Regisseur Robert Zemeckis hat mit „Here“ ein Experiment gewagt. In dem Film erzählt er eine Story, die sich über mehrere Generationen erstreckt. Alle Figuren agieren im Wohnzimmer eines Hauses – fast die gesamte Länge über in einer einzigen Kameraeinstellung.

Robert Zemeckis gehört – neben Steven Spielberg und George Lucas – zu den großen Film-Zauberern Hollywoods, die packende Abenteuerstorys und innovative Computertechnik auf spektakuläre Weise miteinander verbinden können. Und uns viele unvergessliche Stunden im Kino schenken. Auf Zemeckis Konto gehen zum Beispiel Highlights wie die „Zurück in die Zukunft“-Trilogie, „Forrest Gump“, „Wer hat Angst vor Roger Rabbit“ und „Cast Away – Verschollen“. In den vergangenen Jahren hatte Zemeckis seinen „magic touch“ – siehe „Pinocchio“ – scheinbar etwas verloren. Jetzt ist ihm aber mit „Here“ – der Verfilmung der gleichnamigen Graphic Novel von Ricard McGuire – wieder ein großer Wurf gelungen.

Der Ort für dieses – an ein Bühnenstück erinnernde – Szenario ist das Wohnzimmer eines 1902 erbauten Hauses. Dort leben im Laufe der Jahre viele Menschen, deren Schicksale uns nach und nach vor Augen geführt werden. 1945 kaufen Al (Paul Bettany), ein aus der Armee entlassener Alkoholiker, und seine liebevolle Frau Rose (Kelly Reilly) das Haus. Eines Tages stellt ihnen ihr ältester Sohn Richard (Tom Hanks) seine Highschool-Liebe Margaret (Robin Wright) vor. Beide sind noch Teenager und haben hochfliegende Pläne: Margaret will nach dem College Jura studieren und Richard seinen Traum verwirklichen, als Grafiker Karriere zu machen. Es kommt allerdings alles ganz anders. Als Margaret mit 18 schwanger wird, heiraten die beiden, und Richard nimmt einen Job als Versicherungsverkäufer an. Da aber das Geld hinten und vorne nicht reicht, ziehen sie zu Al und Rose. Bald hängt dort der Haussegen ziemlich schief.

Bindeglied im Vexierspiel
Und der Reigen von Menschen, die dort ein- und ausziehen, geht munter weiter. Manche verabschieden sich bald von der Bildfläche, andere werden immer wieder in skurrilen, leidenschaftlichen oder tragischen Situationen ihres Lebens gezeigt. Als Bindeglied in diesem Vexierspiel fungieren Richard und Margret. Ihnen verleiht Zemeckis auch die klarsten Konturen und interessantesten Charakterprofile.
Und hier kommt die D-Aging-Technologie zum wirkungsvollen Einsatz: Mithilfe des

KI-Tools des VFX Studios Metaphysic werden Tom Hanks und Robin Wright wieder 18 Jahre jung. Unter Verwendung von Archivbildern kreiert das Programm ein digitales Make-up, das in Echtzeit auf die Gesichter der Darsteller übertragen wird. Der Effekt ist verblüffend. So kann sich ein junger Hanks in eine junge Wright verlieben. Oder auch dramatisch altern. Und als gebrechlicher Mann neben seiner großen, an Demenz erkrankten Liebe im leer geräumten Wohnzimmer sitzen. In dieser Schlussszene wird auch – zum einzigen Mal im Film – die Kamera bewegt.
Durch die epische Bandbreite und die liebevoll arrangierten Details der Ausstattung und der Kleidung wirken manche Bilder wie große, aus der Zeit gefallene Tableaus. Hier entfaltet „Here“ seinen ganz besonderen Charme. Es ist eine Zeitreise der besonderen Art. Wer die Geduld mitbringt, sich darauf einzulassen, wird reich belohnt.