Die Eisbären Berlin wollen den Meistertitel. Dafür muss am Sonntag im ersten Viertelfinale alles glatt laufen. Die Zeichen dafür stehen gut. Entscheidend ist nun, den Fuß nicht vom Gas zu nehmen.
Der Countdown läuft. Am Sonntag bestreiten die Eisbären ihr erstes Viertelfinalspiel. Der dazugehörige Gegner stand bis Redaktionsschluss zwar noch nicht fest, wird aber entweder Straubing Tigers, Nürnberg Ice Tigers oder Schwenninger Wild Wings heißen. Was allerdings fest steht, ist die Mission der Eisbären: Titelverteidigung. In diese Mission starten die Berliner als Zweitplatzierte der am 7. März beendeten Hauptrunde. In einigen Statistiken liegt der Hauptstadtclub jedoch auf Rang eins. Die Berliner haben mit 203 die meisten Tore erzielt, am häufigsten aufs gegnerische Tor geschossen und auch in der Schusseffizienz, dem Verhältnis zwischen abgegebenen Schüssen und erzielten Toren, war kein Team besser als der noch amtierende Meister. Als einziges aller fürs Play-off qualifizierten Teams haben die Eisbären ihre vergangenen sechs Partien gewonnen.
Mit gutem Gefühl in die Play-offs
„Es ist immer wichtig mit einem guten Gefühl in die Play-offs zu gehen“, sagt Stürmer Manuel Wiederer, der mit zuletzt fünf Toren viel zu diesem guten Gefühl beigetragen hat. „Man darf jetzt aber nicht den Fuß vom Gas nehmen, sondern muss das Momentum nutzen“. Dem Saisonhöhepunkt Play-offs fiebern die Spieler das ganze Jahr entgegen. Doch die „fünfte Jahreszeit“, wie die K.-o.-Phase der Meisterschaft auch genannt wird, stellt auch eine riesige Herausforderung dar. Mindestens zwölf, maximal 21 Partien sind in kurzer Zeit zu absolvieren, damit spätestens am 29. April der neue Champion gekürt werden kann. Gespielt wird wie üblich im Zwei- beziehungsweise Drei-Tage-Rhythmus. Dazu wird ständig zwischen Heim- und Auswärtspartien gewechselt. Trainer Serge Aubin sieht seine Mannschaft gut gerüstet. „Es ist alles vorhanden, um erneut erfolgreich zu sein“, sagt der 50-jährige Kanadier, der die Eisbären bereits zu drei Titeln geführt hat. Nach dem Sieg im letzten Spiel in Mannheim gab er zwei Tage frei, damit „alle den Kopf frei bekommen“. Anfang dieser Woche folgten zwei intensive Trainingstage. Jetzt soll mit „moderater Belastung“ das erste Viertelfinalspiel angegangen werden“. Im Vergleich zur vergangenen Saison ist die Mannschaft jünger und schneller. „Wir haben eine gute Mischung aus erfahrenen Spielern und jungen Leuten, die zum ersten oder zweiten Mal so eine Play-off-Serie erleben“, sagt der Coach. Dazu gehört Verteidiger Korbinian Geibel. Der 22-jährige Verteidiger hat sich mit stabilen Leistungen mehr Eiszeit als im vergangenen Jahr erkämpft, im Lauf der Saison fünf Tore erzielt und neun Vorlagen gegeben.
Wenn man der Statistik Glauben schenkt, haben die Berliner ihren nächsten Meistertitel schon zur Hälfte sicher. In den vergangenen zehn Jahren wurde immer der Erste oder Zweite nach der Hauptrunde auch Deutscher Meister. Mit dem zweiten Platz nach den bisherigen 52 Spielen erfüllen die Eisbären diese Voraussetzung. Überhaupt haben sie die Hälfte ihrer zehn gewonnenen Meisterschaften nicht von der tabellarischen Poleposition aus gewonnen. Aber natürlich wissen sie in Berlin-Hohenschönhausen, dass erstens jede Serie einmal ein Ende haben kann, und zweitens wollen sie den Titel nicht nur zur Hälfte, sondern ganz gewinnen. Es wäre der elfte für die Berliner seit ihrem Premieren-Sieg 2005. Seine Erfolge hat der DEL-Rekordmeister dabei immer im Zweierpack errungen. Nach einem Titelgewinn gelang im Jahr darauf immer die erfolgreiche Verteidigung. Von 2011 bis 2013 waren es sogar drei Meisterschaften in Folge. Da die Eisbären als Champion in die laufende Saison starteten, stünde jetzt also wieder die Vollendung eines Doppelpacks an.
Einer, der weiß, wie Play-offs gehen, ist Leo Pföderl. Der 31-Jährige erlebt sie bereits zum elften Mal in seiner Karriere. Sieben hat er bei den Nürnberg Ice Tigers gespielt, drei mittlerweile bei den Eisbären. In 78 Spielen hat er 38 Tore erzielt und 29 Vorlagen geliefert.
Qualität im Sommer nochmals erhöht
„Du musst in einer solchen Serie einfach cool bleiben“, erklärt der Stürmer sein Erfolgsrezept. „Mit Freude ins Spiel gehen, sich nicht von negativen Dingen wie einer Niederlage runterziehen lassen“, sagt er und nennt damit weitere Zutaten seines Erfolgsrezepts. Pföderl, der im Dezember seinen Vertrag bis 2029 verlängerte, hat eine überragende Hauptrunde gespielt. In Zahlen ausgedrückt: Bei 51 Einsätzen erzielte er 26 Tore und gab 45 Vorlagen. „Leo hat eine unglaubliche Ruhe am Puck. Es ist echt leicht, mit ihm zu spielen. Er kann schießen, ist aber auch ein sehr guter Spielmacher“, sagt sein Teamkollege Ty Ronning und fährt fort: „Wir sind eine tolle Gruppe, wie eine Familie. Das macht dieses Team so besonders.“ Der 27-jährige US-Boy, der seine zweite Saison in Berlin absolviert, bringt es bisher auf 37 Tore und 36 Assists in 47 Spielen. „Er ist ein absolutes Vorbild“, sagt Coach Aubin, der sich sonst mit persönlichen Bewertungen seiner Spieler eher zurückhält, und gerät fast ins Schwärmen über den eher schmächtigen, nur 1,75 Meter großen Stürmer. „Er ist immer zu 100 Prozent fokussiert, beim Spiel und beim Training. Jeder im Team gönnt ihm den Erfolg.“ Ronning und Pföderl – die beiden besten Scorer der DEL – sind für 31 Prozent der Eisbären-Tore verantwortlich. Zwei im letzten Sommer verpflichtete Profis haben die Qualität des Kaders zusätzlich erhöht: Liam Kirk und Gabriel Fontaine. Der Brite Kirk hatte bereits vor dem Saisonstart auf seine Fähigkeit hingewiesen. „Ich bin mehr Torjäger als Spielmacher, denn es ist meine Mentalität, direkt zu schießen.“ Mit 23 Treffern und 21 Assists hat der 25-Jährige die Erwartungen erfüllt. Genauso der Kanadier Fontaine, der es auf 19 Tore und 21 Vorlagen brachte.
Im Januar musste die Mannschaft ein tragisches Ereignis verarbeiten. Ihr Mitspieler Tobias Eder verstarb an den Folgen eines Krebsleidens. Zwei Meisterschaftspartien wurden verlegt, um Trainer und Spieler Zeit für Trauer und Abschiednehmen von dem 26-Jährigen zu geben. „Tobi wird immer ein Teil dieser Mannschaft bleiben“, sagt Trainer Serge Aubin und gibt die Meinung des gesamten Vereins und der Fans wieder. „Wir sind in dieser dramatischen Zeit alle noch ein Stück enger zusammengerückt.“ Seinen Ausdruck findet das bei jedem Heimspiel. Beim Verkünden der Aufstellung durch den Hallensprecher wird auch sein Name genannt. Weil Tobias Eder die Trikotnummer 22 trug, skandieren die Fans in dieser Spielminute immer seinen Namen.