Die Basketballerinnen der Saarlouis Royals wollen zurück zu altem Glanz. Mit Trainer Matiss Rozlapa und einer harmonischen Mannschaft scheint dies zu gelingen. Doch der Vertrag des Trainers läuft am Saisonende aus.
Die Saarlouis Royals haben nach ihrem Heimsieg vergangene Woche gegen die „Veilchen“ aus Göttingen den dritten Platz in der Bundesliga sicher. Durch die überraschende 55:63-Heimniederlage des amtierenden Meisters Alba Berlin gegen die Sytainics MBC können die Royals sogar noch den zweiten Platz und damit eine noch bessere Ausgangsposition für die bereits gesicherten Play-offs erreichen. Auch die Teilnahme an der Pokal-Finalrunde ist fix. Hier treffen die Saarländerinnen am Samstag im Halbfinale auf Alba Berlin.
Anspruch auf eine Top-Platzierung
„Ja, es ist ziemlich gut gelaufen. Eigentlich genau so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Zu den besten vier Mannschaften in Deutschland zu zählen, ist ja unser Anspruch“, sagt Vorstandsmitglied Thomas Mathieu, der das Team sogar als „bestes meiner sechsjährigen Amtszeit“ bezeichnet. Hätte die Mannschaft von Trainer Matiss Rozlapa nicht „ein paar unnötige Niederlagen“ selbst verschuldet, wäre sogar noch mehr drin gewesen: „In der Liga entscheidet oft die Tagesform. Dann hängt es an Nuancen, auf die man erst bei der Analyse stößt“, erklärt Mathieu und nennt ein Beispiel: „Einmal kamen wir zu dem Schluss, dass die Essenszeit falsch gewählt war, die Spielerinnen also vor dem Spiel zu früh gegessen hatten. Deshalb haben ihnen gegen Ende der Partie die entscheidenden Körner gefehlt.“ Ein organisatorisches Problem, das aufgrund der Umstände vorkommen kann, aber nicht sollte.

Probleme und Umstände, die nicht vorkommen sollten, verursachten in der Vergangenheit durchaus auch Spielerinnen. Das scheint es aktuell unter Trainer Matiss Rozlapa nicht zu geben. „Das liegt vor allem auch an der Zusammenstellung der Mannschaft, die Matiss zusammen mit Hermann Paar vorgenommen hat“, sagt Mathieu und findet: „Dabei hatten die beiden ein glücklicheres Händchen, als das bei früheren Verantwortlichen der Fall war. Hermann Paar hat sehr gute Kontakte zu Agenten und vor allem die Basketball Fachkenntnis, die uns davor gefehlt hat. Und Matiss ist ein anerkannter Trainer. Das sieht man auch daran, dass die erste Frage von den Spielerinnen, mit denen wir in Vertragsgespräche gestartet sind, immer lautet: bleibt Matiss? Das ist schon mal ein gutes Zeichen.“ Und? Bleibt Matiss? „Mit ihm sprechen wir zuerst. Es gibt ja immer Faktoren, beispielsweise familiäre Gründe, die einer Verlängerung im Weg stehen könnten. Aber bis jetzt sieht es gut aus“, antwortet Mathieu.
Bleibt es dabei, ist erstmals seit längerer Zeit wohl kein personeller Umbruch zur neuen Spielzeit zu befürchten. Das Gros der Mannschaft wird im Falle einer Weiterarbeit mit Rozlapa wohl gehalten. Die Harmonie im Team ist schon seit Saisonbeginn sehr gut. Eine Baustelle weniger für Trainer Rozlapa gegenüber seinen Vorgängern. Der 33-jährige Lette überzeugt darüber hinaus vor allem mit einer klaren Linie und festen, definierten Zielen, die er mit einer bestimmten Spielidee und einer eigenen Spielphilosophie umsetzt. Der Erfolg gibt ihm nicht nur Recht, sondern sorgt für gute Stimmung und Zusammenhalt. „Natürlich gibt es hie und da mal kleinere Diskussionen, das ist aber ganz normal“, sagt Mathieu.
Attraktiver, schneller Basketball
Solange sie funktioniert, wird Trainer Rozlapa an seiner Spielidee festhalten. Und die sieht attraktiven, schnellen Basketball vor. Aber auch das „Schießen“ von außen, also Distanzwürfe, gehören zu den wichtigsten Eckpfeilern. „Wir sind die Mannschaft mit der besten Dreierquote“, merkt Thomas Mathieu an und ergänzt: „Gerade, wenn du in entscheidenden Phasen von außen und ohne größeren Aufwand Punkte erzielst, macht das die gegnerischen Mannschaften verrückt. So kann man einen Gegner körperlich, aber auch mental, zermürben – vorausgesetzt, man steht defensiv gut.“ Wie beispielsweise Mitte Januar gegen den amtierenden Meister Alba Berlin. „Was für ein Spiel! Was für eine Rekordkulisse!! Was für ein Krimi!!!“, schrieben die Royals im Anschluss auf ihrer Internetseite.
In der proppenvollen Stadtgartenhalle bezwangen die Saarländerinnen den Meister bereits zum zweiten Mal. Nach dem 68:60-Sieg im Dezember in Berlin folgte zu Hause ein 64:62. Und zwar eines der spektakulären Sorte: Beim Stand von 45:54 starteten die Gastgeberinnen eine Aufholjagd und warfen sich auch dank einiger verwandelter Freiwürfe und Dreier mit 63:58 in Führung. Berlin verkürzte auf 63:62 ehe die neue Royals-Spielerin Victoria Majekodunmi sechs Sekunden vor Schluss mit einem weiteren verwandelten Freiwurf den Endstand herstellte. Gästespielerin Tessa Stammberger versuchte es mit einem Dreipunktewurf noch einmal, doch verfehlte den Korb.
Ob den Königlichen ein solcher Coup auch im „Top Vier“ gelingt? Auch hier heißt der Gegner Alba Berlin. Am Samstag (1. März) um 16 Uhr treffen die Saarländerinnen im Halbfinale auf die Gastgeberinnen. Danach kämpfen um 19 Uhr die Rutronik Stars Keltern und die Eigner Angels Nördlingen um den Einzug ins Pokalfinale, das am Sonntag um 16 Uhr ausgetragen wird (Spiel um Platz drei: 13 Uhr). „Ich habe Lennart (Alba-Teammanager Lennart Rieken; Anm. d. Red.) gesagt, dass ich denke, die Chancen stehen 60:40 im Spiel für sie. Allein der Heimvorteil macht schon viel aus. Er denkt eher an 50:50“, sagt Thomas Mathieu. „Jedenfalls wird es schwer, aber machbar. Das haben wir schon zweimal gezeigt. Unser Ziel ist es jedenfalls, ins Finale zu kommen.“ In der Liga sind Tabellenplatz zwei und der Halbfinal-Einzug die Ziele.
Dabei war die heimische Trainings- und Spielstätte Stadtgartenhalle wegen Renovierungsarbeiten in der Vorbereitung und noch bis in den September hinein gesperrt, und die Mannschaft musste in andere Hallen ausweichen. Unter anderem wurde die Stadtgartenhalle mit Brandschutzmaßnahmen auf Vordermann gebracht. Gemeinsam mit den Basketballerinnen der Sunkings und den Handballern der HG Saarlouis und dank der finanziellen Unterstützung von Stadt und Land wurden zwei große LED-Video-Leinwände, sogenannte „Videowalls“, angeschafft. „Die Stadt hat da gute Arbeit gemacht. Die Halle ist saniert worden, sieht gut aus, und wir konnten auch pünktlich zum ersten Spiel wieder in die Halle“, sagt Thomas Mathieu und freut sich insbesondere über die Videowalls. „Unsere Sponsoren finden es ganz gut, dass sie sich auch darüber präsentieren können. Und es macht auch einen ganz anderen Eindruck auf Gäste – insbesondere, wenn man in europäischen Wettbewerben unterwegs ist.“ So, wie in den glanzvollsten Zeiten der Saarlouis Royals.