Fast geschafft. Wenn diese FORUM-Ausgabe die Druckerei verlässt, haben wir die Flut von TV-Wahlformaten und Sonntagsfragen überstanden. Dazu fürchterliche Anschläge, bei denen selbst besonnene Experten die Frage stellen: Wieso so massiv in diesen Wochen? Der amerikanische Vizepräsident ist nach seinen Verbalkanonaden auf Brandmauern auch wieder aus München abgereist. Dass damit Ruhe eingekehrt wäre, wird niemand behaupten wollen.
Wenn meine Gespräche auch außerhalb beruflicher Beschäftigung als Indiz herhalten können, dann ist es für viele Menschen die bislang schwerste Wahl. Sie wissen ziemlich genau, was sie nicht wollen, und einigermaßen genau, was sie wollen, nur trauen sie keinem von denen, die sich da an der Spitze bewerben, so richtig zu, das hinzukriegen (abgesehen natürlich von den eingefleischten Anhängern).
Das Gefühl ist nun nicht allzu neu.
Neu ist, was sich vor dieser Wahl zusammengeballt hat – und ganz sicher die absehbare Zukunft prägen wird.
„Das war’s dann mit Demokratie“, sagt eine ziemlich resignierte Freundin und ist damit nicht allein.
Dass Putin auf Kreuzzug gegen den „dekadenten Westen“ ist, ist bekannt. Dass islamistische Glaubenskrieger mit Terror alles „Westliche“ angreifen, ebenfalls. Dass in der EU die Orbáns den Slogan skandieren: „Eure Zeit ist abgelaufen“, ist unüberhörbar, unterstützt von Musk und Vance, während ihr Chef mit Putin die Welt aufteilt. Ja, es fühlt sich an wie eine Zeitreise zurück in die Zeit von Fürsten, Kaisern, Zaren und sonstige Monarchen.
Geschichte wiederholt sich nicht, heißt es. Aber offensichtlich müssen wieder wie damals um Demokratie, Freiheit, Gleichheit, Solidarität kämpfen. Wir haben das ein bisschen verlernt, weil es zu selbstverständlich schien. Und jetzt macht sich der Satz breit: „Demokratie ein Auslaufmodell“ – samt Resignation und Lethargie. Genau das ist das Ziel dieser Herren (und vereinzelt auch Damen).
Die Frage ist nur, ob wir ihnen auch den Gefallen tun.
Der „Richtungswahlkampf“ ist vorbei, jetzt geht es wirklich um die Richtung.