Berliner Ensemble
„Doktor Faustus“ virtuell
Oft ist der kleine Enkel zu Gast, während der Hausherr den „Doktor Faustus“ schreibt, sein letztes großes und wohl abgründigstes, dunkelstes Werk. Hautnah erlebt der Junge, wie sein Großvater mit dem Stoff ringt. In dessen Zentrum steht der Komponist Adrian Leverkühn, der mit dem Teufel paktiert, um seine Schaffenskraft zu steigern. Am glücklichsten ist der Autor über die Figur des wunderschönen Knaben Nepomuk, der Pflegesohn des alternden Komponisten, der seine größte, zugleich letzte Liebe wird. Denn als Vorbild für den todgeweihten Nepomuk diente Thomas Mann sein über alles geliebter Enkel. So darf der Junge aufbleiben und lauschen, als eines Abends das Kapitel, das vom schrecklichen Ende seines Alter Ego handelt, im Familienkreis zum ersten Mal verlesen wird. Gebannt lauschen die Onkel, Tanten und sein Vater. Champagner perlt in den Gläsern. Im Garten rauschen die Palmen. Doch was niemand ahnt: Der Teufel, der im Buch den Knaben holt, ist längst im Haus. Denn Thomas Mann war einst wirklich in jenem „steinernen Saal“ im italienischen Palestrina, wo Leverkühn den Pakt schloss. Dort hat er logiert – und danach sämtliche Tagebücher dieser Zeit vernichtet. In Kalifornien aber holt ihn die Wahrheit ein, und seine mühsam errichtete Fassade als Künstler und Familienvater zerfällt. „Faustus :: 1550 San Remo Drive“ nennt das Künstlerkollektiv seine Inszenierung nach Motiven von Thomas Mann. Für die Vorstellungen im März gibt es noch Karten.
Karten und weitere Informationen unter www.berliner-ensemble.de
Bibliothek wieder offen
Seit April 2024 war die Gertrud-Junge-Bibliothek im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt Bat-Yam-Platz 1 wegen Modernisierungsarbeiten geschlossen. Nun ist sie wieder offen. Durch die Modernisierung ist insbesondere die Aufenthaltsqualität verbessert worden. Man hat sich auch für eine neue Schwerpunktsetzung in der Bibliothek entschieden: Insbesondere der Kinder- und Familienbereich wurde erweitert und bietet nun mehr Platz für Veranstaltungen. Die Sanierung hat 300.000 Euro gekostet, teilt das Bezirksamt Neukölln mit. Der Ausbau der Bibliothek geht weiter: In den ehemaligen Restaurant-Räumen des Gemeinschaftshauses entsteht mit Förderung durch die EU bis 2027 die erste eigenständige Jugendbibliothek Neuköllns. Durch die neue Bibliothek mit über 250 Quadratmetern Zusatzfläche wird die Größe der Gertrud-Junge-Bibliothek fast verdoppelt. Die Jugendbibliothek soll dann auch Ort für außerschulisches Lernen sowie für medienpädagogische Angebote mit Werkstatt- und Rückzugsräumen sein.
Kulturverführung vom 14. Februar 2025
Lesung: „Glück“ ist ein Roman über Frauen unter Druck, über die Phase im Leben, in der sie zu alt sind, um noch länger mit einer Schwangerschaft warten zu können, und zu jung, um die Wahl hinter sich zu haben. Doch was wäre, wenn diese Phase sich künstlich verlängern ließe? Wenn Frauen, wie Männer schon immer, einfach noch Zeit hätten? Das fragt sich die Autorin dieses Romans, Jackie Thomae. Wie sie auf solche Fragen kommt, erzählt sie am Donnerstag, 20. Februar, 19 Uhr, im Werkraum der Bezirkszentralbibliothek Pablo Neruda. Jackie Thomae wurde 1972 in Halle geboren, ist Journalistin und Fernsehautorin. 2015 erschien ihr Debütroman „Momente der Klarheit“. Mit ihrem zweiten Roman, „Brüder“, stand sie auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2019 und wurde mit dem Düsseldorfer Literaturpreis 2020 ausgezeichnet. Bezirkszentralbibliothek Pablo Neruda, Frankfurter Allee 14A, 10247 Berlin. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung wird gebeten unter der E-Mail-Adresse info-stadtbibliothek@ba-fk.berlin.de
Führung: Was machen die Roboter nachts im Museum? Laut singen in der Schatzkammer? Bunte Knicklichter durch die Rohrpost schicken? Heimlich klimpern auf der Schreibmaschine? Im großen Lichthof auf dem Boden liegen und in der leuchtend-blauen Glaskuppel nach Sternen suchen? Wer wissen will, was nachts im Museum für Kommunikation passiert und mindestens fünf Jahre alt ist, kann zur Taschenlampen-Führung kommen. Die ist jeden Samstag ab 18.30 Uhr, an jedem ersten Samstag im Monat in englischer Sprache. Museum für Kommunikation, Leipziger Straße 16, 10117 Berlin, Anmeldung und Informationen unter www.mfk-berlin.de/taschenlampentouren
Theater: Der international gefeierte Film „Emilia Pérez“ rückt auf beeindruckende Weise das Verschwinden von Menschen in Mexiko ins Blickfeld. In Berlin befasst sich nun das Maxim Gorki Theater mit diesem Thema. Die beiden Künstlerinnen Laura Uribe und Sabina Aldana beschäftigen sich seit 2018 mit dem Thema „Verschwundene Menschen“ in Mexiko. Uribe schrieb dazu 2020 das Theaterstück „Campo“, Aldana entwickelte die performative Installation „Indumentarias para no desaparecer (Kleidung, um nicht zu verschwinden)“. Als sie mit ihrer Forschung begannen, lag die Zahl der Verschwundenen bei etwa 32.000, heute sind es über 114.000. In einer „performativen Installation“ hat sich nun der Kiosk des Gorki in eine Mischung aus Pop-up-Store, Werkstatt und Archivraum verwandelt, in dem von der Recherche Uribes und Aldanas erzählt wird. „Herzlich willkommen zur Eröffnung von ,Backyard‘, dem ersten Geschäft für Survival-Kleidung für den globalen Süden. Die erste Boutique gegen das Verschwinden“, heißt es dort. Maxim Gorki Theater, Am Festungsgraben 2, 10117 Berlin, Informationen und Karten: www.gorki.de Martin Rolshausen