Drei Fragen
Mediensucht bei Jugendlichen steigt
Mediensucht ist weniger öffentlich sichtbar, anders als bei Cannabis oder Alkohol. Darum ist das Erkennen und die Prävention schwieriger, erklärt Suchtexperte Prof. Rainer Thomasius, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Herr Professor Thomasius, Sie sind Pionier bei der Erforschung von Mediensucht. Seit Jahren warnen sie davor, passiert ist auf dem Gebiet nicht viel, woran liegt das?
Das nicht viel passiert ist, kann ich so selbstverständlich nicht stehen lassen. Nicht nur bei der Suchtbekämpfung an unserer Uniklinik in Eppendorf, sondern auch alle meine Kollegen und Kolleginnen haben dieses Phänomen sehr genau auf dem Schirm. Wir haben erfolgreiche Behandlungen zur Heilung entwickelt. Aber ich weiß, was Sie meinen: Warum macht der Staat dagegen so wenig. Auch der ist aktiv, nur die Herausforderung bei Mediensucht ist, man erkennt diese nur schwer. Es ist nicht wie bei Drogenkranken, die auf Plätzen oder an Bahnhöfen in der Öffentlichkeit sichtbar sind, es ist eine sehr intime Sucht, und die Betroffenen schotten sich obendrein immer weiter ab.
Ab wann bin ich mediensüchtig, was sind die ersten Anzeichen?
Mediensucht beginnt, wenn die Priorisierung auf die Medien so stark wird, dass alles andere stark vernachlässig wird. Bei Jugendlichen werden Hausaufgaben nicht erledigt, Schule wird geschwänzt, Freizeitaktivitäten entfallen, ebenso Treffen mit Freunden. All das unterbleibt zugunsten des Zugangs zu den unterschiedlichen Medien. Ist das konstant über zwölf Monate zu beobachten, sprechen wir von Mediensucht. Aber eine exzessive Nutzung während pubertären Krisen rechtfertigt nicht die Diagnose Mediensucht. Doch Eltern sollten dies genau beobachten und Suchtexperten im Zweifelsfall um Rat fragen; wie bei jeder Sucht, sind auch hier die Grenzen fließend.
Seit sieben Jahren leiten Sie eine Langzeitstudie zum Medienkonsum, aus dem Sucht werden kann, wie hat sich das Verhalten verändert?
Vor der Pandemie haben wir bei Zehn- bis 17-Jährigen einen täglichen Konsum von zwei Stunden ermittelt, der liegt jetzt bei zweieinhalb Stunden. Mittlerweile übersteigt Mediensucht die Abhängigkeit von Alkohol oder Cannabis bei Weitem. Wir wissen, dass Cannabis-Sucht bei den Jugendlichen in der Altersgruppe der Zwölf- bis 18-Jährigen etwa zu 0,5 Prozent vorkommt. Bei der Mediensucht liegen wir in Deutschland mittlerweile bei vier bis fünf Prozent. Wobei wie anfangs ausgeführt, die Dunkelziffer höher sein dürfte, da Mediensucht weniger Öffentlichkeit erfährt, als Cannabis- oder Alkoholmissbrauch; das ist es, was uns die Arbeit erschwert. Interview: Sven Bargel

Games-Boom verebbt
In den vergangen vier Jahren gab es für Unternehmen im Bereich der Computerspiele ein Rekord nach dem anderen zu vermelden. Doch im vergangenen Jahr musste der deutsche Games-Markt einen Rückgang der Umsätze von sechs Prozent verschmerzen. Allerdings auf höchsten Niveau: Der Umsatz ist auf 9,4 Milliarden Euro zurückgegangen. Zur Orientierung: 2019 wurden nicht mal fünf Milliarden Euro umgesetzt. Der überraschende Boom fußte vor allem auf der Pandemie und den daraus resultierenden Lockdowns. Die Menschen entdeckten Computerspiele für sich und rüsteten sich zu Hause mit der entsprechenden Spiele-Hardware aus. Dieses Segment ist weitgehend erschöpft, so der Bundesverband Games. Der Beleg dafür: Während 2024 insgesamt sechs Prozent weniger Umsatz gemacht wurden, ist der Markt für Online-Gaming-Services um zwölf Prozent auf fast eine Milliarde Euro gewachsen. Das sind zum einen neue Spiele, aber auch immer mehr Zusatzservices wie Ausstattungen für Figuren oder deren Ausrüstung.
Früherkennung kann Leben retten
Jedes Jahr erhalten in Deutschland rund 55.000 Menschen die Diagnose Darmkrebs. Besonders tückisch: Die Erkrankung bleibt oft lange unbemerkt, weil Symptome wie veränderte Stuhlgewohnheiten oder leichte Bauchschmerzen zunächst harmlos erscheinen. Dabei könnten viele Fälle durch eine rechtzeitige Vorsorge verhindert oder früh erkannt und besser behandelt werden. Im Rahmen des diesjährigen Darmkrebsmonats informieren die Knappschaft-Kliniken Saar über wichtige Aspekte der Früherkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten. Dr. Jochen Schuld, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie sowie Leiter des Darmzentrums Saar, gibt einen Überblick über Vorsorgemaßnahmen und operative Therapien. Zudem wird erläutert, warum gerade regelmäßige Darmspiegelungen eine entscheidende Rolle spielen. Die kostenlose Veranstaltung findet am Dienstag, 25. März 2025, um 17 Uhr in den Knappschaft-Kliniken Püttlingen (Raum hinter der Cafeteria, Untergeschoss) statt.
Preis für „Gute Bürgerbeteiligung“
Die Deutschen meckern gerne, auch wenn es um die Verwaltungen im kommunalen Bereich geht. Darum hat sich vor vier Jahren das Kompetenzzentrum Bürgerbeteiligung gegründet und einen Preis initiiert, um auf diese Weise mehr Miteinander in den Städten, Gemeinden und Kreisen zu stiften. Die Auszeichnung „Gute Bürgerbeteiligung” können Kommunen oder zivilgesellschaftliche Organisationen in Kooperation mit einer Verwaltung erhalten, die qualitativ hochwertige Beteiligungsprozesse durchgeführt haben. Vorschlagsrecht haben die Bürger. Als Preisträger gewürdigt werden herausragende Projekte, die als gutes Beispiel für das Miteinander von Bürger und Verwaltung angesehen werden. So wurde der Verein „Bonn4Future“ für sein Klima-Engagement in der Bundesstadt prämiert. In Solingen wurde das Demokratiebündnis ausgezeichnet. Das brandenburgische Werder an der Havel wurde als Stadt mit dem Preis bedacht, nachdem Bewohner und Gemeinde einen Zukunftshaushaushalt gemeinsam erstellt haben. Bis zum 31. Mai können für den diesjährigen Preis Vorschläge unterbreitet werden, per Mail unter info@gutebeteiligung.de.
Bahn-Gipfel im Saarland
Die Bahn will sich weiter bei Modernisierung und Sanierung im Saarland engagieren. Bahnchef Richard Lutz verwies auf das geplante Großprojekt einer Generalsanierung der Strecke Forbach-Ludwigshafen. Außerdem soll die Strecke Homburg-Zweibrücken reaktiviert und ein 20-Minuten-Takt im Rahmen des S-Bahn-Konzeptes Saarlouis-Saarbrücken-Homburg mit Anbindung von Neunkirchen umgesetzt werden. Weiterhin haben Land und DB Regio das Saarland zur „Modellregion Integrierte Alltagsmobilität“ erklärt, bei dem innovative Konzepte für eine „Tür-zu-Tür-Mobilität“ entwickelt werden sollen. Die Bahn beteiligt sich zudem an einer Aufwertung des Saarbrücker Hauptbahnhofs. Der soll zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober in Saarbrücken die bahnfahrenden Gäste begrüßen.
Bündnis Wohnungsbau macht Druck

Sieben Verbände aus Gesellschaft und Industrie haben sich zusammengeschlossen und fordern seit zwei Jahren die Politik auf, endlich im Bereich des sozialen Wohnungsbaus, aber auch auf dem freien Wohnungsmarkt aktiv zu werden. Ihre Forderung: Mindestens 100.000 Sozialwohnungen und 60.000 bezahlbare Wohnungen pro Jahr müssen neu gebaut werden. Kritik gibt es daher an den derzeitigen Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD. Der Wohnungsbau komme bei Schwarz-Rot deutlich zu kurz, so das Bündnis. Führende Verbände und Organisationen der deutschen Bau- und Wohnungswirtschaft fordern CDU/CSU und Sozialdemokraten auf, bei den Koalitionsverhandlungen ein deutlich stärkeres Gewicht auf den Wohnungsbau zu legen. Die bisherige Ausgestaltung sei nicht akzeptabel und müsse dringend korrigiert werden, so das Wohnungsbaubündnis. „Die wirtschaftliche Bedeutung, die der Wohnungsbau als Motor für die Binnenkonjunktur hat, muss sich im Koalitionsvertrag widerspiegeln“, so das Bündnis.

Energieversorgung
Gas im Sommer teurer
Trotz der erheblichen Leerung der deutschen Gasspeicher in den ersten beiden Monaten des neuen Jahres gibt die Initiative Energien Speichern (INES) Entwarnung: Mit einem Engpass bei der Gasversorgung ist in diesem ausgehenden Winter nicht mehr zu rechnen. Anfang März waren die Gasspeicher noch zu 32 Prozent gefüllt. Seit Jahresbeginn wurde fast die Hälfte der gesamten deutschen Gasspeicherkapazität entnommen. Das waren 120.000 Terrawattstunden. Was dem Speicherverband Sorge bereitet, ist die aktuelle Preisentwicklung bei der Befüllung der Speicher für den kommenden Winter. Derzeit liegen die Gaspreise am Spotmarkt oder für den kommenden Sommer über den Preisen im Winter, so INES-Geschäftsführer Sebastian Heinermann, weil Deutschland mehr Flüssiggas kaufen muss. Damit hat sich das Preisgefüge umgekehrt, Gas ist im Sommer teurer als im Winter. Die Bundesregierung müsse schnell eine neue Strategie zur günstigen Befüllung entwickeln, so Heinermann.
Sparen beim Bürgergeld

Mit radikalen Änderungen beim Bürgergeld zog die CDU/CSU in den Wahlkampf. Sparen könnte sie dabei vor allem bei der Verwaltung, so eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung. In den vergangenen zehn Jahren seien die Kosten für die Verwaltung um 39 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro gestiegen, während die Mittel zur Förderung von Leistungsbezieherinnen und -beziehern bei rund 3,8 Milliarden Euro verharren. Einige Jobcenter verschieben bis zu 70 Prozent dieser Gelder in die Verwaltung. Die Folge: Das „Soll“ beim Bereich Eingliederung werde um rund eine Milliarde Euro unterschritten, während das Verwaltungsbudget jedes Jahr überschritten wird, so die Studie. Weil 44 Prozent der arbeitslosen Bürgergeldempfängerinnen und -empfänger zwei oder mehr Vermittlungshemmnisse haben, sei auch eine stärkere individuelle Unterstützung, zum Beispiel durch Coaching oder eine persönliche Entwicklungsberatung, nötig. Insbesondere für jüngere Betroffene brauche es mehr abschlussorientierte Qualifizierung und eine passgenaue Weiterbildung.

Vogelgrippe
Eierkrise in den USA
In den USA werden Eier knapp – eine Folge der gerade grassierenden Vogelgrippe. Daher haben die Vereinigten Staaten nun Europa um Unterstützung gebeten. Die Vogelgrippe H5N1 ist derzeit bei Wildvögeln auf der ganzen Welt verbreitet. In den USA führte das Virus zu Ausbrüchen in Geflügelbetrieben und sprang auch auf Kühe über. Zahlreiche Legehennen wurden gekeult, um die Seuche einzudämmen. Ausgerechnet in Dänemark und in Schweden sind bei Branchenverbänden entsprechende US-Anträge für ausgeweitete Eierexporte eingegangen, wie dänische und schwedische Medien berichten. Wegen Plänen des US-Präsidenten, Grönland zu kaufen, ist das Verhältnis Dänemarks zu den USA derzeit angespannt. Der dänische Agrarminister Jacob Jensen sagte Medienberichten zufolge, die Anfragen der USA an sein Land seien ein gutes Beispiel dafür, dass die Vereinigten Staaten weiterhin beim Handel von Europa abhängig seien.
Wiegand will's wissen
Blickpunkt Europa
Nein, nicht schon wieder! Erneut ist ein wichtiges EU-Projekt in die Mühlen des Kompetenzgerangels geraten. Ausgerechnet der ehrgeizige 800-Milliarden-Euro-Aufrüstungsplan „ReArm Europe“ löst Empfindlichkeiten aus – nicht unbedingt wegen der Sache, sondern wegen des politischen Vorgehens.
Der Widerstand kommt aus der Mitte des Europäischen Parlaments. An sich wird Ursula von der Leyens Plan zur Stärkung der Verteidigungsindustrie dort breit begrüßt. Zu drängend sind Russlands Bedrohungen und die Unzuverlässigkeit der USA, als dass grundsätzlicher inhaltlicher Widerstand gegen den Bewaffnungsplan aufkäme.
Dennoch hat das ambitionierte Vorhaben mit schwieriger Finanzierung hinter den Kulissen einen Machtkampf ausgelöst. Die Kommissionspräsidentin will das Milliardenpaket schnell durchbringen – laut Artikel 122 der „Geschäftsordnung“ der Europäischen Union (AEUV) ohne lange Debatten. Jeder Tag zählt, da die europäische Rüstungsbranche rasch handlungsfähig sein muss.
Nun hat die deutsche Christdemokratin aber den Mitsprachewillen einiger Abgeordneter im ohnehin machtarmen Parlament unterschätzt. Selbst in ihrer EVP-Fraktion grummelt es, selbst Fraktionschef Manfred Weber fühlt sich übergangen, will abstimmen lassen. Zudem hat das niederländische Parlament ein Veto eingelegt, was den Plan zusätzlich verzögert.
Solche Spannungen zeigen: Die EU ist reformbedürftig. Die Zeiten eines behaglichen Clubs mit Vetorecht für alle sind vorbei. Europa muss schlagkräftiger werden. Sonst diskutieren wir immer noch über jede Schraube, während Putins Panzer schon am Eiffelturm parken.
Wolf Achim Wiegand ist freier Journalist mit EU-Spezialisierung.