In „Ghosts“ zieht ein junges Paar in ein altes Herrenhaus. Problem: Da wohnen schon sieben Gespenster, die sich nicht über die neuen Besitzer freuen.

Die deutschen Fernsehmacher sind immer auf der Suche nach Ideen, um neue Formate, Serien und Filme zu produzieren. Dabei blicken die Produzenten, Regisseure und Autoren auch auf Sendungen im ausländischen TV und überlegen, ob sie dem deutschen Publikum gefallen könnten. Vor einiger Zeit wurden sie im britischen Fernsehen fündig. Dort lief erfolgreich fast vier Jahre lang die Comedyserie „Ghosts“ (Geister). Die ARD nahm sich die Grundidee und aktualisierte sie für den deutschen Markt. Das Ergebnis ist eine unterhaltsame Serie in sechs Episoden.
Geister aus mehreren Epochen
Das junge Paar Emma und Felix sucht eine Wohnung – erfolglos, wie das heutzutage so ist. Als Emma von einer entfernten Tante ein riesiges Herrenhaus in der Provinz erbt, wird den beiden klar: Sie wollen selbst einziehen und aus dem alten Kasten ein Hotel machen. Was sie aber nicht ahnen: Im Haus wohnen schon sieben Geister aus verschiedenen Epochen. Sie sind ganz froh, seit dem Tod der einstigen Besitzerin ihre Ruhe vor den Lebenden zu haben. Vergeblich versuchen sie, die jungen Leute mit ihren Spukereien zu vertreiben. Ein bisschen Lichterflackern hier, ein wenig Mief dort oder mal eine Vase vom Tisch schubsen: Mehr haben die Geister aber nicht drauf. Als Emma nach einem kleinen Stromschlag beim Renovieren plötzlich die Geister sehen und hören kann, gibt es nur eine Lösung: Die Lebenden und die Toten müssen miteinander klarkommen und gründen eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft.

Junge moderne Großstädter treffen auf Landeier: Solche Kombinationen haben im Fernsehen in den vergangenen Jahren schon häufiger für hohe Einschaltquoten gesorgt. „Mord mit Aussicht“ ist das beste Beispiel. Dieses Konzept funktioniert mit „Ghosts“ auch gut, weil der Reigen um die Schicksale der Geister erweitert wird und noch mehr Möglichkeiten des chaotischen Zusammentreffens bietet. Der Neandertaler Urs (Jan van Weyde) schlurft in seinem Mammut-Fell umher. Der römische Legionär Claudius (Max Giermann) ist immer scharf auf einen guten Schwertkampf. Gräfin Adelheid (Antje Widdra) nervt alle mit ihrem Etepetete-Verhalten. Die feministische Magd Griet (Meltem Kaptan) lässt sich von anderen nicht herumschubsen. Der Versicherungsvertreter Joachim (Sebastian Schwarz) erzählt müde Witze. Die Öko-Lehrerin Svenni (Sina Tkotsch) ist übertrieben harmoniesüchtig. Der Dichter Friedrich (Alexander Khuon) aus dem 18. Jahrhundert hat sich in Emma verknallt.
Eine schräge Gruppe ist das also – aber die sieben Untoten erweisen sich schnell als ganz normale Geister, die sich gern auch mal streiten. Die Gräfin wandelt jede Nacht durch die Schlafgemächer ihrer Mitbewohner, der Neandertaler hat ein Hygieneproblem, und warum eigentlich hat Joachim keine Hose an? Das Drehbuch ist voller amüsanter Dialoge, die Tricktechnik lässt die Geister durch Mauern gehen, und auch die Kostümdesigner haben die Klamotten aus mehreren Jahrhunderten passend aus dem ARD-Fundus gekramt.
Wechsel zwischen Strenge und Verzweiflung

Den Gegenpart zu diesen spukenden Möchtegerns bildet das junge Paar aus der Großstadt. Cristina do Rego hat als Emma alle Hände voll zu tun, nachdem sie erst einmal akzeptiert hat, dass sie die Geister sieht. Bei ihrem Anspruch, sich mit ihren ungewöhnlichen Mitbewohnern und Mitbewohnerinnen in dem alten Haus zu arrangieren, wechselt sie zwischen Strenge und Verzweiflung und verliert zwischendurch auch mal die Nerven. Ihr Freund Felix (Benito Bause) hat da ein bisschen das Nachsehen. Er sieht die Geister nicht und zweifelt am Verstand seiner Freundin. Immerhin scheint sie mit Unsichtbaren zu sprechen. Tickt Emma noch ganz richtig?
Aber nachdem in den ersten Episoden der Serie sich alle zusammengerauft haben und irgendwie miteinander klarkommen, stellen sich mehrere Fragen. Wie können Emma und Felix das marode Haus zum Hotel umbauen? Warum sind die Verstorbenen gezwungen, durch die Gegend zu geistern, statt vom ewigen Licht in den Himmel (oder in die Hölle) geholt zu werden? Und was ist das für ein gruseliges Mädchen, das hin und wieder erscheint und schweigend im Raum schwebt?
Die ARD hat sechs Episoden von „Ghosts“ gedreht. Wenn die Serie erfolgreich ist, soll es eine Fortsetzung geben. Geschichten gibt es genug, denn die britische Vorlage brachte es auf fünf Staffeln mit jeweils bis zu sieben Episoden. „Ghosts“ ist ab sofort in der ARD Mediathek abrufbar.