Die meisten Leute wissen heutzutage von Schweinen so gut wie nichts. Dabei sind die Tiere intelligenter als manche Affen, können komplexe Aufgaben lösen und sogar ihr Spiegelbild erkennen. Die industrielle Schweinezucht hat die sensiblen Tiere jedoch zur Ware degradiert.
Schweine werden gezüchtet, um sie zu schlachten und zu essen. Hunde werden gezüchtet, um sie zu lieben und Spaß mit ihnen zu haben. Unsere kulturelle Entwicklung hat die einen zu Fleischlieferanten und die anderen zu Partnern gemacht. Und dabei gibt es zwischen diesen Lebewesen kaum Unterschiede. Schweine und Hunde sind sehr intelligent, Schweine sogar noch mehr als Hunde und noch mehr als manche Affen. Beide Arten sind sehr sozial, spielen und rennen gern, können Aufgaben lösen und man kann ihnen verschiedene Tricks beibringen. Schweinen wird sogar nachgesagt, dass sie mit Menschen vergleichbar sind. „Schweine ähneln uns“, sagt der Verhaltensbiologe Karsten Brensing in einem Interview mit „Focus online“. „Sie führen emotional und sozial ein vergleichbares Leben wie wir. Sie sind gesellig, leben in sozialen Verbünden mit unterschiedlichen Rollen und Hierarchien und erkennen auch die Charaktereigenschaften ihrer Artgenossen. Sie merken sich, mit wem sie gut können und mit wem nicht. Kurz gesagt: Ein Schwein denkt und fühlt nicht sehr anders als ein Mensch.“ Schweine verhalten sich untereinander sogar hilfsbereit. Ein Team um Liza Moscovice vom Forschungsinstitut für Nutztierbiologie in Dummerstorf sperrte jeweils ein Schwein in eine Kammer – mit Fenster zum allgemeinen Stall, wie „Die Presse“ berichtet. Die dort verbliebenen Mitschweine sahen, hörten auch die Laute des eingesperrten Schweins. 64 von 75 Tieren wurden innerhalb der Versuchsdauer von 20 Minuten von einem anderen Schwein befreit.
„Sie merken sich, mit wem sie gut können“
Schweine fühlen also mit Artgenossen mit, wie auch schon andere Versuche gezeigt haben. Sie schlichten sogar Streitereien innerhalb ihrer Rotte. Studien haben gezeigt, dass Schweine komplexe Aufgaben lösen können und sogar ihr eigenes Spiegelbild erkennen, was auf ein höheres Bewusstsein hindeutet.
Viele Menschen finden Schweine eigentlich toll. Videos kleiner süßer Ferkel in den sozialen Medien werden tausendfach angeklickt und mit Herzchen versehen. Berühmte Schweine, wie das malende Schwein Pigcasso, werden Medienstars, Minischweine werden als Haustiere gehalten, und sogar in der Therapie mit behinderten Kindern können die sensiblen Tiere einiges bewirken.
Führt man sich das besondere Wesen der Schweine vor Augen, wird klar, was für ein Grauen die schrecklichen Bedingungen in der Massentierhaltung für die feinfühligen Tiere mit sich bringt. Muttertiere, wochenlang im Kastenstand zu Bewegungsunfähigkeit verdammt, Ferkel, die man einfach sterben lässt, weil sie nicht den Anforderungen an die „Ware“ entsprechen, Schlachtschweine, die schreien und sich wehren, wenn sie Richtung CO2-Gaskammer getrieben werden. Das alles und noch mehr Brutalitäten gegenüber den Tieren hat Tierrechtlerin Samara Eckardt selbst erlebt und berichtet darüber im Interview. Dass das alles überhaupt passieren kann, ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass Schweine – wie so viele andere Tiere in der industriellen Produktion – nicht mehr präsent sind. Sie sind hinter Mauern gigantischer Betriebe verschwunden, ihr Leben und ihr Leiden bleiben für die meisten Menschen unsichtbar. So auch das, was in den Schlachthäusern passiert. Es wird Zeit, nicht mehr wegzuschauen, sondern diesen Lebewesen die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdienen. Denn wie sagte Ex-Beatle Paul McCartney: „Wenn Schlachthäuser Wände aus Glas hätten, wäre jeder Vegetarier.“