Nach der 0:2-Niederlage gegen den VfB Stuttgart II herrscht beim 1. FC Saarbrücken Tristesse. Die Mannschaft verfällt immer wieder in alte Muster. Das große Ziel ist in Gefahr.

In der 3. Liga hat der 1. FC Saarbrücken seine gute Ausgangsposition leichtfertig aus der Hand gegeben. Nach der 0:2-Niederlage gegen die Zweite Mannschaft des VfB Stuttgart ist die Spitzengruppe wieder näher zusammengerückt. Beim schweren Auswärtsspiel in Rostock muss der FCS gewinnen. Dabei war die englische Woche vor der Länderspielpause so verheißungsvoll gestartet. Das Team von Trainer Rüdiger Ziehl siegte mit 2:1 gegen Energie Cottbus und kletterte erstmals in dieser Saison auf einen direkten Aufstiegsplatz. Den behielt das Team auch noch nach der 1:3-Niederlage bei den starken Bielefeldern. Das Heimspiel gegen die auswärts bis dato sieglosen Schwaben wurde als Pflichtaufgabe abgetan. Doch wie schon vor Wochen in Unterhaching verhalf der FCS einem angeschlagenen Gegner zu einem Erfolgserlebnis. Schon vor dem Spiel meinte ein Stadionbesucher, eine Stimmung wie bei einem Freundschaftsspiel ausgemacht zu haben.
Und so plätscherte die Anfangsphase dahin. Der FCS kombinierte gefällig, kreierte sich ein, zwei Halbchancen und stellte fest, dass die jungen Schwaben, die einen 17-jährigen in der Startelf hatten, ein harmloser Gegner waren. Und so kam es wie es kommen musste. Dem FCS fehlten Leidenschaft, Gier und Zweikampfstärke. Die Stuttgarter wagten sich nach gut einer halben Stunde erstmals richtig vor das Saarbrücker Tor und dürften ziemlich überrascht gewesen sein, dass ihnen dort wenig Gegenwehr geboten wurde. Zweimal parierte Torwart Phillip Menzel glänzend, beim dritten Mal war er machtlos. Der 17-jährige Mirza Catovic konnte sein Glück kaum fassen, so unbedrängt konnte er seinen ersten Profitreffer erzielen. „Wir haben immer wieder einen Bruch im Spiel. Da machen wir weniger und laden den Gegner ein. Wir verteidigen das nicht gut. Wir müssen uns sehr schnell ganz anders präsentieren“, sagte der später eingewechselte Patrick Schmidt. Der Saarländer weiß, was die Stunde geschlagen hat: „Die Fallhöhe ist enorm. Innerhalb von einer Woche kann sich die Stimmung brutal wandeln, aber das wussten wir. Es liegt nur an uns.“
Wie schon in den vergangenen Wochen führte der Gegentreffer dazu, dass der FCS den Kopf verlor. Die Folge: Noch vor der Pause durfte Mohamed Sankoh ebenfalls unbedrängt einschieben. Das Gegentor legte die Schwächen des FCS offen. Patrick Sontheimer verteidigt auf der zentralen Position vor der Abwehr seit Wochen viel zu ungestüm, lässt sich früh rausziehen und bietet dem Gegner so Räume. Die bieten sich auch, weil der FCS auf der Außenverteidigerposition nicht gut aufgestellt ist. Calogero Rizzuto wirkte bei allem Einsatz zuletzt überspielt und agierte fehlerhaft. In Rostock wird er aufgrund seiner zehnten Gelben Karte fehlen. Immerhin ist Till Schumacher wieder fit, der nun zwangsläufig auf links auflaufen wird. Erst danach kann Coach Ziehl das Naheliegende machen und Rizzuto wieder auf seine angestammte Position nach rechts schieben. Philip Fahrner ist dort seit Wochen ein absoluter Schwachpunkt.
Brünker-Rückkehr ist in Sicht
Doch nicht nur defensiv haperte es. Einen Pfostenschuss durch Maurice Multhaup brachte der FCS im zweiten Abschnitt zustande. „Wir waren geduldig, zu geduldig“, sagte Ziehl. Schlafwagenfußball hätte es besser umschrieben. Erstmals in dieser Saison verließ ein Teil des Publikums frühzeitig das Stadion. „Nach dem emotionalen Höhepunkt gegen Cottbus folgten 180 Minuten selbstgefälliges Getrabe“, umschrieb ein Fan in den sozialen Medien das Geschehene recht treffend.

In der Hinrunde befand sich der FCS in einer ähnliche Situation. Damals stellte Ziehl von Dreier- auf Viererkette um, auch weil Kapitän Manuel Zeitz verletzt ausfiel. Der ist nach seinem Innenbandriss wieder einsatzfähig. Beim Schlüsselspiel in Rostock ist er fast zwangsläufig eine Alternative. Egal, ob als zentraler Mann in einer Dreierkette oder als Abräumer, der dem ungestümen Sontheimer im zentralen Mittelfeld den Rücken freihält. Die kreativen Lösungen im Zentrum werden ohnehin weniger, da nach Richard Neudecker nun auch noch Sebastian Vasiliadis verletzt ausfallen wird. Wie lange, das stand zu Wochenbeginn noch nicht fest.
Auch im Angriff dürften die Karten neu gemischt werden, da Kai Brünker wieder zurückkehrt. Er ist einer der wenigen Mentalitätsspieler, die weder die Nerven verlieren, noch sich wegducken. Andere wie Boné Uaferro sind entweder verletzt oder nehmen wie Kapitän Zeitz auf der Bank Platz. Neuzugang Florian Krüger ist vom Typ her kein Zentrumsstürmer für ein 4-3-3. Auch daher würde sich eine Doppelspitze anbieten. Bleibt zu hoffen, dass die Länderspielpause genutzt wurde, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Von neun verbleibenden Spielen muss der FCS mindestens sechs gewinnen. Und in Rostock steht nächsten Samstag bereits ein Schlüsselspiel an.