Drei Fragen
„Vom verletzten Menschen“
Am 13. April ist die brasilianische Choreografin Deborah Colker in Berlin mit ihrer Tanz-Produktion „Dog without Feathers“ im Berliner Admiralspalast zu Gast. Hier erklärt sie, worum es ihr dabei geht.
Frau Colker, Ihre Produktion beruht auf dem gleichnamigen Gedicht von João Cabral. Was hat Sie gerade daran inspiriert?
In dem Gedicht, das 1950 geschrieben wurde, geht es um den Fluss Capibaribe, aber eigentlich geht es um alle Flüsse und um die Menschen, die in den Slums an den Ufern leben. Es spricht von den Ausgeschlossenen, den Unsichtbaren, von Vernachlässigung, und das sind aktuelle Themen auf der ganzen Welt. Das Gedicht berührt mich besonders, weil es das Thema einerseits an einem Ort festmacht, andererseits auf eine universelle Ebene hebt. Es spricht vom verletzten Menschen, von einem Volk, das beraubt wird, das aber zugleich widerstandsfähig ist. Das das Land als seine eigene Haut betrachtet, das sich den Himmel, die Sonne und diesen Ort aneignet und für seinen Reichtum, seine Kultur und Existenz kämpft.
Ist das Stück auch eine politische Antwort auf die Umweltprobleme in Brasilien und der Welt?
In „Dog without Feathers“ geht es um Umweltprobleme, um die Natur, um den Respekt vor der Menschheit und den Respekt vor der Bevölkerung am Flussufer. Es ist ein Gedicht über die menschliche Ignoranz. Und die Umweltprobleme sind Teil der menschlichen Ignoranz. Das Gedicht prangert dies an, aber es ist keineswegs eine Schmähschrift. Und meine Show ist es auch nicht. Sie ist viel größer als das. Sie ist politisch, aber kein Pamphletismus. Vielmehr sprechen wir von Menschlichkeit, Philosophie, Provokation, Kunst …
„Dog without Feathers“ war bereits 2019 beim Movimentos-Festival in Wolfsburg zu sehen. Warum haben Sie gerade diese Produktion für die Deutschland-Tournee ausgewählt?
2018 haben wir mit „Dog without Feathers“ den Prix Benois de la Danse gewonnen und 2019 damit begonnen, die Show international zu präsentieren. Dann kam die Pandemie. Aufgrund der Umstände in dieser herausfordernden Zeit sind mit der Show nur sehr wenig gereist. Jetzt haben wir diesen Plan wieder aufgenommen. Interview: Ulrike Wiebrecht
Karten: www.admiralspalast.theater
Kulturverführung vom 21. Februar 2025
Fotografie: Welche Bilder von Afrika haben wir im Kopf? Mit dieser Frage setzt sich die Ausstellung „A World In Common: Contemporary African Photography“ auseinander. Sie versammelt Werke von mehr als 20 Künstlerinnen und Künstlern und verfolgt das Ziel, die Vorstellung von Afrika in der globalen Wahrnehmung neu zu definieren. Inspiriert vom historischen kulturellen Reichtum des Kontinents und seiner gegenwärtigen Situation bezieht sich die Ausstellung auf die Philosophie des kamerunischen Denkers Achille Mbembe, der vorschlägt, eine „gemeinsame Welt“ zu imaginieren, indem wir „die Welt von Afrika aus denken“. C/O Berlin im Amerika-Haus, Hardenbergstraße 22, 10623 Berlin, Informationen: www.co-berlin.info
Kabarett: „Immer is’ irgendwas. Entweder die Füße schlafen mir ein. Oder sie jucken. Dann krieg’ ich wieder keine Luft, wenn ich schneller geh’. Oder ich hab’ einen Schweißausbruch. Dann friert mich wieder. Das Essen schmeckt mir nimmer, der Sex ist fad, die Hosen sind zu eng. Was is das bitte? – Des muss alles dieser Klimawandel sein, oder? Temperaturen hat’s im Sommer wie in den Tropen! Dadurch gibt’s auf einmal diese riesigen Insekten! Die hat’s doch früher net geb’n! Wenn die dich stechen, kriegst’ eine Schwellung, die geht monatelang net weg! Wahrscheinlich sind die alle gentechnisch verändert. Und die Pflanzen! Die werd’n jetzt auch schon deppert. Die spinnen, die Pflanzen! Die wachsen jetzt alles zu! Seit ich nimmer aus dem Haus geh’. Meine Theorie ist, die Pflanzen wollen die Herrschaft über den Planeten zurück. Die sind alle miteinander unterirdisch verbunden über ihre Wurzeln. Weltweit! Die Pflanzen haben einen geheimen Plan. Sie wollen die totale Zerstörung der abendländischen Kultur und des österreichischen Volks-Rock’n’Roll. Das soll alles ersetzt werden durch äh, Photosynthese.“ Es macht einfach Freude, Josef Hader zuzuhören. Wer das live tun möchte, sollte sich jetzt schon um Karten für die beiden Berlin-Auftritte des österreichischen Kabarett-Stars am 27. und 28. März bemühen. Die Wühlmäuse, Pommernallee 2-4, 14052 Berlin, Karten und Information: www.wuehlmaeuse.de
Theater: Was macht Berlin so erstaunlich, anziehend, verführerisch, vertraut, herausfordernd und manchmal faszinierend fremd? Was bedeutet dieser sprichwörtliche Schmelztiegel, dieser facettenreiche Kosmos der Gefühle und Stimmungen? Berlin inspirierte Generationen von Künstlern zu musikalischen Geschichten voller Komik und Lebenslust. Durch die unterschiedlichsten Epochen der Geschichte Berlins pocht, zuckt und schwingt sich der Rhythmus ihrer Songs. In der neuen Revue „Berlin is ja so groß“ wird vieles davon erzählt. Renaissance-Theater Knesebeckstraße 100, 10623 Berlin, Informationen und Karten: www.renaissance-theater.de Martin Rolshausen