Gwen Stefani feierte im Oktober ihren 55. Geburtstag und legte wenig später ihr fünftes Studioalbum vor. „Bouquet“ heißt das 33-minütige Werk und beinhaltet zehn Lieder. Ihren Blick richtet die in Ehren erblondete Sängerin im Großteil davon auf Beziehungen. Ihre Stimme ist nach wie vor präsent und lebt von ihrer eigenen Mischung aus Rotzigkeit und Laszivität. Mit diesen Starqualitäten im Organ hebt sie auch eher bedächtiges Songmaterial auf ein hörbares Niveau. Was will man von einem Pop-Album auch mehr?
Der „Blumenreigen“ beginnt extrem eingängig mit „Somebody Else’s“. Die starke Nummer kratzt am perfekten Popsong und blickt auf eine vergangene Liebe zurück. Die Vorab-Single überzeugt jedenfalls mit Power; im zugehörigen Video räumt sie ihre Wohnung leer und begräbt Erinnerungen in einem Schatzkästchen im Garten. Geht es vielleicht um ihren Ex Gavin Rossdale, mit dem die US-Amerikanerin drei Söhne hat und von dem sie sich wegen Ehebruchs scheiden ließ?
Ihrem zweiten Mann, Blake Shelton, gab sie 2021 das Jawort. Auf ihren sozialen Kanälen sind harmonische Kurzclips mit dem US-Country-Star quasi an der Tagesordnung. Dementsprechend eingespielt klingt ihr Duett „Purple Irises“, das letzte Stück von „Bouquet“. Das Liebeslied handelt davon, nach gebrochenem Herzen wieder eine neue Liebe zu finden und ist eine Art Hybrid zwischen Pop und Country.
Gwen Stefani selbst wollte „Bouquet“ nicht als Country-Album verstanden wissen, sondern wies darauf hin, dass es voll von „Siebziger-Pop-Rock-Radio-Hits“ sei. Das kann man so stehen lassen. Die 33 Minuten vergehen schnell, tun niemandem weh und sind erdig und organisch produziert. Die Refrains sind catchy, die Soli stimmig, die Band ohne Geplänkel klassisch besetzt. Etwas mehr grenzüberschreitender Wahnwitz wie bei Gwen Stefanis ersten beiden Millionensellern „Love. Angel. Music. Baby.“ und „The Sweet Escape“ hätte auch „Bouquet“ gut gestanden. Auf der anderen Seite ist die blondierte Schönheit ja noch immer anderweitig relevant: bei „The Voice“ etwa oder als Stilikone, die kunterbunten Klamotten, Make-ups und Fingernägeln frönt.