Der 1. FC Kaiserslautern verliert deutlich mit 0:3 beim HSV und gibt dafür vor allem dem guten Gegner die Schuld. Außer FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen.
Mit gesenkten Köpfen traten Trainer und Spieler des Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern nach der 0:3-Niederlage gegen den Hamburger SV vor die Mikrofone. „Es war eine verdiente Niederlage“, resümierte FCK-Coach Markus Anfang ehrlich. „Der HSV hat eine Top-Qualität, und das haben sie heute auch gezeigt.“ Kapitän Marlon Ritter stimmte seinem Trainer zu: „Wenn man das ganze Spiel betrachtet, war hier heute nichts zu holen. Hamburg hat all das besser gemacht, was wir uns auch vorgenommen hatten.“
Ein schwieriger Abend
Schon früh zeichnete sich ab, dass es für die Roten Teufel ein schwieriger Abend werden würde. Markus Anfang setzte in diesem wichtigen Duell auf die gleiche Startelf wie zuletzt gegen Hannover. Vor 57.000 frenetischen Fans im ausverkauften Volksparkstadion nahm die Partie rasch Fahrt auf – allerdings fast ausschließlich in Richtung des Lauterer Tores. Der HSV dominierte das Geschehen von Beginn an, kam jedoch zunächst nicht über eine Großchance von Davie Selke hinaus, dessen wuchtigen Kopfball FCK-Keeper Julian Krahl glänzend parierte (18.).
Kurz darauf wurde es erneut brenzlig: Ein Klärungsversuch von Jan Elvedi hätte beinahe im eigenen Netz eingeschlagen (26.), während ein weiterer Abschluss von Selke in letzter Sekunde geblockt wurde (34.). Die Lauterer fanden in dieser Phase kaum Mittel, um selbst offensive Akzente zu setzen. Dennoch hätte Erik Wekesser nach einer präzisen Flanke von Daisuke Yokota beinahe per Kopf für Gefahr gesorgt, doch sein Versuch missglückte (38.).

Kurz vor der Pause schlug der HSV dann eiskalt zu. Elvedi verlor Selke im Rücken aus den Augen, und der Stürmer nutzte die Unachtsamkeit eiskalt, spitzelte den Ball an Krahl vorbei und brachte Hamburg in Führung (42.). Ein verdienter Rückstand, doch die Gäste hätten noch vor dem Halbzeitpfiff ausgleichen können, wenn nicht sogar müssen. Nach starkem Zuspiel von Yokota kam Wekesser am langen Pfosten völlig frei zum Abschluss, setzte den Ball jedoch haarscharf am Tor vorbei (44.). „Besonders in der ersten Halbzeit hat uns der Mut gefehlt“, analysierte Ritter nach der Partie. „Nach dem 1:0 haben wir angefangen, mutiger nach vorne zu spielen und müssen dann auch das 1:1 machen.“ Diese vergebene Großchance erwies sich als Wendepunkt, denn anstatt mit einem ausgeglichenen Spielstand in die Kabinen zu gehen, blieb der FCK im Rückstand.
Auch nach Wiederanpfiff blieb das Bild unverändert. Bitter für die Pfälzer: Yokota musste verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Nur Minuten später landete der Ball erneut im FCK-Tor – wieder war Selke der vermeintliche Torschütze. Doch dieses Mal stand der Angreifer knapp im Abseits, sodass der Treffer nach Überprüfung zurückgenommen wurde (52.).
Kaiserslautern zeigte in der zweiten Hälfte vereinzelt offensive Lebenszeichen, so etwa durch Ragnar Ache, der eine Hereingabe von Luca Sirch knapp verpasste (62.).
Doch die spielerische Überlegenheit der Gastgeber blieb offensichtlich. Folgerichtig fiel das 2:0: Wieder setzte sich Selke im Duell mit Elvedi durch und ließ Krahl mit einem platzierten Abschluss keine Chance (65.). „Wir haben vorher immer wieder gesagt: Wir müssen Selke am zweiten Pfosten verteidigen“, ärgerte sich Anfang. „Aber wir haben es an dem Abend einfach nicht geschafft.“
Das 3:0 besiegelte endgültig das Schicksal der Roten Teufel. Fabio Baldé zog aus spitzem Winkel ab und erwischte Krahl auf dem falschen Fuß – eine unglückliche Szene für den sonst starken FCK-Keeper (78.). Kurz vor Schluss verhinderte Krahl mit zwei starken Paraden einen noch höheren Rückstand, doch schließlich zappelte der Ball doch noch ein viertes Mal im Netz. Ransford Königsdörffer traf per Kopf, doch auch dieser Treffer wurde wegen einer Abseitsstellung aberkannt.
Drastische Worte von Marlon Ritter

„In der zweiten Halbzeit hat man einfach die individuelle Qualität beim HSV gesehen“, zeigte sich Anfang anerkennend. „Ich finde, dass sie es überragend gemacht haben, und wir haben gegen eine Top-Mannschaft heute verloren.“ Trotz der schmerzhaften Niederlage wollte der FCK das Ergebnis nicht überbewerten. „Wir hatten eine gute Phase“, betonte Ritter. „Manchmal kriegst du einfach eine auf den Arsch.“
Noch deutlicher formulierte es FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen: „Wir haben von Anfang an gesehen, dass wir zu viel Respekt hatten. Das war nicht Betze-like. Wir haben nicht unsere Chance gesucht. Klar, können wir das 1:1 machen, dann läuft das Spiel vielleicht anders. Aber in allen Statistiken waren wir unterlegen. Wir müssen immer ans Maximum gehen, um zu punkten, und heute sind wir nicht ans Maximum gegangen. Heute haben wir die Grenzen aufgezeigt bekommen von einem Gegner, der sicherlich große Ambitionen hat. Für uns gilt es, das Spiel aufzuarbeiten und die Lehren daraus zu ziehen. Das war heute einfach für uns eine Nummer zu groß.“
Dennoch ließ sich die Mannschaft von der klaren Niederlage nicht entmutigen. „Es bringt jetzt nichts, alles schlecht zu reden“, stellte Ritter klar. Stattdessen gehe es nun darum, die richtigen Schlüsse aus der Partie zu ziehen.
Auch Trainer Anfang unterstrich den Lerneffekt: „Wir müssen jetzt weitermachen, uns schütteln, das analysieren und dann versuchen, besser zu werden und daraus zu lernen.“
Die Gelegenheit zur Wiedergutmachung bietet sich bereits am Samstag, wenn Jahn Regensburg auf dem Betzenberg zu Gast ist.