Geschafft. Ab sofort werden die Tage länger als die Nächte, wir haben die dunkle Jahreszeit hinter uns. Der kalendarische Frühjahrsanfang hat uns auch schon ein paar frühlingshafte Tage beschert. Gelegenheit, mal den ein oder anderen Sonnenstrahl zu genießen und dabei für ein paar Minuten zu vergessen, dass sich um uns herum so einiges ziemlich verdüstert.
Zum Treiben des angeblich mächtigsten Mannes der Welt im Weißen Haus fallen etlichen Interviewpartnern reihenweise nur wenig schmeichelhafte Vergleiche ein. Der mit dem römischen Kaiser Nero war zwar noch nicht dabei, aber so allmählich dürfte der sich auch aufdrängen. Über Nero wird erzählt, er soll Rom in Brand gesteckt haben, um es anschließend nach eigenen Plänen neu aufzubauen, samt einem riesigen Palast für sich selbst, ein „Goldenes Haus“. Und weil sich Nero auch noch für den größten Künstler aller Zeiten hielt, soll er den Brand mit seiner Lyra lauthals besungen haben. Der große Brand im Jahr 64 jedenfalls ist belegt.
Nun hinken bekanntlich alle Vergleiche. Aber wie soll man etwas verstehen, das sich ansonsten unseren bisherigen Vorstellungen von Werten und Logik weitgehend entzieht?
Das fällt uns schon leichter im Blick auf die deutsche Politik. Die hat in den vier Wochen seit der Bundestagswahl einiges Atemberaubendes zu bieten dafür, dass eine Regierung eigentlich abgewählt und eine neue noch nicht gebildet ist. Genau in dieser Zwischenzeit werden enorm weitreichende Maßnahmen verhandelt, die den Eindruck vermitteln, dass endlich Dinge angepackt werden. Dass dabei zwei Wahlverlierer treibende Kräfte sind, macht die Sache zusätzlich prickelnd.
Geht doch, meinen viele erleichtert, und einige witzeln: Vielleicht sogar besser ohne richtige Regierung. Dass der Weg dorthin auch mit einigem Streit gepflastert war, finden die meisten – im Gegensatz zu dem früheren unproduktiven Zoff – ganz in Ordnung. Es geht schließlich um was. Am Ende auch darum, uns wieder so aufzustellen, dass wir den brandstiftenden Neros dieser Welt etwas ernsthaft entgegenzusetzen haben.