Ein Schlaganfall gehört zu den häufigsten Ursachen für Behinderungen und Tod und kann jeden treffen. Auch die wachsende Zahl jüngerer Betroffener steht im Fokus.
Es beginnt oft mit einem unerklärlichen Gefühl: Ein Arm wird schwer, ein Bein gehorcht nicht mehr, die Worte wollen nicht heraus. Manchmal ist es nur ein Kribbeln oder eine plötzliche Taubheit, die sich scheinbar grundlos einstellt. Und dann passiert es: Ein Schlaganfall reißt den Betroffenen mitten aus dem Alltag. Von einer Sekunde auf die nächste ist nichts mehr wie zuvor – ein Notfall, der schnelle Hilfe erfordert und doch oft zu spät erkannt wird.
In Deutschland erleiden jedes Jahr rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall, darunter 200.000 erstmalige Fälle und etwa 70.000 Rezidive. Besonders alarmierend ist, dass jeder 40. Erwachsene im Land bereits einen Schlaganfall hatte. Die Sterberate ist in den vergangenen Jahrzehnten dank Fortschritten in Prävention und Therapie gesunken, doch aufgrund des demografischen Wandels nimmt die absolute Zahl der Fälle stetig zu. Schlaganfälle sind die zweithäufigste Todesursache weltweit und eine der Hauptursachen für dauerhafte Behinderungen. Ein Schlaganfall ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Pro Minute ohne Behandlung sterben rund 1,9 Millionen Nervenzellen im Gehirn ab. Dennoch ist das Wissen um die typischen Symptome – plötzliche Lähmungen, Sprach- und Sehstörungen, starker Schwindel – oft unzureichend. Innerhalb der ersten 30 Tage nach einem Schlaganfall versterben etwa 6,8 Prozent der Betroffenen, nach einem Jahr sind es bereits 17 Prozent.
Die Risikofaktoren sind vielfältig und in vielen Fällen vermeidbar: Bluthochdruck, der für mehr als die Hälfte aller Schlaganfälle verantwortlich ist, Diabetes mellitus, erhöhte Cholesterinwerte, Rauchen und Übergewicht gehören zu den häufigsten Auslösern. Allein Bewegungsmangel wird für knapp 30 Prozent der Schlaganfälle verantwortlich gemacht. Dabei wäre ein Großteil – laut Experten bis zu 80 Prozent – durch frühzeitige Erkennung und einen gesunden Lebensstil vermeidbar.
Die Folgen eines Schlaganfalls sind oft gravierend: Rund 40 Prozent der Überlebenden benötigen langfristig Unterstützung im Alltag, und etwa ein Viertel bleibt dauerhaft pflegebedürftig. Besonders bei ischämischen Schlaganfällen, die etwa 84 Prozent der Fälle ausmachen, ist die schnelle medizinische Versorgung entscheidend. Stroke-Units, spezialisierte Intensivstationen für Schlaganfälle, haben in den zurückliegenden Jahren maßgeblich zur Verbesserung der Überlebens- und Rehabilitationschancen beigetragen.
Schlaganfälle sind jedoch nicht nur ein Problem älterer Menschen. Auch jüngere Menschen und Kinder sind betroffen, wenn auch seltener. Etwa 15 Prozent der Fälle treten bei Menschen unter 55 Jahren auf, was allein in Deutschland jährlich etwa 30.000 Betroffene ausmacht. Bei Kindern sind Gefäßanomalien, genetische Faktoren und angeborene Herzfehler häufige Auslöser.
Prävention und Aufklärung spielen eine entscheidende Rolle. Neben einer gesunden Lebensweise und regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen ist die Kenntnis der Symptome essenziell. Ein bewährtes Werkzeug ist der FAST-Test: Face (Gesichtslähmung), Arms (Lähmung eines Arms), Speech (Sprachstörungen), Time (sofortige Hilfe rufen).
Ein Schlaganfall kann das Leben von einem Moment auf den nächsten verändern. Doch mit der richtigen Prävention, frühzeitiger Behandlung und moderner Rehabilitation können langfristige Schäden reduziert und Betroffenen neue Perspektiven eröffnet werden. Dieses Wissen ist essenziell, um das Bewusstsein für eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen zu schärfen – und Leben zu retten.