Der Kinsey-Report brachte in den 1950er-Jahren die Überraschung ans Tageslicht, dass die menschliche Sexualität viel wilder und vielfältiger ist, als man zu jener sehr traditionellen Zeit annahm. Dr. Kinsey selbst brachten diese Veröffentlichungen tatsächlich auch einigen Ärger ein, ein Schicksal, das er mit vielen Forschern auf diesem Gebiet teilte. In der Folge begann dann aber dennoch die sexuelle Aufklärung und Freiheit der 1960er-Jahre.
Die Bücher von Nancy Friday „Die sexuellen Phantasien der Frauen“ und „Die sexuellen Phantasien der Männer“ lösten in den 1980er-Jahren dann erneut Turbulenzen aus. Die Autorin hatte Phantasien und auch tatsächliche Erlebnisse von Männern und Frauen in einer großen Umfrage anonymisiert gesammelt und veröffentlicht. Die Gelüste der Frauen waren dabei noch wilder als die der Männer, was damals großes Erstaunen auslöste, und zusätzlich waren die Schilderungen teils so detailliert und erregend, dass insbesondere die Sammlung der Frauenphantasien zeitweise auf dem Index landete und nicht mehr verkauft werden durfte.
Das ist lange her, und inzwischen sind diese Bücher neu aufgelegt wieder erhältlich, doch nun sind die darin enthaltenen Geschichten natürlich auch schon wieder aus einer anderen Zeit. Der Schauspielerin und Feministin Gillian Anderson waren sie jedoch ein Vorbild und Anlass, die aktuelle Sachlage zu erfassen: Welche Sexphantasien beschäftigen Frauen heute? Wo doch nun selbst diese Themen ziemlich breitgetreten sind.
Nun, dass die Träume der Frauen weiterhin unerwartet heftig, teils überhaupt nicht politisch korrekt oder feministisch anmuten, kann verraten werden. Als Aktivistin hat sich Gillian Anderson allerdings in ihrem Buch auf Sexphantasien von Frauen beschränkt. Die der Männer kennt man ja vermeintlich längst alle. Und sollten sie ebenso wild wie die der Frauen sein, wären sie heutzutage auch gar nicht mehr druckbar.