophal: Sieben Niederlagen aus acht Partien – ein desaströses Abschneiden für einen Club mit Leipzigs Ambitionen.
Nach dem vorzeitigen internationalen Aus war Trainer Marco Rose sichtlich frustriert. „Es ärgert mich maßlos, dass wir wieder hier sitzen und kein Erfolgserlebnis kommentieren können“, sagte der 48-Jährige. Bei allem Respekt vor dem Gegner betonte er: „Nur wir sind dafür zuständig, dass wir es heute geschafft haben, dieses Spiel nicht zu gewinnen.“ Als Tabellen-32. der neu geschaffenen Ligaphase musste RB Leipzig bereits nach der Gruppenphase die Segel streichen – die K.-o.-Runde der Champions League findet ohne die Sachsen statt. „Die Jungs waren bereit. Wir wussten, was auf uns zukommt. Die Intensität, die Leidenschaft – ich glaube nicht, dass sie das nicht angenommen haben“, so Rose. Doch in letzter Konsequenz sei das Gebotene schlicht zu wenig, um Spiele auf diesem Niveau zu gewinnen.
Nun stehen für Leipzig entscheidende Wochen an. Die Mannschaft muss sowohl in der Bundesliga als auch im DFB-Pokal liefern, um zumindest noch das Minimalziel zu erreichen. Andernfalls droht ein ungemütlicher Sommer – und möglicherweise eine neue sportliche Führung an der Seitenlinie.