Wenn es um klimafreundliche Heizung geht, ist die gründliche Information und das Vergleichen von Angeboten vorab entscheidend. Wir geben Tipps, wie die WärmeÂwende fürs Zuhause gelingt.

Mein Nachbar ist seit Jahrzehnten in dem Geschäft, und der hat gesagt …“, reicht nicht, wenn es um Ihre persönliche Wärmewende geht. Sogar, wenn Ihr Nachbar einen Heizungsinstallationsbetrieb besitzt.
Jetzt zählen Sie, Ihr Geldbeutel und die Zukunft: Das Klima verträgt keine vermeidbaren Emissionen mehr. Der CO2-Preis verteuert zunehmend das Heizen mit Öl und Gas, also auf fossiler Basis. Der Wechsel zur Wärmepumpe kann Ihre Heizkosten um 30 Prozent senken. Eine weitere „klassische“ Heizung einzubauen, weil die alte „Fossile“ nach spätestens 30 Jahren raus muss, macht deshalb keinen Sinn.
„Noch mal Gas oder Öl“ minimiert zudem Ihre Chancen auf einen ordentlichen Zuschuss, wenn Sie in ein paar Jahren doch zu einer Wärmepumpe wechseln. Eine mindestens 20 Jahre alte, fossile Heizung auszutauschen bringt derzeit (Stand Januar 2025 vor dem Regierungswechsel) noch 20 Prozent Klimageschwindigkeitsbonus für selbstgenutzte Wohneinheiten: Für den Austausch von funktionsfähigen Heizungen, wie Öl, Kohle, Gasetage oder Nachtspeicher jeden Alters oder für den Austausch von funktionsfähigen Gas- oder Biomasseheizungen, die älter als 20 Jahre sind. Der Bonus in Höhe von 20 Prozent ist befristet bis 2028 – danach reduziert er sich jährlich.
Staatlicher Bonus bis 2028 befristet

Sparen macht Spaß bei Wärmepumpen, denn diese Kuschelwärme abstrahlende Umkehrung des Kühlschrankprinzips verwendet bis zu 75 Prozent Umweltwärme aus Luft, Wasser oder Erde, die nichts kostet. Wärmepumpen holen sich also aus der Umwelt Wärmeenergie, die sie als Heizenergie an das Gebäude abgeben. Aus der Steckdose benötigen Wärmepumpen bestenfalls nur noch 25 Prozent Strom als Antriebsenergie, um Ihr Haus zu heizen. Und der kann auch von Ihrer eigenen Solaranlage kommen.
Einer Studie des Kopernikus-Projekts Ariadne am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung zufolge (Stand: April 2024) verursachen Wärmepumpen gegenüber Gasheizungen geringere Heizkosten. Schon jetzt, aber vor allem in Zukunft. Die Forscher schreiben: „Es wird vorgeschlagen, dass bestehende Berechnungsgrundlagen und Berechnungshilfen für die Emissionsbewertung und Wirtschaftlichkeitsberechnung von Heizungssystemen dahingehend geändert werden, dass mittlere, während der technischen Lebensdauer zu erwartende CO2-Äquivalente für die unterschiedlichen Energieträger verwendet und erwartbare Kostensteigerungen von Energieträgern (z.B. durch einen CO2-Preis) berücksichtigt werden.“
Gewusst, wie: Bevor Sie mit Beratern, Herstellern und Installateuren sprechen, lohnt es sich, aktuelle Literatur – zum Beispiel den „Ratgeber Wärmepumpe“ der Verbraucherzentrale – zum Thema zu lesen. Zusätzlich sollten Sie interaktive Berechnungen online durchspielen (siehe Infokasten).
Seriöse Quellen sollten durchstöbert werden

Nehmen Sie sich Zeit, weitere seriöse Quellen im Internet – auch von etablierten Herstellern und Heizungsinstallateuren (wie Viessmann, Stiebel Eltron, Vaillant oder Thermondo mit LG und Buderus) – in Ruhe zu durchstöbern, zu vergleichen und Ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. Dazu gehören diverse Informationen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klima, das die Heizungsumstellung sowie die zugehörige Beratung technologieoffen bezuschusst (www.bmwk.de).
Stellen Sie zuvor Ihre aktuellen Verbrauchsdaten und Angaben zur beheizbaren Fläche, zu Baujahr, Dämmungs- und Sanierungszustand Ihres Hauses, zum Alter Ihrer aktuellen Heizungsanlage sowie zu den vorhandenen Heizkörpern oder Flächen-/Fußbodenheizungen zusammen. Das hilft Ihnen, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wo Sie in puncto Wärmewende stehen: Auch bei einem Smartphone-Kauf überlegen Sie sich vorher, was Sie wollen, brauchen und sich leisten können. Denken Sie daran, dass Sie eventuelle Zuschüsse vom Staat erst bekommen, nachdem die neue Heizung installiert und in Betrieb ist.
Wenn Sie jetzt schnell sind oder auch künftige Regierungen ein Herz für klimaverständige Haus- und Heizungsbesitzer haben, bekommen Sie mindestens 30 Prozent von bis zu 30.000 Euro Anschaffungs- und Installationskosten wieder. Plus Bonuszahlungen.
Im vergangenen Jahr waren die Förderungen des Bundes für Wärmepumpen auf einem Höchststand: Bis zu 70 Prozent der Installations- und Anschaffungskosten wurden zurückerstattet, abhängig auch von der persönlichen Finanzsituation. Diese Unterstützung durch den Staat hat aber keine Ewigkeitsgarantie. Wenn neue Regierungen und Parlamentsmehrheiten weniger Wert auf die klimafreundlichsten sowie sozialverträgliche Lösungen legen und andere Akzente setzen, kann sich das ändern. Auch abhängig vom Geld im Bundeshaushalt.
Sie sollten sich deshalb dann, wenn Sie Ihren Heizungstausch konkret starten, selbst auf den neuesten Stand bringen, welche Kosten bei einem Heizungstausch auf Sie zukommen und ob es Förderungen gibt. Kalkulieren Sie nicht nur mit dem Anlagenwechsel. Beziehen Sie auch niedrigere Heizkosten bei einer Wärmepumpe ein. Auch der Wartungsbedarf reduziert sich gegenüber Ihrer alten Öl- oder Gasheizung.
An Ihrem Wohnort verfügbare Fördermittel finden Sie über die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online aus Berlin (www.co2online.de/service/energiesparchecks/foerdermittelcheck). Seit mehr als 20 Jahren hilft die Institution Verbrauchern dabei, ihren Energieverbrauch zu prüfen und Modernisierungsmöglichkeiten zu checken.
Mehr Anträge auf Energieberatung gestellt

Die Energiespar-Checks von co2online sind interaktive Tools, über die Nutzer individuelle Beratungsergebnisse zu den Themen Strom, Heizenergie und Sanierung erhalten sollen. Nach Angaben von co2online haben (Stand 2024) über 160.000 Verbraucher den monatlichen Newsletter abonniert. „Unsere Energiespar-Checks werden jeden Monat von über 50.000 Verbrauchern genutzt“, erzählt Pressesprecher Alexander Steinfeldt.
Dem Gebäudereport 2025 der Deutschen Energie-Agentur (dena) zufolge gingen im ersten Halbjahr 2024 etwa 80.000 Anträge auf Energieberatung für Wohngebäude beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ein. Das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr. Seit 2021 wurden 570.000 Förderanträge für Wärmepumpen gestellt, was 51 Prozent aller Anträge in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) ausmacht.
Auch 2024 waren Wärmepumpen die Spitzenreiter, wenn klimafreundliche Maßnahmen an Gebäuden tatsächlich umgesetzt worden sind. Doch auch bei Luftwärmepumpen und ihren Heizungs-Genossen ist noch Luft nach oben. „Die Zahlen zeigen deutlich, dass wir erneut die Klimaziele im Gebäudesektor verfehlen“, sagt Corinna Enders, Vorsitzende der dena-Geschäftsführung. Noch immer würden 79 Prozent der knapp 20 Millionen Wohngebäude mit Öl und Gas beheizt. Erneuerbare Energien spielten im Bestand bisher eine zu geringe Rolle. „Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen hier gemeinsam den eingeschlagenen Weg der Wärmewende entschlossen fortsetzen“, fordert die Chefin von 600 Klima- und Energieexperten aus 30 Nationen.