„Der letzte linke Kleingärtner“, unser neuer Kolumnist, stellt sich vor
Jetzt also auch das FORUM. Die allgegenwärtige Krise der Printmedien hat das saarländische Wochenmagazin erreicht. Um wieder Licht am Horizont zu sehen, greifen wir als Redaktion zu einem ungewöhnlichen Mittel. Ab sofort erscheint die Kolumne „Der letzte linke Kleingärtner“ alle paar Wochen an dieser Stelle. Die Kolumne handelt von Sonnenschein und Regen, von glücklichen Hühnern und noch glücklicheren Pflanzen. Sie ist ein Angebot an unsere Leser zu einer Reise um die Welt.
Denn nichts anderes ist der Kleingarten. So analog und heimatverbunden er auch wirkt, der kleine Gemüsegarten ist eine globale Angelegenheit mit Saatgut aus aller Welt. Hier entscheiden sich die großen Menschheitsfragen. Denn essen müssen wir alle. Und irgendwoher muss das Futter für uns Zweibeiner kommen.
Unser Kleingärtner sinniert über Erntefreuden und Hagelschäden, über sterbende oder arbeitsunwillige Hühner, über das blühende Leben der Pflanzen und die große Landwirtschaft. So ganz nebenbei stichelt er gegen die weit verbreiteten Klischees über Ackerbau, Viehzucht, über die heile Welt des Bioanbaus und die böse Agrarindustrie. Mal hat er die dummen Bauern, mal die ahnungslosen NGO-Hippies und Ökos, mal die penetranten Veganer, mal die meckernden Verbraucher im Blick.
Außer ihm weiß sowieso niemand Bescheid. Er ernährt die Menschheit und engagiert sich gegen den Klimawandel. Einer muss es ja tun. Sein Motto lässt die Tränen bei den Lesern schneller kullern, als dass sie trocknen könnten: „Ahnung zu haben ist eine meiner größten Kompetenzen.“ Was außerhalb des Kleingarten-Universums als Hochstapelei erscheint, ist hier der Wegweiser in eine Welt voll üppiger Ernten, sodass niemand mehr hungern muss.
Wir haben ihn gebeten, uns eine Kostprobe zu servieren, damit wir wissen, was uns zukünftig erwartet. Er ließ sich nicht zweimal bitten und hat umgehend geliefert. Und den erklärenden Vorspann als Bonus gleich dazu. Dafür schlüpfte er in die Köpfe der FORUM-Redakteure und hat formuliert, was wir ebenfalls so formuliert hätten. Wenn wir denn genauso viel Ahnung hätten wie der allwissende letzte linke Kleingärtner.
Ab jetzt hat unser Bescheidwisser für Gartenfragen das Wort. Der Kleingarten hat zwei Zentren. Erstens mich. Das ist ja wohl klar. Und zweitens den Komposthaufen. Der ist eine wahre Wundertüte. Dort wirft man wertloses Zeugs – Blätter, kleine Äste, Pflanzenreste und ähnliches – drauf, wartet ein paar Monate, und aus dem wertlosen Abfall wird das Gold für den Garten: wertvoller, nährstoffreicher, humushaltiger Boden, den der Kleingärtner das ganze Jahr über in den Garten einarbeitet. Je nachdem, wieviel Kompost zu welcher Jahreszeit verfügbar ist. Kann man zu viel Kompost haben? Genauso gut könnte man fragen, ob man zu viel Intelligenz haben kann. Nein, man hat nie genug.
Manchmal wünsche ich mir in der Politik und in den öffentlichen Diskussionen einen ähnlichen Verwandlungseffekt. Was wäre, wenn man die ganzen parteipolitischen Aufgeregtheiten über die Dummheit des politischen Gegners und das Gerede über das vermeintlich von Migranten so bedrohte Deutschland einfach auf den gärtnerischen Komposthaufen werfen könnte? Nach ein paar Monaten würde man Gold oder, wie es Helmut K. mal ausdrückte, „blühende Landschaften“ ernten. Mensch, was würde ich mir feist und vor Glück grunzend auf die eigenen Schenkel klopfen!
Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und mir ein paar Premium Parteipolitiker einfangen, sie in ein Gehege setzen – mit Gittern aus saarländischem Stahl (sehr regional und bald CO2-frei) – und mich diebisch über ihre Aufgeregtheiten freuen, die sie nonstop produzieren und die ich dann nur noch auf den Komposthaufen bringen muss. Damit dieser Quell meiner Reichtumsvermehrung nie versiegt, würde ich sie natürlich ordentlich füttern. Nur wer gut isst, kann gut arbeiten.
Soweit die Kostprobe. Ab März geht es richtig los mit der Gartenkolumne und dem Ernst der Gartenarbeit. Schnallen Sie sich an. Wir sehen uns. Das Leben ist kein Ponyhof.