Drei beste Freundinnen, 17 und 18 Jahre alt, gründen 2019 in Chicago eine Band. Weil sie Pavement, Sonic Youth und Yo La Tengo lieben. Und das soll genügen? Manchmal tut es das – wie Horsegirl definitiv bezeugen. Ihre Inspirationen waren auf dem 2022er Debütalbum „Versions of Modern Performance“ problemlos herauszuhören. Was mindestens jene freut, die sich ebenfalls gerne von den genannten Indie-Kultbands betören lassen. Der Clou dabei ist die infizierende Leichtigkeit nebst Verspieltheit, die das Trio zu den etablierten, kultigen Originalen hinzu addierte.
Dennoch wurde dieses fabelhafte, mitunter auch an Porridge Radio gemahnende Debüt damals weitgehend übersehen. Mittlerweile sind Nora Chen, Penelope Lowenstein und Gigi Reece aber nach New York City übergesiedelt. Dort nämlich hatten sie vor zweieinhalb Jahren im Vorprogramm von Black Country, New Road erste Erfolge gefeiert. Und es war mir ein immenses Vergnügen, das miterleben zu dürfen.
Der Charme von Horsegirl zog von der Bühne aus genauso in den Bann wie ihre schiere Musikalität und erfrischende Unmittelbarkeit. So verwundert es also nicht, dass sich Labels und Produzenten in der Folge dann doch um die drei rissen.
Den Zuschlag für „Phonetics on and on“ bekam Cate Le Bon (Wilco, Deerhunter, St. Vincent), die auch als Singer-Songwriterin reüssiert.
Der Charakter der neuen Songs geriet nicht gravierend anders als jener der frühen. Vielleicht liegen nun etwas mehr Klarheit und Selbstbewusstsein in der Waagschale, Routine und Opulenz definitiv nicht. Auch die dezenten neuen Akzente via Synthesizer und Violine stellen die erneut minimalistische Uneitelkeit aus Bass, Gitarre und Schlagwerk nicht in Frage.
Es scheppert, pulsiert, zirkelt, barmt und harmoniert (die Stimmen!), schrabbelt und zischelt weiterhin erquicklich. Schon der Opener „Where’d You Go“ offenbart in weniger als zwei Minuten die volle Pracht, „2468“ ist der heimliche Hit, „Switch Over“ schiere Überwältigung.
Drei Shows stehen hierzulande an: Hamburg (10. Juni), Berlin (11. Juni) und Köln (16. Juni). Nichts wie hin!